Die Künstler der Sommerausstellung von links: Wolfgang Kienle, Ursula Ploghöft, CHC Geiselhart, Sonya Braun, Beate Sellin und davor Koli Babe sitzend. Auf dem Bild fehlt Norbert Stockhus. Fotos: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Sommerausstellung des Kunstvereins im "Kloster" / Sieben Künstler zeigen ihre Werke

Der Kunstverein Oberer Neckar. Schmelztiegel für Künstler. Und in der Sommerausstellung verschmilzt die Kunst mit der herrlichen Architektur des Klosters.

Horb. Das Kloster am Donnerstagmittag. Norbert Stockhus ist schon fertig. Er sitzt im Auto und sagt: "Eine großartige Zusammenarbeit und Zusammenstellung. Ich habe mein größtes gemaltes Bild ausgestellt!"

Also hoch. Und da hängt es an der Wand des länglichen Raums Richtung Rathaus. Das Motiv: kabelartige Strukturen, die zu einer Art Seemannsknoten gebunden sind. Davor: Die Holzskulpturen von Sonya Braun. Sie sehen ein bisschen aus wie Treibholz oder Unterwasser-Pflanzen vor dem Strand, auf dem Stockhus’ Seemansknoten liegt. Die Betraer Künstlerin Sonya Braun: "Das sind alles Werke, die ich extra für die Ausstellung geschaffen habe."

Im großen Raum wird es royal. Zwei Stühle, ein Teppich und eine Absperrung mit einer dicken roten Kordel. Dahinter goldene Rahmen, in denen die faszinierenden Porträts von Koli Babe hängen. Die Installation heißt "Glanz und Elend". Das ist die "Petersburger Hängung", die Atmosphäre von Kristallleuchtern, zum Verweilen einladende Sitzmöbel – einfach royal. Doch damit nicht zu viel Palast-Atmosphäre aufkommt, sitzen davor zwei Gorillas von Sonya Braun. Schauen auf die Figuren von Ursula Ploghöft, die ihre Figuren hier in teilweise märchenhaft anmutenden Farbgebungen zeigt. 

Dahinter dann die "Kriegsflotte" der Könige: CHC Geiselhart hat hier seine massiven, schwarzen Skulpturen aufgebaut, die an Soldaten oder die kriegerischen Schachfiguren erinnern. Die kantigen Gestalten und die royale Ecke verschmelzen mit den Balken und schiefen Decken des Klosters – Mittelalterfeeling.

Aufgelockert mit Vitaminen. Denn: Beate Sellin hat rechts ihre extrem farbenfrohen Bilder von Früchten aufgehängt. Auf dem Flur dann wieder ein Bild von Koli Babe. Acht fast quadratische Porträts, in der Mitte ein Spiegel. Da verschmilzt auch etwas – der Betrachter oder Fotograf wird selbst zum Kunstwerk, wenn er sich ein wenig bückt. Dahinter dann die "Wächter" von Sonya Braun – Erdmännchen, die streng den Besucher anschauen, aber auch den Pianisten von Sellin beäugen. Im Raum daneben wird es wieder "fruchtig" – die Struktur der überreif aussehenden gelben Frucht verschmilzt mit den Mauerstrukturen des Bildes von Sellin. Sie sagt: "Ihre Frucht, mein Bild – es sieht so aus, als hätten wir uns abgesprochen. Wir haben in diesem Jahr noch gemeinsam eine große Ausstellung in der Villa Eugenia in Hechingen – da freue ich mich schon drauf."

Und nebenan ist Wolfgang Kienle gerade dabei, seine Akte aufzuhängen. Er sagt: "Ich zeichne bewusst die Striche nicht durchgängig. So wie Musik aus der Kombination aus Ton und Pause besteht, ergänzt der Betrachter die unterbrochenen Linien in seiner Vorstellung. Und das Weiß des Papiers wird so gleichzeitig innerhalb der unterbrochenen Linien zum Körper." Dann zeigt er das nächste Bild: Zwei Frauen. Eine mit schwarzem Oberkörper und roten Beinen. Davor oder dahinter? Die Umrisse einer zweiten Frau. Die Gesichter – so scheint es – schauen sich an. Kienle: "Durch das Schwarz hebe ich die Frau im Hintergrund optisch in den Vordergrund. Durch die roten Beine scheint dieselbe Frau aber hinten zu sein. Beide verschmelzen zu einem. Wie in einem Wackelbild."

Kienles Verschmelzungen – sie sind das Mega-Thema der Sommerausstellung. Ein Schmelztiegel der verschiedenen Ausdrucksformen der sieben Künstler, die hier miteinander kommunizieren.

Dann fällt der Blick auf eine Raucherin auf dem Sellin-Bild. Zu sehen: Eine Frau mit Zigarette in der Hand. Drüber ein Raucherkäfig mit Absaug-Rohr. Sellin: "Das ist ein Zitat von Otto Dix. Der Künstler hat damals in den 20er-Jahren eine Frau gemalt, die sich als Zeichen der Emanzipation Männerkleidung angezogen hat und ihre erste Zigarette in einem Lokal geraucht hat. Jetzt musst Du dafür raus oder in Raucherkäfige. So schnell ist die Emanzipation der Frau vorbei."

Es verschmilzt also nicht nur die Kunst. Sondern es gibt auch jede Menge Botschaften.