Nicht viele sind zur Mahnwache gegen Altersarmut gekommen. Initiator Wolfgang Baumhackl (Zweiter von rechts) zog trotzdem eine positive Bilanz. Foto: Lück

Aktionsgruppe will in vier Wochen wieder für bessere Rente kämpfen. Nur sechs Interessierte vor Ort.

Horb - Das war dann doch noch eine ereignisreiche Premiere der ersten Mahnwache gegen Altersarmut in Horb. Sechs Besucher, vier Aktivisten und interessante Eindrücke.

Es war ein Experiment: Die Aktionsgruppe "Gemeinsam gegen Altersarmut" hatte am Freitag zur ersten Mahnwache am Flößerwasen aufgerufen.

Initiator Wolfgang Baumhackl sagte vorab: "1500 Leute haben unseren Beitrag auf Horb live gelesen – es könnte voll werden."

14.30 Uhr. Der Wochenmarkt ist zu Ende, es ist heiß und schwül. Es sind nur zwei Interessierte vor Ort.

Einer davon: Jörg Schmidt aus Horb. Er sagt: "Ich bin 58 Jahre alt. Vor zwei Wochen kam der aktuelle Rentenbescheid. Da steht gerade mal etwas über 600 Euro drauf. In meinem letzten Job bin ich täglich mit dem Fahrrad nach Haiterbach gefahren, um pünktlich zur Schicht da zusein. Wenn man dann den Rentenbescheid so liest, dann hat man das Gefühl, die Politiker in Berlin lachen sich über uns nur kaputt. Als Einzelner hast Du da keine Chance."

"Damit haben wir im ersten Schritt schon etwas bewirkt!"

Genau deshalb haben Baumhackl und seine Mitstreiter die Mahnwache in Horb gestartet. Mit dabei: Wolfgang Kauselmann aus Tuttlingen. Ein Rentner im Rollstuhl. Er sagt: "Ich habe 30 Jahre lang im Fernverkehr gearbeitet. Dann mit 50 noch angefangen, zu studieren. Dann ging alles in die Binsen. Wenn ich die Witwenrente meiner Frau nicht hätte, würde ich nicht über die Runden kommen."

Dann stoppt die nächste Frau. Klagt ihr Leid über das, was sie an Rente bekommt. Gegen 14.42 Uhr kommt Leben in die Bude. Die Hausbesitzerin kommt mit ihrem Auto an. Moniert sich darüber, dass die Aktionsgruppe "Gemeinsam gegen Altersarmut" mit dem Stand auf ihrer Einfahrt steht.

Rentner Kauselmann wird gleich ein bisschen laut, Baumhackl und seine Mitstreiter rücken den aufgebauten Stehtisch nach vorne. Die Flugblätter und die Getränke in der schwülen Hitze fallen runter.

Klar, dass alles wieder neu aufgebaut wird. Und Baumhackl bleibt freundlich, setzt sich mit der Hausbesitzerin auseinander. Er sagt: "In vier Wochen soll hier wieder die nächste Mahnwache starten. Da müssen wir uns natürlich auch mit der Frau gut stellen."

Um 14.30 Uhr baut das Team wieder ab. Gegen 17.20 Uhr kommt Wolfgang Baumhackl am Schwabo vorbei, will heim mit dem Auto. Er sagt: "Wir haben noch einen Nach-Tisch gemacht. Ich ziehe eine positive Bilanz. Die sechs Interessierten erzählen es zehn ihrer Bekannten – was unsere Forderungen zur Gerecht-Rente sind und wo die Probleme. Damit haben wir im ersten Schritt schon etwas bewirkt!"