Foto: Maria Hopp

Konzept geht auf: 3000 Musiker machen Horb zur Hauptstadt der Amateurmusik. Mit Video

Horb - Wie zauberhaft war dieser Sonntag! 15 Bühnen, mehr als 100 Gruppen – und spontan legt der Gospeltrain noch eine Gesangsrunde vor Bäcker Saur hin.

 

Das Landesmusikfestival. Die ganze Stadt voller Bühnen. Musik nach jedem Gusto.

Schon bei der Eröffnung auf dem unteren Marktplatz ein herrliches Bild: Vier Musikgruppen unter der Kastanie, im Hintergrund die historischen Fachwerkgiebel. Rudolf Köberle, Veranstalter und Präsident des Landes-Blasmusikverbandes: "Ein herrliches Bild, herrliche Musik. Sie bieten einen Vorgeschmack dessen, was Horb heute zu bieten hat. Hier sind die Türen und die Herzen offen – das spürt man! Stürzen Sie sich nicht von der Brücke, sondern rein in die Vielfalt der Musik!"

Dann stupst er Timm Kern nach vorne. Der Horber FDP-Landtagsabgeordnete soll plötzlich die vier Musikgruppen dirigieren. Kern: "Ich hoffe, ihr lasst mich nicht im Stich!" Dann hebt er den Taktstock – und es läuft. Stolz lächelt Kern.

OB Peter Rosenberger: "Wir sind begeistert, dass wir heute die Hauptstadt der Musik sind." Und lobt den Landtagsabgeordneten: "So aus der kalten Hose heraus ein Orchester zu dirigieren – das hätte ich mich nicht getraut. Das Motto: Brücken bauen passt natürlich zu Horb. Als Symbol, dass wir noch eine Brücke bauen müssen."

Dann geht es zur großen, offiziellen Eröffnung auf den Flößerwasen. Und mit Volker Sebesta, Staatssekretär im Kultusministerium, hat die Landesregierung den perfekten Mann nach Horb geschickt: "Ich habe selbst im Chor gesungen. Da freut es mich natürlich, wenn die Gemeinschaft aus der Stadtmusik und der Chorgemeinschaft Frohsinn aus Schramberg die Ode an die Freude aufgeführt wird. Das Stück, welches mit Europa verbunden wird, zeigt, dass die Musik Botschafter dafür ist, dass die Grenzen überschritten werden können."

Dann werden die Conradin-Kreutzer-Tafeln verliehen. Ehrungen für Vereine, die ein über 149-jähriges Jubiläum haben. Als einziges aus der Raumschaft dabei: Der Männergesangverein Liederkranz" 1867 aus Empfingen. Bürgermeister Albert Schindler geht ganz stolz mit auf die Bühne: "Ich kann zwar singen. Aber ob das für den Chor reicht, wage ich zu bezweifeln. Dafür bin ich Fördermitglied im Chor."

Fünf Stunden später. Die Abschlussveranstaltung des Landesmusikfestivals. Gegen 18.20 Uhr kommt Hans Dreher. Er hatte das Event nach Horb geholt – und wirkt von der Arbeit hinter den Kulissen etwas abgekämpft. Erst mal Bier und Wasser. Dann hat man das Gefühl, dass Dreher langsam runterkommt. Und zum ersten Mal Zeit hat, der Musik in Ruhe zuzuhören.

Und ungefähr zu diesem Zeitpunkt fängt es an, zu tröpfern. OB Rosenberger sitzt neben Guido Schöneboom, dem ersten Bürgermeister der Stadt Lahr. Zwischen den beiden: Der goldene Notenschlüssel, der die Übergabe des Landesmusikfestes symbolisiert.

Dann ist es so weit. Rosenberger: "Das kann man als Zeichen sehen, dass der Himmel weint, dass wir in Horb aufhören müssen. Es ist schon schlüssig, das wir als östliches Tor zum Schwarzwald den Notenschlüssel jetzt durchreichen zum westlichen Teil des Schwarzwalds."

Köberle hatte vorher noch Horb gelobt. Der Präsident des Landes-Blasmusikverbandes: "Das Festival war in einer Stadt, wie man es sich nur wünschen kann – vom schönen Stadtbild her und von der lockeren, fröhlichen und gelöste Atmosphäre in der Stadt. Bei meinem Rundgang durch die Stadt habe ich im Publikum überall fröhlich gestimmte Leute gesehen, die durch die Musik aufgelebt sind. Hier fühle ich mich pudelwohl!"

Das Landesmusikfestival. Um 19.30 Uhr endete es mit "Einigkeit und Recht und Freiheit für das deutsche Vaterland." Das Fazit: Das Konzept mit den 15 Bühnen ist voll aufgegangen. Musik, die einen ähnlichen Geschmack angesprochen hat. Und trotzdem Vielfalt. Das heißt: Alle laufen durch die Stadt. Setzen sich zwischendurch mal hin. Wenn Du durch die Hirschgasse oder die Neckarstraße geschlendert bist, hast Du das Gefühl, im Urlaub zu sein.

Vielleicht ein Anstoß für ein neues Festival.