Eine orangene Acht mit QR-Code in der Mitte informiert über das Projekt "Wald als Klimaschützer", wie hier am Kneippbrunnen. Foto: Strohmeier

An manchen Stellen im Bad Dürrheimer Kapfwald steht seit kurzen jeweils eine gut zwei Meter hohe orangefarbene hölzerne Acht auf der ein QR-Code angebracht ist. Sind dies neue Kunstwerke? Markieren sie Treffpunkte? Nein, sie sind Teil eines neuen Projekts.

Bad Dürrheim - Manch ein Waldbesucher wird sich in den vergangenen Tagen gewundert haben als er eine übergroßen Acht mitten im Wald sah. Scannt man den QR-Code mit seinem Smartphone, landet man auf einer Website der Initiative "Wald ist Klimaschützer", informiert das Landratsamt.

Die Initiative wurde durch den Familienbetrieb Land und Forst sowie den Verband der Waldeigentümer ins Leben gerufen. In Baden-Württemberg werden diese durch die Forstkammer vertreten.

Doch wer steckt hinter dem Aufstellen der Acht in Bad Dürrheim? Und wieso ist es eine Acht? Begibt man sich auf die Suche nach den Verursachern, landet man schnell bei Matthias Berger, Revierförster von Bad Dürrheim. Und tatsächlich weiß er Bescheid: Die Forstwirte von Bad Dürrheim haben die übergroßen Achter gesägt, verschraubt, angestrichen und aufgestellt.

Bürgermeister ist Initiator

Den Anstoß hierfür gab Bürgermeister Jonathan Berggötz. Die Aktion hat eine klare Botschaft: "Ein Hektar Wald in Deutschland kompensiert acht Tonnen CO2 pro Jahr. Der Wald kompensiert damit bundesweit 14 Prozent des deutschen Treibhausgasausstoßes", so Berggötz. "Diese Leistung ist vielen Menschen nicht bekannt." Kurzum heißt das: Waldbesitzende, die sich täglich für den Wald einsetzen, leisten einen großen Beitrag zum Klimaschutz. Und genau diese Leistungen, von denen die gesamte Bevölkerung profitiert, sollen mehr Anerkennung und Aufmerksamkeit bekommen durch die Initiative mit der orangen Acht.

Doch es bleibt nicht bei der Acht. Die Initiative der Waldeigentümer fordert, dass Klimaschutzleistungen des Waldes mittels finanzieller Prämie honoriert und an die Waldbesitzenden weitergegeben werden sollte. Denn der Erhalt des Waldes ist wichtiger und schwieriger denn je. Waldbesitzende stehen vor der großen Herausforderung, klimastabile Wälder aufzubauen. Es ist eine finanzielle Gratwanderung: Viel Schadholz der vergangenen Jahre, geringe Holzpreise für das Schadholz und gleichzeitig kommen die Kosten der Wiederbewaldung auf die Waldeigentümer zu. Dennoch lassen sich diese meist nicht unterkriegen und pflanzen junge Bäume – in der Hoffnung, dass sie mit dem veränderten Klima zurechtkommen. Auch im Bad Dürrheimer Wald haben die Forstwirte fleißig gepflanzt. Im Frühjahr 2021 wurden 5500 Bäume auf zwei Hektar gepflanzt. Die Stadt Bad Dürrheim investiert jedes Jahr in den Walderhalt und das nicht erst seit den großen Trockenheitsschäden der letzten Jahre. Matthias Berger macht aber auch klar: "Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den Wald zu erhalten und Klimaschutz zu leisten."

Beitrag von jedem

Jede und jeder kann einen Beitrag im Bereich des Klimaschutzes im Alltag leisten. Das fängt damit an, dass Verantwortung nicht auf andere übertragen wird, sondern man sich selbst als Handelnder erkennt. "Die orangenen Achter verwundern die Waldbesucher und bringen sie zum Nachdenken. Sowohl die Forstwirte als auch ich hatten schon Nachfragen, was es damit auf sich hat", erzählt Matthias Berger. Das Ziel wurde also erreicht: Aufmerksam machen auf die vielfältigen Klimaschutzleistungen des Waldes vor der Haustür der Bad Dürrheimer.

Die Kommune hat sich als Naturwaldgemeinde besondere Aufgaben gestellt. Zu den Pflichten einer Naturwaldgemeinde gehören, laut städtischer Homepage, die Förderung stufiger und strukturreicher Bestände, die Anreicherung mit standortheimischen Baumarten, der Vorbau in naturfernen Bestockungen, der Verzicht auf Chemieeinsatz und eine sanfte Betriebstechnik, beispielsweise 40 Meter Abstand bei den Erschließungslinien. Holzerntemaschinen werden nur in geeigneten Waldbeständen eingesetzt. Kahlschläge finden nicht statt. Auch eine Beschränkung der Wilddichte ist ein wichtiges Kriterium, damit die natürliche Verjüngung der Baumarten möglich ist.

Fünf Prozent der Waldfläche werden nicht bewirtschaftet und den natürlichen Abläufen überlassen. Auch vor der Prädikatisierung war der Bad Dürrheimer Wald auf eine naturnahe Bewirtschaftung ausgerichtet. Dies hat die Einhaltung der Naturwald-Kriterien erleichtert.