Einzelhandel in der Kernstadt: Amplifon plant Auszug. Hirschgassen-Hügner will dagegen bleiben: "Ich brauch das Geschäft".
Horb - Amplifon – der Hörgerätespezialist – bereitet sich darauf vor, das Waldner-Areal zu verlassen. Das bestätigt Fachgeschäftsleiter Christian Stephan: »Wir sind in der Vorbereitung, ein neues Ladenlokal in Horb zu suchen.«
Auf dem Waldner-Areal soll ein Gebäude für altersgerechtes Wohnen entstehen (wir berichteten). Zwar soll es dem Vernehmen nach noch keine Entscheidung geben, wie Inhaber Kurt Waldner weiter vorgehen wird. Es wird aber nicht ausgeschlossen, dass der Abriss des ehemaligen Kinos bald erfolgen könnte.
Fakt ist jedenfalls: Amplifon, so bestätigt Geschäftsleiter Stephan, bereitet sich darauf vor, das Areal zu verlassen. Es könnte sein, so Stephan, dass eine Entscheidung Anfang des Jahres fallen könnte. Die Amplifon-Zentrale stehe jedenfalls hinter der Entscheidung, weiterhin in Horb präsent zu sein.
Das Waldner-Areal. Wegen eines geplanten Baus für altengerechtes Wohnung wurde der beliebte Bio-Laden im Frühjahr gekündigt. Ampflifon durfte drinbleiben.
Das Regierungspräsidium hatte kurz vor dem Auszug des Bioladens die Umbaupläne gestoppt. Begründung: Verstoß gegen die Stadtgestaltungssatzung. Der Städtebau- und Sanierungsausschuss hat deshalb beschlossen, eine neue Satzung aufzustellen.
Wie weit ist es damit? OB Peter Rosenberger: »Wir hatten eine Begehung gemeinsam mit dem Landesdenkmalamt. Daraus ergab sich die Erkenntnis, dass das Amt bereit ist, mit einer flexiblen Haltung da heranzugehen. Dementsprechend glauben wir, dass wir zum Jahresanfang einen neuen Satzungsentwurf vorlegen können. Wenn der mit dem Denkmalamt abgestimmt ist und die Satzung aus deren Sicht tragfähig ist, wollen wir den in die Gremien bringen. Aus unserer Sicht wollen wir den Prozess im ersten Quartal so weit haben. Für uns ist die Umsetzung der Satzung im zweiten Quartal geplant. Unser Ziel: Bis zum Sommer soll jeder Grundstücksbesitzer und Investor wissen, was er darf und was nicht.« Zuletzt hatte der Investor in das Projekt, die bouwfonds im Juli gesagt, dass das »Projekt derzeit auf Eis« liegt.
Doch welcher Vermieter könnte von einem Amplifon-Umzug profitieren? Der von Stefan Hügner in der Hirschgasse jedenfalls nicht. Zwar hängen am Geschäft für Schlüsseldienst, Uhren-Batterie-Wechsel und Schuhreparaturen seit ein paar Tagen Ausverkaufs-Schilder.
Inhaber Stefan Hügner betont aber: »Das gilt nur für den Anglerbedarf. Da komme ich mit dem Angebot im Internet einfach nicht mit. Es kommen Angler zu mir, die wollen Haken. Ich zeige ihnen mein Regal. Doch sie wollen den Haken dann von einem anderen Hersteller. Das kann ich nicht bieten.«
Aber: Hügner bleibt definitiv in der Hirschgasse. Der gelernte Schuhmacher: »Ich bin seit zwei Jahren in Rente. Doch ich brauche das Geschäft, zu Hause fällt mir sonst die Decke auf den Kopf.«
Nur eine kleine Pause wegen einer Hand-OP
Und dafür fährt Hügner Mittwoch bis Samstag von Villingen bis nach Horb. Der Schumacher: »25 Stunden die Woche – das ist gut zu machen. Mir gefällt es gut in Horb, hier bin ich mein eigener Herr. Und seitdem der Friseur nebenan ist, profitieren wir gegenseitig voneinander.«
Allerdings: In diesem Jahr wird Hügner an diesem Samstag zum letzten Mal in Horb sein: »Das ist aber nur wegen einer Hand-OP. Ich habe kein Gefühl mehr in den Fingern. Danach muss ich ein paar Wochen pausieren. Aber nach Dreikönig will ich wieder hier zurück sein.«
