Waldner-Areal: Baubeginn für 36 Wohneinheiten in der Horber Innenstadt / Verzögerung hat Preise um zehn Prozent erhöht

Ein schöner Tag, aber auch ein teurer Tag: Durch die Klagen gegen den Neubau auf dem Horber Waldner-Areal wird jede Wohnunge im Schnitt um 17 000 Euro teurer.

Horb. Kurt Waldner ist stolz. Antonius Kirsch vom Investor BDP, Horbs Oberbürgermeister Peter Rosenberger (CDU) und Baurechtsamtsleiter Wolfgang Kronenbitter auch. Um 11.22 Uhr nehmen sie die Spaten in die Hand und können endlich mit dem symbolischen Sandschippen den Neubau starten. Rosenberger hatte davor den roten halben Punkt als Teilbaufreigabeschein an Kirsch überreicht.

Das Projekt wurde im Herbst 2014 im Städtebau- und Sanierungsausschuss vorgestellt. Damals wurden Bedenken wegen der "Massigkeit" des geplanten Baus laut. Im Frühjahr 2015 wurde die Baugenehmigung aufgrund von Beschwerden beim Regierungspräsidium gestoppt – Verstoß gegen die Stadtgestaltungssatzung. Die wurde geändert – und jetzt endlich der Spatenstich.

Antonius Kirsch sagt: "Wir haben schon genug Zeit verloren an dem Projekt. Es war aber richtig, an dem Gebäude festzuhalten und zu sagen: Wir stehen das durch. Danke auch an Kurt Waldner, dass er mit uns den steinigen Weg gegangen ist. Auch die Stadt hat uns hervorragend unterstützt. Insofern ist das heute ein ganz besonderer Tag, der zeigt, was gehen kann, wenn man standfest bleibt und gut zusammenhält. Trotz Schwierigkeiten, die einem unverständlich erscheinen."

Rosenberger unterstrich: "Das ist ein schöner Tag. Wir haben BDP nicht anders als andere behandelt. Angesichts des demographischen Wandels brauchen wir altersgerechtes Wohnen in der Kernstadt. Die Bevölkerung will, dass solche Projekte vorangebracht werden. Das zeigen viele Rückmeldungen. Danke auch an Kurt Waldner, dass er mitgedacht hat und standfest geblieben ist. Mit dem Kino, was hier früher stand, hat er viele an diesen Platz gebunden. Und mit dem neuen Gebäude für altengerechtes Wohnen wird er Menschen ganz neu an diesen Ort binden. Das tut der Kernstadt gut."

Dann wird geschippt. Kirsch: "Ursprünglich haben wir mit 7,7 Millionen Euro kalkuliert. Inzwischen gehen wir davon aus, dass die Baukosten bei knapp zehn Millionen Euro liegen werden."

Dafür werden 13 Eigentumswohnungen und 23 Wohnungen für betreutes Wohnen geschaffen, dazu 13 Stellplätze in der Tiefgarage und 18 oberirdisch. Die Sozialstation der Spitalstiftung wird allen Bewohnern ihren Service anbieten, der dazugebucht und bei Ansprüchen von der Pflegeversicherung übernommen wird.

Die Wohnungen kosten – je nach Lage – zwischen 3400 und 3800 Euro pro Quadratmeter. Waldner, der als Grundstücksbesitzer das Projekt angestoßen hatte, kritisiert: "Da können sich die Interessenten bei den Verzögerern bedanken. Durch die Baupreissteigerungen ist in der Zwischenzeit der Preis pro Wohnung um 17 000 Euro im Durchschnitt gestiegen. Das sind zehn Prozent mehr als ursprünglich angedacht. Ich weiß von vier Interessenten, die inzwischen nach Nagold gegangen sind, weil sie nicht auf Horb warten wollten."

Michael Settele, der die Wohnungen vermarktet, meint: "Von den Eigentumswohnungen sind gut 80 Prozent vermarktet. Bei den altengerechten Wohnungen dauert es noch. Die Erfahrung zeigt: Die werden dann verkauft, wenn der Rohbau steht und sich die Käufer die Wohnungen bildlich vorstellen können. Dasselbe gilt für die 112 Quadratmeter große Ladenfläche. Auch die vermarktet sich spätestens dann, wenn das Gebäude im Rohbau steht."

Und wann wird es soweit sein? Volker Baumann, Projektleiter der Firma Mörk für das Waldner-Areal, sagt: "Wenn es sehr gut läuft, Ende nächsten Jahres. Wahrscheinlicher ist es aber Anfang 2020." Der Grund: In zwei bis drei Wochen werden die ersten Bagger aufs Gelände fahren. Baumann: "Am Dienstag kommender Woche werden wir mit einem Geologen das Gelände begutachten. Dabei geht es um die fachgerechte Entsorgung der Altlasten. Wir wissen, dass es vier Öltankanlagen gibt. Es könnte auch noch Kampfmittelbeseitigung notwendig sein. Deshalb wird der Boden sorgsam abgetragen und nach Schadstoffen sortiert auf Haufen gelegt und geprüft."

Ende August wird dann ein sogenannter Berliner Verbau (Trägerbohlwand) zur Mühlener Straße hin errichtet, damit die Fahrbahn nicht ins 4,50 Meter tiefe Bauloch absackt. Im Verlauf der Bauarbeiten wird die beauftragte Baufirma Sieber auch zwei Kräne aufstellen, wie Baumann verrät: "Ich hoffe und denke, dass wir uns gut und konstruktiv mit den Anwohnern absprechen können."