Ein Brennpunkt in der aktuellen Horber Straßenlärmdiskussion: Die Hornaustraße ab der Abzweigung Isenburg Richtung Nordstetten. Foto: Hopp

Mehr 30er-Zonen innerorts und Streit um Lärmschutz an Hornaustraße: Busunternehmen übt Kritk.

Horb - Macht der Lärmaktionsplan den Verkehr in der Großen Kreisstadt wirklich leiser? Kritische Gemeinderäte befürchten das. Doch unterm Strich stimmte das Gremium dem Paket zu, das hauptsächlich neue 30er-Zonen in Ortsdurchfahrten vorsieht.

An der Hornaustraße droht jedoch eine Verschlimmbesserung. Das kam bei der Abstimmung über den Lärmaktionsplan im Gemeinderat heraus.

Denn: Zwischen der Abbiegung Richtung Isenburg und dem Gebäude mit der Hausnummer 9 soll jetzt nachts das Tempo auf 30 km/h beschränkt werden. Die Hohenzollerische Landesbahn übt Kritik. Das Verkehrs-Unternehmen schreibt: "Diese Geschwindigkeit führt bei der Fahrt bergauf bei Omnibussen und Lkw nicht zu einer Lärmreduzierung, sondern zu einer Lärmsteigerung." Als Begründung wird angeführt: "Alle unsere Linienbusse verfügen über ein Automatikgetriebe, welches bei 35 km/h vom 2. in den 3. Gang schaltete. Demzufolge sind die Fahrzeuge dort mit einer Motordrehzahl im obersten Bereich und damit dort und auch auf der anschließenden Lärmstrecke lärmintensiver unterwegs."

Das Motorlärm-Problem. Rodolfo Panetta (Rep): "Die modernen Kfz werden immer leiser. Unzweifelhaft ist es, dass das Hochschalten an Steigungen mehr Lärm verursacht. Das weiß jeder Bürger." Er kritisierte die "Placebo-Politik" durch den Lärmaktionsplan: "Die wird von Fachleuten regelrecht zerpflückt." Altheim und Bildechingen, so Panetta, bekommen nicht die notwendigen Umgehungsstraßen.

OB Peter Rosenberger: "Solange wir diese Umgehungsstraßen nicht haben, sind wir erst mal dem Bürger verpflichtet und nicht nur dem Durchreisenden. Die Gesundheit geht vor." Weil man als Kommune nur wenig Einfluss auf den Bau von Umgehungsstraßen habe, sei ein Lärmaktionsplan kein Placebo, sondern ein Schutz, den die Kommune selbst in der Hand habe.

Auch Lärmschutzexperte Wolfgang Wahl von Rapp Trans bestätigt zwar, dass dieses Schaltproblem existiert: "Insgesamt schätzen wir aber, dass es leiser wird."

Margarete Rebholz (FD/FW) wollte wissen, wie Wahls Erfahrungen mit anderen Kommunen ist, die schon Tempolimits zur Lärmreduzierung eingeführt haben. Wahl: "Es gibt eine Vielzahl von Untersuchungen. Die zeigen, dass die Schadstoffe bei einer Verringerung von 50 auf 30 ungefähr gleich bleiben. Aber Tempo 30 sorgt bei den Anwohnern subjektiv teilweise sogar dafür, dass die Lärmminderung sogar stärker empfunden wird als sie rechnerisch dargestellt wird. Das ist auch nachvollziehbar: Bei Tempo 30 verstetigt sich der Verkehr. Und die Beschleunigungs- und Abbremsphase von 0 auf 50 und umgekehrt ist natürlich länger als von 0 auf 30 km/h."

Und auch zum Hornauer Straßen-Problem sagt Wahl: "Generell ist es so, dass bei den modernen Kfz die Motorgeräusche bei Weitem nicht mehr dominierend sind. Sondern die Abrollgeräusche."

Bei den anderen Stellen, an denen in Zukunft neue Tempolimits eingeführt wurden, gab es kaum Diskussionen. Beispiel Bildechingen: Hier soll es aus Richtung Eutingen einen Geschwindigkeitstrichter geben, der die Autos bis zum Ortsschild von 70 auf 50 und zuletzt auf 30 km/h herunterbremsen soll. Bildechingens Ortsvorsteher Peter Zimmermann: "Für uns ist der Lärmaktionsplan bei 13000 Fahrzeugen täglich und den Schulkindern und Bürgern, die die Durchgangsstraße passieren, eine gute Lösung."

Elisabeth Schneiderhan (OGL): "Der Lärmaktionsplan ist alternativlos. Das sind Vorgaben, die wir erfüllen müssen. Die Wirkung der Temporeduzierung auf 30 km/h ist nachgewiesen. Und auch Flüsterasphalt bringt was. In der Neckarstraße ist es seit der Verlegung deutlich leiser geworden."

Lärmexperte Wahl machte auch Hoffnung, dass der im Lärmaktionsplan geforderte Einbau von Flüsterasphalt kommen könnte. Den fordert der neue Plan an der B 32 Hornaustraße, in Bildechingen und an der B 14 in der Innenstadt Horb. Laut Wahl könnte es die Maßnahmen "bei nächster Gelegenheit" geben.

Auch noch im Lärmaktionsplan: Wenn die Temporeduzierungen in der Kernstadt kommen, sollen auch die Ampelschaltungen überprüft und optimiert werden. Wahl: "Die sollen abends so geschaltet werden, dass der Verkehr verstetigt wird."

Und damit alles leiser wird, sind auch Tempokontrollen geplant. OB Rosenberger: "Wir werden dem Gemeinderat demnächst ein Papier vorlegen, in dem wir vorschlagen, wo stationäre Anlagen aufgestellt werden könnten. Dann werden wir ein Konzept vorstellen, wie man die Temporeduzierungen regeln und ordnen können. Mit den Smiley-Schildern, mit mobilen Kontrollen. Wir wissen natürlich, dass es dann zu einer Abzocker-Diskussion kommen könnte. Wir werden den Lärmaktionsplan aber ordentlich bewerben."

Auf Vorschlag von Fridolin Weckerle wurden die Tempolimit-Planungen dann einzeln abgestimmt.

Gegen Tempo 30 auf der B 14 zwischen Volksbank und Stuttgarter Straße 12 stimmten nur die beiden Rep-Gemeinderäte, wohl aus Protest gegen die "Placebo-Politik."

Das Hochdreh-Problem an der Hornau-Straße war schon umstrittener: Sieben Gegenstimmen, zwei Enthaltungen.

Das Tempolimit von 50 km/h zwischen 22 und 6 Uhr morgens in Ihlingen auch umstritten: Sechs Gegenstimmen, zwei Enthaltungen.

Die Reduzierung auf 60 km/h auf der L 355 aus Richtung Industriegebiet bis zum Kreisel brachte drei Gegenstimmen, zwei Enthaltungen.

Und gegen Tempo 30 in Bildechingen stimmten wieder nur die Reps.