Am Wahlsonntag gaben sie sich noch die Hand: Peter Rosenberger (links) ist in Mannheim nun der einzige Herausforderer von Amtsinhaber Peter Kurz. Foto: Anspach

Wahlkampf um Mannheim-Chefsessel: Christopher Probst und Christian Sommer machen Rückzieher.

Horb - Die Chancen, Mannheimer OB zu werden, sind für Peter Rosenberger gestiegen. Christopher Probst von der Mannheimer Liste zog gestern zurück.

"Man muss wissen, wenn etwas zu Ende ist. Und mein Ergebnis am Sonntag war nicht so, dass ich eine Chance auf den Sieg hätte", sagt der sichtlich gut gelaunte Probst beim Pressegespräch am Dienstag.

Er hatte im ersten Wahlgang mit fast 15,9 Prozent ein überraschend starkes Ergebnis erzielt. Der SPD-Politiker Kurz holte mit 46,8 Prozent die meisten abgegebenen Stimmen, verfehlte aber die absolute Mehrheit. Peter Rosenberger kam auf 33,8 Prozent.

Neben Probst tritt auch Satire-Kandidat Christian Sommer ("Die Partei") nicht mehr an. Damit kommt es nun am 5. Juli zu einem Duell zwischen Kurz und Rosenberger. "Meine Wähler sind keine Manövriermasse", erklärt Probst den Verzicht auf eine Empfehlung. "Die haben sich gut überlegt, warum sie für mich gestimmt haben." Er empfände es als anmaßend, "wenn ich ihnen nun vorschreiben würde, wo sie ihr Kreuzchen machen sollen."

Abgesehen davon sieht er deutliche Differenzen zu seinen ehemaligen Konkurrenten. Vor allem in Sachen Bundesgartenschau 2023.

Probst rechnet damit, dass Rosenberger sein Wählerpotenzial ausgeschöpft hat. Also Vorteil Kurz? Dazu hält sich Probst bedeckt. "Keine Ahnung", sagt er und lächelt. Seinen Wählern rät er, sich an seinem Programm zu orientieren und die beiden übrig gebliebenen Kandidaten darauf festzuklopfen.

"Nach diesem Wahlergebnis war das ein logischer Schluss", kommentiert Peter Rosenberger den Rückzug von Christopher Probst. "Herr Probst hat ein sehr, sehr gutes Ergebnis erzielt, auf das er stolz sein kann. Dennoch liegt er klar zurück. Wenn man in Mannheim für einen Wechsel angetreten ist, dann ist es richtig, dass man für diesen Wechsel agiert."

Am Montagabend hatte es noch ein Treffen von Rosenberger und Probst gegeben. Man sei mit keiner Absprache aus dem Gespräch – das in guter Atmosphäre stattgefunden habe – gegangenen. Auch habe keine der beiden Seiten Forderungen gestellt. "Wir haben über den bisherigen Verlauf und die künftige Zusammenarbeit gesprochen. Wichtig ist, dass wir uns gegenseitig im Wahlkampf nicht beschädigt haben. Das gilt übrigens auch gegenüber Herrn Kurz."

Dem Vorwurf, die CDU habe nach dem Wahlsonntag versucht, die Mannheimer Liste zu vereinnahmen, widerspricht Rosenberger. "Ich verstehe Herrn Probst, dass er nach dem guten Wahlergebnis selbstbewusst auftritt, aber niemand versucht, ihn zu vereinnahmen. Er hat ein sehr gutes Wahlprogramm, das in vielem Bereichen ähnlich zu meinem ist."

Rosenberger berichtet, dass er mit Probst auch darüber gesprochen habe, wie man die Zusammenarbeit zwischen der CDU und der ML in Mannheim – anders als in der Vergangenheit – vielleicht auch durch Rosenbergers Zutun verbessern kann. Nach dem Verzicht von Probst will sich der Horber OB "ganz offensiv" um die Stimmen der Mannheimer Liste bemühen. "Ich sehe große inhaltliche Schnittmengen."

Aber er sieht auch noch Potenzial bei bisherigen Nicht-Wählern. Es sei nicht so, dass er sich eine so niedrige Wahlbeteiligung wünsche, weil die CDU davon profitiere: "Ich habe einen engagierten Wahlkampf geführt und gesagt ›Geht bitte wählen‹. Dort, wo ich gewonnen habe, war die Wahlbeteiligung auch deutlich besser. Deshalb würde ich mich natürlich über eine höhere Wahlbeteiligung freuen."

Rosenberger sieht eine große Chance für den Wechsel, wenn sich das bürgerliche Lager bündelt. Dass die CDU einen nicht glaubhaften Richtungswechsel – beispielsweise bei der Bundesgartenschau – vollzogen habe, verneint Rosenberger. Auch sieht er es anders als Probst, der große Unterschiede zwischen Mannheimer Liste und der CDU sieht. "Vor acht Jahren haben CDU und Mannheimer Liste sogar einen gemeinsamen Kandidaten gestellt. Und nun sind mit Nikolas Löbel, Christopher Probst und mit mir neue, frische Akteure, die mit einer neuen Politik gemeinsam für Mannheim agieren können."

Doch wie sieht es mit der Wahlkampfkasse bei der finanziell angeschlagenen CDU aus? Rosenberger: "Ich habe bisher einen bodenständigen Wahlkampf geführt, ohne neue Schulden und das wird auch so bleiben. Außerdem war mein Wahlkampf von vorne herein auch für einen zweiten Wahlgang kalkuliert." Sein "Wahlkampf-Topf" setze sich aus Spenden und eigenem finanziellem Engagement zusammen. Von der Landes-CDU erhofft er sich nun weitere ideelle Unterstützung. Guido Wolf habe ja schon in Mannheim vorbeigeschaut. Er habe sich aber noch nie damit auseinandergesetzt, ob er von der Landes-CDU auch finanziell unterstützt werden könnte. "Das war und ist für mich kein Thema."

In den kommenden zwei Tagen werde die CDU genau analysieren, wie der Wahlkampf im Endspurt aussehen werde. Klar ist, dass man sich das Ergebnis in den einzelnen Stadtbezirken anschauen werde – auch mit Blick auf das Ergebnis der Mannheimer Liste. Die Art des Wahlkampfs werde sich aber nicht ändern. "Ich habe Themen benannt, die den Mannheimern unter den Nägeln brennen. Wichtig ist mir aber auch, dass es weiterhin ein fairer Wahlkampf bleibt. Kein Kandidat ist bisher persönlich geworden. Das werde ich auch so weiterverfolgen."

Auch Amtsinhaber Peter Kurz hatte sich mit Probst getroffen. Er sagt: "Die Entscheidung von Herrn Probst, nicht weiter anzutreten, ist nicht überraschend. Die Tatsache, dass er keine Wahlempfehlung ausspricht, ist konsequent. Herr Probst hat einen sachbezogenen und stets fairen Wahlkampf geführt. Ich denke, er ist auch dafür mit einem sehr guten Ergebnis honoriert worden. Herr Probst und die ML erteilen dem Versuch von Herrn Löbel und Herrn Rosenberger, einen Lagerwahlkampf zu führen, mit ihrer Entscheidung eine Absage."


Am Wahlsonntag gaben sie sich noch die Hand: Peter Rosenberger (links) ist in Mannheim nun der einzige Herausforderer von Amtsinhaber Peter Kurz. Foto: Anspach