Bei bestem Wetter waren die Influencerinnen in Bad Teinach-Zavelstein zu Gast. Foto: Börlind

Da ging die Post ab in Bad Teinach-Zavelstein – zumindest in der Online-Welt. Denn vor Kurzem waren 20 der bekanntesten Influencerinnen der Bundesrepublik im Teinachtal zu Gange. Unter anderem Sofia Tsakiridou, die eine Yoga-Stunde am Lautenbach-Hof abhielt. Das Model hat beim sozialen Netzwerk Instagram 518 000 Follower, also Menschen, die ihre Inhalte gut finden und immer wieder aufsuchen.

Bad Teinach-Zavelstein - Doch Tsakiridou war nicht die einzige Social-Media-Größe vor Ort: Scarlett Gartmann-Reus, die Frau von Fußballspieler Marco Reus, war ebenfalls beim zweitätigen Aufenthalt dabei. Gartman-Reus begeistert immerhin noch gut 267 000 Follower. Mal posiert die Spielerfrau vor einem Pferd, mal präsentiert sie Mode oder läuft dynamisch mit einer schmucken Handtasche durchs Bild. Die bekannteste Influencerin war bei diesem Gastspiel mit Sicherheit Farina Opoku, besser bekannt unter ihrem Accountnamen "Novalanalove". Satte 1,5 Millionen Menschen folgen der Frau aus Köln, die mal für Damenunterwäsche, mal für Kosmetik Werbung macht.

Ein Werbeauftrag war auch der Grund für den Besuch der Influencerinnen in Bad Teinach-Zavelstein. Der Calwer Kosmetikhersteller Börlind organisierte den Tag für die in Follower-Zahlen gemessen recht einflussreichen Frauen und lud sie eben nach Bad Teinach in ein dortiges Hotel ein.

Geld verdienen mit Posts

Doch wie funktioniert das Influencen, also zu Deutsch das Einflussnehmen eigentlich? Ein nicht unwesentlicher Teil der Plattform Instagram sind eben sogenannte Influencer. Diese erreichen durch ihre Präsenz und Beiräge in den sozialen Netzwerken viele Menschen, begeistern sie für Produkte und können damit Geld verdienen. Denn Werbung für die ihnen angetragenen Produkte machen die Influencerinnen eben nicht umsonst – so natürlich auch im Fall von Börlind. Doch wer nun denkt, das schillernde Glitzerleben, dass bei Instagram präsentiert wird, sei quasi der Alltag, der irrt sich gewaltig. Denn das Betreiben eines erfolgreichen Instagram-Accounts ist bei Weitem nicht so einfach, wie es auf den ersten Blick scheint. Schon gar nicht für Menschen, die damit Geld verdienen möchten oder müssen. Es steckt viel Arbeit und Disziplin in jedem Profil.

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Teilweise bis zu sechs Stunden verbringen die Einflussnehmer pro Tag in der Smartphone-App, um ihre Follower mit Content zu versorgen. Denn das bringt am Ende auch das Geld. Gemessen wird der Erfolg einer solchen Instagram-Aktion übrigens in sogenannten "Insights". Das Analyseprogramm von Instagram für das eigene Profil zeigt beispielsweise die Reichweite von Beiträgen – und an denen orientiert sich dann auch die Gage, freilich auch noch abhängig von der Größe des Unternehmens. Ein krasses Beispiel: Ein großer Automobilhersteller zahlt pro Beitrag naturgemäß mehr, als der lokale Handwerker, der für seine Zunft werben will.

Die großen Aufträge heimsen ohnehin nur diejenigen ein, die eine Followerzahl von um die 100000 aufweisen können – dann springen aber teils auch Summen von 5000 bis 10 000 Euro pro Monat heraus, verrät Tim Maier, Geschäftsführer einer Digitalagentur aus Albstadt im Zollernalbkreis.

Touristik wusste indes von nichts

Welche Summen Börlind für das Event in Bad Teinach lockergemacht hat, ist indes nicht überliefert. Doch was macht die geballte Präsenz von Influencern eigentlich mit der Region Teinachtal, die sich ja bundesweit als Wanderregion etablieren will?

Erstaunlicherweise in diesem Fall wenig. Denn die Teinachtal-Touristik wusste nach eigenen Angaben nichts von der Aktion vor ihrer Haustüre. "Wir haben es auch nur über social media mitbekommen", erklärt Franziska Bürkle, Leiterin der Teinachtal-Touristik, auf Anfrage unserer Redaktion. Dem Kosmetikhersteller macht sie keinen Vorwurf, das sei ja ein Ding des Unternehmens, räumt aber ein, dass es ›nice to have‹, also schön zu haben, gewesen wäre, hätte man von der Anwensenheit der Influencerinnen profitieren können. Denn das habe man in der Vergangenheit schon gespürt, dass ebenjene Berufsgruppe für mehr Aufmerksamkeit sorgt. "Das merkt man dann vor allem in den Social-Media-Kanälen, dass man eher geteilt oder verlinkt wird, wenn ein Influencer hier war", so Bürkle weiter.

Selbst hat man das ab und an bereits in Kooperation mit der Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald gemacht und sich im Zuge dessen bekannte Social-Media-Größen in den Schwarzwald geholt – genauer gesagt in den #blackforest, um es im meist englischsprachig befüllten Instagram-Duktus auszudrücken.

Den Influencerinnen, die jetzt vor Kurzem das Teinachtal besuchten, scheint es jedenfalls gefallen zu haben. "Der Schwarzwald rockt. Richtig, richtig schön", schwärmte etwa Tsakiridou in einem ihrer Beiträge. Das gefällt dann natülich auch der Teinachtal-Touristik – auch, wenn man nicht direkt an den Social-Media-Größen dran war.