Die Biker schauten sich die neuen Modelle ganz genau an. Foto: Maria Hopp

Bei Motorradshow können Besucher auch Ausfahrt per Virtual Reality erleben. Mit Video

Horb - Der kleine Paul zieht seinen großen Papa Peter auf die BMW R 1200. Das Stadtoberhaupt macht "Brumm Brumm", beugt sich runter in den Windschatten, zieht den Oberkörper wieder hoch und lächelt.

Die Faszination der Zweiräder – auf der Horber Motorradshow steht sie im Mittelpunkt. Und OB Peter Rosenberger gibt bei der Eröffnung nicht nur Gas mit seinem Sohn Paul. Sondern freut sich auch über die vielen Aussteller. Das Stadtoberhaupt: "Toll, was der MC Mühlen hier auf die Beine stellt. Das ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal für Horb!"

Rosenberger: "Das merke ich schon im Freundeskreis, wie wichtig das Thema Motorrad ist. Wenn die Anfang 40 sind, Kinder haben, dann ist oft die Frage: Mach ich den Motorradführerschein oder hole ich mir ein Wohnmobil?"

Und die meisten, die bis Sonntag in der Hohenberghalle waren, haben auf jeden Fall mindestens ein Bike. Und holen sich Inspirationen, was man für die neue Saison noch so braucht.

Trend Nummer Eins: Retro. Endweder echt oder nachgebaut. Echt beispielsweise wie bei den Kreidlerfreunden Horb. Markus Weigmann zeigt stolz seine Kreidler RS in weißer Martini-Markierung. Mit elegantem blauen Alcantara-Sattel. Weigmann: "Die haben wir in 100 Stunden wieder hergestellt. Das Motortuning hat der Kießler gemacht – er holt aus 64 Kubikzentimetern Einzylinder 15 PS. So fährt das Teil echte 120 km/h – und ist das meistfotografierte Stück auf unserem Stand."

Retro nachgebaut. Beispielsweise bei "Blackbike Crafträder" aus Haiterbach. Die Kawasaki Z900 S sieht aus wie die Z900 von 1972. Spitzname des Originals, schmunzelt Chef Alex: "Die hieß Frankensteins Tochter. Die lässt die Herzen aller Classic Fans auf der Messer höher schlagen. Hier auf der Messe bleibt fast jeder stehen vor dem Teil!"

Draußen liegt Schnee. Das führt dazu, dass das Streuchaos draußen auf den Straßen am Samstag dem Veranstalter vom MC Mühlen ein Drittel weniger Zuschauer als bei der letzten Veranstaltung vor drei Jahren beschert. Doch als die Straßen wieder frei waren, so gegen 16 Uhr, kommt am Samstag wieder ein großer Schwung herein.

Und alle, die schon mal eine Runde drehen wollen, können bei BMW Schwizler Trockenübungen machen. Dank Eye-Ride. Du kriegst eine Virtual-Realitiy-Brille auf, einen Rucksack auf den Rücken und den Kopfhörer. Dann knallst du los über die Grand-Prix Rennstrecke. Landstraße oder die Adventure Strecke. Der Rucksack sorgt für das Vibrationsgefühl des Motors. Einfach klasse, die Trocken-Tour.

Julian Schwizler kann es am besten: Er legt sich perfekt in die Kurven, haut das Knie an den richtigen Stellen raus. Seine Kollegin Stefanie Rau: "Das ist der absolute Publikumsmagnet. Du kannst dich sofort auf Fahrt begeben. Das hilft uns natürlich auch im Verkauf, um den Neugierigen das Gefühl des Motorradfahrens zu vermitteln."

Der große zweite Trend für die neue Bike-Saison: Die "Kutte" geht jetzt auch in der Disco oder im Büro. Denn: Gerold Schlaich von MAG’s Storehouse lässt die Ginger-Girls auf der Bühne die nächste stylische Innovation präsentieren: Die Slim-Raw Jeans. Sicher wie eine "echte" Motorradhose, mit Protektoren-Taschen an Knie und Hüfte.

Sieht aber aus wie eine Jeans – und kann auch Stretch. Das heißt: Slim Fit am Bein. Schlaich: "Perfekt zum Fahren und danach ins Büro gehen – ohne sich umzuziehen! Die kannst du auch einfach bei 30 Grad waschen."

Und was ist beim Customizing Trend? Also der Neugestaltung des Motorrads auf Kundenwunsch? Tobi von Gearhead Repair hat sich auf Harley Davidson spezialisiert. Er sagt: "Mit dem Club Style kannst du die Jungs mit den Ducatis ärgern. Wir leben von dem Ruf, dass wir die die Letzten sind, die am Timmelsjoch (Pass in 2474 Meter Höhe. d. Red.) stehen.

Mit dem Teil ist das definitiv nicht so." Heißt: Von der Harley ist in der Club-Style Variante eigentlich nur noch der typische Motor in V-Form zu erkennen. Ansonsten wirkt das Motorrad eher wie eine Enduro. Tobi: "Der Trend kommt aus Kalifornien. Der Club-Style spricht auch Surfer oder Skater an, die damit sogar Stunts fahren."

Am Sonntagnachmittag ist es dann Zeit, Bilanz zu ziehen. Ottmar Kneißler, Vorsitzender des Motorradclubs Mühlen: "Angesichts der Wetterlage sind wir zufrieden. Auch die Zuschauer und Aussteller. Denn das Angebot bildet das ab, was der deutsche Motorradmarkt zu bieten hat. Und in zwei Jahren machen wir uns dann Gedanken, ob und wie wir die nächste Motorrad-Show auf die Beine stellen werden."