Das Engagement ist auch Familiensache: Said (von links), Amin, Anis und Annette Houri mit den Gütern, die für Tunesien bestimmt sind. Foto: Hopp

Nächster Schritt von Houris Traum wird wahr. Spedition bringt Güter zu Deutscher Schule.

Horb - Das zehrt schon an den Nerven: Durch einen Last-Minute-Sponsor wurden gestern die Spenden für die Deutsche Schule in Tunis abgeholt.

Man sieht Annette Houri deutlich an, dass ihr ein Stein vom Herzen gefallen ist: Gestern morgen rückte die Spedition Ipsen (Hauptsitz in Deutschland: Bremen) in der Kaserne auf dem Hohenberg an.

Houri: "Die Stadt hat mir dieses Lager gegeben, damit ich die Spenden für die geplante deutsche Schule in Tunesien hier lagern kann. Eigentlich sollte schon zum 31. Dezember alles leer sein, damit der Umbau zum Rettungszentrum starten kann. Doch letzte Woche ist mir eine große Spedition abgesprungen. Der Last-Minute-Sponsor Ipsen hat sich dann kurzfristig gefunden."

Gestern morgen gegen 8 Uhr rückten die Transport-Profis an. Packten die 39 Tische, 78 Stühle und die zahlreichen Bücher und Lehrmittelspenden auf den Lkw. Houri: "Wahrscheinlich über Genua werden die Sachen verschifft und dann in Tunis zwischengelagert. Das alles übernimmt Ipsen."

Politische Wechsel bereiteten Probleme

Und damit fällt der Grundschulleiterin ein Stein vom Herzen.

Denn: Schon seit über zweieinhalb Jahren arbeitet Houri, die mit dem Tunesier Said (bekannt vom DRK Horb) verheiratet ist, an der Gründung einer Deutschen Schule in Tunesien. Sammelte Bücher, Tische, Stühle, Lehrmittel. Baute ein Netzwerk von Pädagogen auf, die sie dabei unterstützen.

Doch immer wieder kamen die politischen Wechsel in Tunesien dazwischen (wir berichteten). Houri dachte schon ans aufgeben. Sogar der Präsident des Schulfördervereins in Tunis war zurückgetreten. 

Doch inzwischen sieht es wieder gut aus. Houri: "Wir haben inzwischen einen Schul- und Bildungsverein in Tunis, der als Träger von den Ministerien anerkannt ist. Der hat auch den neuen Last-Minute-Sponsor besorgt. Der Verein ist gerade dabei und hat mehrere Optionen, Gebäude für die Deutsche Schule zu bekommen. Derzeit sieht es so aus, dass wir endlich zum Schuljahres-Wechsel nach dem Sommer beginnen können."

Der Plan der Mit-Initiatorin Houri sieht vor, in der tunesischen Hauptstadt Tunis eine Grundschule mit Vorschulklasse zu errichten. Der Grund, so erklärt Houri: "Lediglich Diplomatenkinder haben dort die Möglichkeit, in der Schule der USA drei Stunden Deutsch die Woche zu lernen. Das ist einmal ein bisschen wenig. Alle anderen Deutschen, die hier arbeiten oder selbstständig sind, haben keine Möglichkeit, Deutschunterricht für ihre Kinder zu bekommen."

Und Houri hofft, dass sich ihr Traum von einer Deutschen Schule in Tunis in diesem Jahr endlich erfüllt. Nach knapp drei Jahren Kampf sagt sie: "Ich möchte meine Rolle endlich darauf beschränken, dass ich die Kollegen dort drüben pädagogisch unterstütze."

Möglicherweise braucht das Projekt trotzdem länger

Doch sie weiß durch die bittere Erfahrung der vergangenen knapp drei Jahre, dass das Projekt möglicherweise noch länger braucht, bis es umgesetzt ist. Ihr Mann Said Houri: "Gestern hat die Regierung ein neues Kabinett aufgestellt." Annette Houri: "Nach dem zweiten Attentat in Tunesien weiß man nie, ob und wann unser Projekt dort umgesetzt werden kann."