Laura Siegemund: Turniere, wenn sie Lust dazu hat.
Horb - Kurz vorm Spiel kommen, meistens schnell nach dem Spiel wieder gehen: Laura Siegemund ist so etwas wie das Phantom des diesjährigen BMW-AHG-Cups. Die 24-Jährige wohnt in Metzingen und tourt jeden Turniertag vom Heimatort nach Bildechingen.
"Ich habe keinen Bock mehr, stundenlang auf der Tennisanlage zu hocken, das hängt mir ehrlich gesagt zum Hals raus", sagt Siegemund, und man darf ihr diese Aussage wohl auch nicht übel nehmen. Seit sie 14 Jahre alt ist, reist sie um die Welt und spielt Turniere. In der Jugendzeit war sie international erfolgreich, wurde sogar als neue Steffi Graf gehandelt. Der Erwartungsdruck war groß. Vielleicht zu groß. Doch spricht man sie über diese Zeit an, wird sie stiller. "Ich möchte eigentlich darüber keine Worte mehr verlieren. Das ist abgehakt."
Abgehakt hat sie ihre "erste Tenniskarriere" im Oktober vergangenen Jahres. Seitdem ist Tennis für sie nur noch der Nebenjob. Der Hauptjob ist nun ihr Studium der Psychologie. Da hat sie jede Menge zu tun. Mit ihrer Lernfreundin Sonja Schuler trifft sich im Internet zum "skypen", um gemeinsam zu lernen. Die Termine werden derzeit mit dem Turnierplan abgestimmt. Denn derzeit spielt Laura Siegemund, die heute selbst genau weiß, was sie will und nicht auf dem Mund gefallen ist, einige Turniere. Und das sogar ziemlich lange – weil sie weit kommt. In der vergangenen Woche siegte sie beim 25 000-Dollar-Turnier in Darmstadt – aus der Qualifikation heraus. Mit dem gestrigen Sieg gegen die Russin Kushkova hat sie ihren zehnten Sieg in Folge in der Tasche und ist bei einigen zur Turnierfavoritin geworden.
"Mein neues Motto ist: ›Alles kann, nichts muss‹", sagt Laura Siegemund. Sie will nur noch spielen, wenn es ihr Spaß macht. Und Turniere, auf die sie Lust hat. "Und seitdem läuft es auch. Und das, obwohl ich eigentlich so viel anderes im Kopf habe. Aber vielleicht ist das ja das Erfolgsgeheimnis."
Und was ist, wenn die Siegesserie nicht abreißt? Geht es dann wieder mehr auf Tour? "Viele sagen jetzt: Laura, du spielst so gut. Aber ich weiß, dass es dann wieder nicht laufen wird. Das habe ich im Gefühl." Also geht es morgen weiter mit dem Tennis als Nebenjob.
