Argentinier Rossano Marianeschi spricht über sein Heimatland, seine Kindheit und die Papstwahl. Foto: Ganswind

Rossano Marianeschi wie der Papst Argentinier mit italienischen Wurzeln. Seine Haltung zur Kirche ist kritisch.

Horb - Rossano Marianeschi ist wohl der bekannteste Argentinier aus Horb. Oder besser gesagt: Deutsch-Italo-Argentinier mit Herz für seine jetzige Heimat. Viele Horber kennen ihn als Betreiber der ehemaligen Gaststätte »Zur Buß«. Noch heute hängt das Schild am Haus in der Bußgasse 1, auf dem auch ein "El Gaucho" zu lesen ist.

Natürlich hat der 65-Jährige die Papstwahl verfolgt. Ein Argentinier als Papst – wie findet das Rossano Marianeschi? "Papst Franziskus ist sicher nicht die schlechteste Wahl", sagt er. Doch er selbst hat zur alten Heimat und auch an die Kirche in Argentinien keine guten Erinnerungen.

Es war keine leichte Jugend, die der beliebte Horber, der in Talheim wohnt, erlebte. Er war drei Jahre alt, als seine Eltern mit ihm von Italien nach Argentinien auswanderten. Nach der Schule blieb keine Zeit für ein unbeschwertes Leben als Kind und Jugendlicher. "Ich habe seit dem fünften Lebensjahr gearbeitet."

Deswegen sind seine Erinnerungen an seine alte Heimat Argentinien und die Hauptstadt Buenos Aires, in der er lebte, nicht so positiv. "Das Land war politisch schon immer kaputt, Korruption und Kriminalität Alltag – damals und heute." 1968 wanderte er wieder aus – zunächst in seine alte Heimat Italien zurück. Marianeschi kehrte erst 25 Jahre nach seinem Abschied nach Argentinien zu Besuch zurück, drei Geschwister leben noch dort.

Doch auch an seine Zeit in Italien hat er keine guten Erinnerungen. Ein Verwandter zahlte ihm das Geld, um nach Italien zurückzukehren. Diese Schulden musste er mit harter Arbeit zurückzahlen. Als er dies geschafft hatte, wollte Marianeschi wieder weg aus Italien. Auf einer Berufsschule wurde er auf seine Zeit als Gastarbeiter vorbereitet, er lernte den Beruf des Werkzeugmachers. 1970 geht es für in ins Ungewisse.

"Ich habe mich sofort in Horb verliebt"

Heute weiß er, es war der richtige Schritt, nach Deutschland zu gehen. Erst arbeitete er bei Daimler in Untertürkheim, doch es folgte eine aufregende Berufskarriere. Fahrradgroßhandel, die Selbstständigkeit mit einer Dekoartikel-Firma, bei der zuvor gearbeitet hatte. Ein eigenes internationales Transportunternehmen. Und schließlich die späte Leidenschaft: die Gastronomie. 1994 übernahm er zusammen mit seiner Frau die Gaststätte "Zur Buß", machte sie zu einem beliebten argentinischen Restaurant. "Ich habe mich sofort in Horb verliebt."

Im Mai 2011 hörte er aus Krankheitsgründen auf. Ein schwerer Schritt. "Doch es war besser so, wir konnten diesen harten Job nicht mehr machen." Noch heute würden ihn viele Horber ansprechen. "Dann wird mir gesagt, dass wir vermisst werden." Ab und zu fährt er am Gebäude der vorbei oder hält sogar für einen Moment an. "Dann denke ich an schöne Geschichten, die wir erlebt haben."

Marianeschi ist selbst zwar Katholik, aber einen großen Bezug zur katholischen Kirche hat er nicht. Er selbst ist zurückhaltend, wenn es um das Thema geht. Er habe damals in Argentinien viel in seinem Umfeld mitbekommen, was die katholische Kirche in keinem guten Licht erscheinen lasse. "Ich habe für mich selbst meinen Glauben an Gott", erzählt er. Doch der Vatikan ist für ihn ein "Geschäft"

Eine Meinung, was der neue Papst nun auf den Weg bringen sollte, hat er jedoch schon. "Er sollte sich gegen die Armut einsetzen, aber gegen die geistige Armut, nicht die finanzielle." Es sei wichtig, dass er sich gegen die Mächtigen stemme. Reformen in die Wege bringen, das Zölibat abschaffen – das wären echte Fortschritte für die katholische Kirche, findet der 65-Jährige. Doch man sollte nicht so viel von Franziskus erwarten. "Er ist auch nur ein Mensch."