Reporter Jürgen Lück geht baden - er macht den Schwimmtest am alten Freibad. Foto: Hopp

Gemeinderat denkt über ein neues Bad nach. Der Schwarzwälder Bote testet Badespaß im Neckar.

Horb - Jetzt im Sommer soll im Gemeinderat die 10 000 Euro teure Machbarkeitsstudie für ein Freibad am Neckarbad vorgelegt werden. Doch warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt?

Gestern, 13 Uhr. Das alte Freibad in Horb. Wie gut taugt es als Horbs Summer-Beach?

Lilo Fradella, Pächter des »Porto Neckar« lächelt, als ich meine Badehose aus der Tüte hole. Er erzählt: »Es kommt schon öfter vor, dass hier Leute baden. Jugendliche springen auch von der Brücke (hinterm Aldi) runter ins Wasser. Ich denke, die Menschen haben Bedenken, weil sie die Furcht haben, dass das Neckarwasser nicht sauber ist.«

Check 1: Kann ich mich überhaupt in die Fluten stürzen, ohne von Bakterien verseucht zu werden? Horbs Stadtwerke-Chef Eckardt Huber hatte bereits gesagt, dass die Wasserqualität des Neckars in Ordnung ist. Es gäbe lediglich ein schlimmes Bakterienproblem, wenn nach einem Starkregen Neckar-aufwärts von Horb die Kläranlagen das ungeklärte Wasser in den Fluss lassen, um selbst nicht überzulaufen. Huber: »Wir können nicht verhindern, dass Kolibakterien das Gewässer verschmutzen. Beispielsweise, wenn ein Schwan reinmacht. Deshalb ist das Baden dort auf eigenes Risiko.«

Doch den letzten Starkregen hat es lange nicht mehr gegeben. Ein Schwan ist gerade auch nicht zu sehen. Also, scheint alles sauber zu sein.

Check 2: Umkleiden. Muss ich jetzt mein nacktes Hinterteil zeigen? Lilo Fradella: »Die Räumlichkeiten hinten sind belegt. Links ist der Lagerraum für die Konzertstühle, rechts mein Lager, daneben das Lager der Stadtmusik und das Bootshaus des Kanu-Polo-Vereins. Die haben auch verschiedene aufstellbaren Sichtschutz-Anlagen.« Doch jetzt ist nichts da. Hilft nur die Handtuch-Nummer.

Check 3: Die Wassertiefe. Lilo reicht mir einen Zollstock. Bis zum Knie sind es 60 Zentimeter. Ich gehe über die Steintreppe rein. Versinke voll im Matsch. Darunter ist eine feste Betonschicht. Die ersten fünf Meter Richtung Flussmitte geht das Wasser mir ungefähr bis zur Hälfte Unterschenkel. 30 Zentimeter. Dürfte fast Kleinkind-kompatibel sein. Danach die nächsten 5 bis 6 Meter geht mir das Wasser bis zur (Rest-)Wampe. Also ungefähr 1 Meter Wassertiefe. Und von der Breite her erstrecken sich diese Bade-Bereiche deutlich über die Steintreppe hinaus. Zwei Markierungen – und der Nichtschwimmerbereich wäre markiert. Nach ungefähr 10 bis 11 Metern fällt der feste Untergrund ab, der echte Fluss startet. Auf dem Wasser schwimmen Äste, ein paar federartige Teile. Es ist schön erfrischend – ich schätze mal 17 bis 18 Grad.

Check 4: Die Strömung. Laut FD/FW Gemeinderat Daniel Wochner beginnt vor dem Wehr eine Sperrfläche: »Dort ist das Bootfahren wegen der Strömung verboten. Es ist haftungsrechtlich sehr schwierig und hakelig, Schadenersatzansprüche auszuschließen, wenn Schwimmer in die Strömung kommen.« Muss ich jetzt rudern ohne Ende, um nicht abzutreiben?

Wie verhindert man Hygiene-Gefahr?

Nein. Ich schwimme gerade rüber. Hier ist kaum Strömung zu spüren und zu sehen. Es ist einfach herrlich. Ich paddele gemütlich – alles easy.

Dann tauchen MGG-Schüler am Bootseinlass vor ihrer Schule auf. Sie sehen mich schwimmen. Ich sehe, wie sie sich erst ein bisschen abspritzen, das Mädchen ins Wasser schmeißen (klar, gehört in dem Alter dazu). Ich schwimme flussaufwärts, um mir das näher anzuschauen. Auch hier ist keine starke Gegenströmung zu spüren.

Check 5: Die Natur. Ich bin schon fast am Steg, wo die Schüler reingesprungen sind. Plötzlich höre ich, wie sie aufschreien: »Eine Schlange!« Blitzschnell bewegt sich eine Ringelnatter auf dem Wasser und schlängelt sich ins Ufer. Schreck lass nach, oder? Ein Schüler sagt: »Das ist doch nur ‘ne Ringelnatter. Die hat mehr Angst vor uns Menschen als wir vor ihr.«

Check 6: Aussteigen. Gut zwei bis 1,50 Meter vor jedem Ufer sind Steine, die eine Plattform zum Aussteigen bieten. Am MGG-Steg und an der Steintreppe geht es natürlich noch leichter.

Check 7: Stranddusche. Weil vor der Steintreppe der ganze Schlamm ist, habe ich schon ein klebriges Gefühl an den Beinen. Doch eine Stranddusche fehlt. Das in den Handwaschbecken der Toilette zu machen, wäre wohl ein bisschen heftig für den Kiosk-Pächter, der sie sauberzuhalten hat.

Check 8: Sundowner. Schnell den Schwabo-Liegestuhl geholt, auf den breiten Weg vor dem MGG gestellt. Passt perfekt – links die Stadtkulisse, vor mir der Neckar, rechts das kühle Getränk. Hier würde geschätzt zehn Liegestühle locker hinpassen. Dazu hat die Stadt jetzt neue Liegebänke Richtung Inselspitze hingelegt. Fehlen nur noch Sitzsäcke.

Check 9: Die Freibad-Befürworterin. Um eine mögliche Hygiene-Gefahr zu minimieren, bestelle ich einen Ramazotti. Den schenkt mir SPD-Gemeinderätin Viviana Weschenmoser ein. Sie hatte mit ihrer Fraktion auch die Machbarkeitsstudie gefordert. Und was hält sie von der kleinen Lösung? Viviana: »Das wäre vielleicht auch eine Alternative.«