Hat das Klinik-Aus weitere Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung? Foto: Hopp

Unverständnis für die Entwicklung in Horb. Lösung soll nicht zu Lasten der Ärzte gehen. "Jetzt ist es fünf vor zwölf."

Horb - Die Klinikschließung und der Phantomschmerz: Die Debatte um die hausärztliche Notfallpraxis ist für viele Horber ein Anlass, um auf die Folgen zu zeigen, die das Ende des Krankenhauses auf die Gesundheitsversorgung im Horber Raum hat. "Wir erleben nun die Konsequenzen aus der Krankenhausschließung", sagt Daniel Wochner, FDP-Kreisfraktionsvorsitzender und Mitglied der Bürgerinitiative. "Nachdem das Krankenhaus kaputt gemacht wurde, schlägt viel bei den Ärzten auf."

Er habe deshalb Verständnis, dass die Ärzte auch auf die Zahl ihrer zu leistenden Notdienste achten. Auch versteht er die Argumentation des Talheimer Arztes Richard Brems. "Ohne Hintergrundversorgung macht es nicht besonders viel Sinn", so Wochner. Die Entscheidung gegen das Akutkrankenhaus in Horb und gegen eine Privatisierung sei auch ein deutliches Nein zu einer guten Gesundheitsversorgung in Horb gewesen.

"Für junge Ärzte mit Familie abschreckend"

Auch werde es künftig schwer, Nachfolger für die altersbedingt ausscheidenden Ärzte in Horb zu finden. Es gebe Studien, die untermauern, dass es für Ärzte leichter ist, sich anzusiedeln, wenn ein Krankenhaus am Ort ist, weil es eine zentrale Versorgungsfunktion hat und viele Fälle insbesondere am Wochenende dort ankommen. "Ohne Krankenhaus in der Nähe steigt der Anteil der Notfälle für niedergelassene Ärzte, und dies ist für junge Ärzte mit Familien auch abschreckend."

Auch Rainer Klinger, Vorsitzender der Bürgerinitiative Pro Krankenhaus Horb, zeigt Unverständnis für die Entwicklung der Gesundheitsversorgung in Horb und sieht den Kreis in der Pflicht: "Es ist nach dem Schließungs-Beschluss viele Monate nichts passiert." Nun versuche man mit einer Hauruck-Lösung eine Rettung der Notfallpraxis herbeizuführen. Er sieht die KLF in der Bringschuld, eine Lösung zu finden, die nicht zu Lasten der Ärzte, die Notdienste leisten, gehe. Unverständnis zeigt Klinger aber auch bezüglich der Äußerungen des Arztes Brems, der mit einer Notfallpraxis in Horb die Sicherheit von Patienten in Gedahr sieht, weil kein Akut-Krankenhaus da sei. "Dann müssten alle Arztpraxen geschlossen werden." Er habe aber Verständnis, dass die Ärzte auch auf die Zahl ihrer Dienste schauen. "Deswegen kann ich die Ärzte nur bitten, sich für den Standort Horb zu entscheiden."

Auch BI-Mitglied und Kreistat Wolfgang Kronenbitter sagt: "Bereits vor über einem Jahr habe ich im Rahmen der Diskussion über die Schließung des Horber Krankenhauses auf die Aussage der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) hingewiesen, dass ohne Krankenhausstandort auch die ambulante Notfallpraxis in Horb gefährdet ist. Leider wurde dem seitens des Landkreises und der KLF zunächst wenig Beachtung geschenkt. Jetzt ist es fünf vor Zwölf, wenn nicht sogar fünf nach zwölf, da ja ab 1. Februar bereits die Notfallpraxis in Nagold anlaufen soll. Es ist daher eine schnelle Lösung für eine Notfallpraxis in Horb dingend notwendig. Eine schnelle Lösung hatte die Kassenärztliche Vereinigung allerdings im Gespräch mit unserer Zeitung ausgeschlossen. Er hofft dennoch, dass die Praxis in Horb gerettet wird. "Die Notfallpraxis wurde von den Ärzten aus dem Bereich Horb jahrelang mustergültig betrieben." Die Vorteile würden überwiegen: der Arzt sei schneller erreichbar, die Wartezeiten geringer und die Wahrscheinlichkeit, seinen Hausarzt anzutreffen größer. In dringenden oder lebensbedrohenden Fällen stünde in Horb auch weiterhin der Notarzt bereit. Kronenbitters Fazit: "Ich bin der Auffassung, dass bei einem Wegfall der Notfallpraxis in Horb die Gesundheitsversorgung im Ostkreis weiter geschwächt würde. Auch für die KLF hätte dies nicht unerhebliche Nachteile, da die Anbindung an das Medizinische Versorgungszentrum Horb und an das Krankenhaus Freudenstadt nicht mehr gegeben wäre."