Seit der Stilllegung des Talheimer Steinbruchs haben sich auf "Sukzessionsflächen" (die Hänge links neben den Steilwänden) seltene Pflanzen angesiedelt. Foto: Hopp

Naturschutzbund lehnt Steinbruch-Auffüllung ab. "Prozess der Renaturierung wird kaputt gemacht."

Horb-Talheim - Der Naturschutzbund NABU lehnt die Steinbruchauffüllung ab. Nach einer Begehung hat der NABU Horb jetzt seine Stellungnahme abgegeben.

 

Eckard Kiefer, Vorsitzender der NABU-Ortsgruppe Horb: "Aus Naturschutzgründen ist die Auffüllung oder auch nur die Teilauffüllung des Steinbruchs abzulehnen. Der renaturierte Steinbruch sollte so erhalten werden."

Und die Gründe dafür liegen für die Naturschutz-Experten vom NABU auf der Hand. Einmal hat der Steinbruch das größte Vorkommen von Felswänden im Horber Raum. Und genau diese Felswände und die Umgebung sind ein idealer Brutplatz für Wanderfalken, Kolkraben und Uhus. Zwar habe man diese Vögel beim letzten Rundgang nicht gesichtet. Kiefer: "Wir wissen aber aus der Vergangenheit, dass es Nachweise für brütende Uhus, Kolkraben oder Wandelfalken dort gab. Und dieser Brutraum sollte erhalten bleiben."

Dazu haben sich jetzt seit der Stilllegung in sogenannten "Sukzessionsflächen" seltene Pflanzen angesiedelt. Kiefer: "Das heißt, dass sich hier Pflanzen ansiedeln und ausbreiten, die sonst durch die moderne Land-Bewirtschaftung keinen Lebensraum mehr finden." Dazu ist der Boden teilweise nass und bietet so Lebensraum für Reptilien.

Das heißt: Der Renaturierungsprozess ist in Gang. Und wenn man da jetzt Abraum aus Stuttgart 21 draufschüttet, würde dieser Prozess abrupt gestoppt werden. Der NABU schreibt in seiner Stellungnahme: "Dieses Gebiet bedarf eines langzeitlichen Prozess-Schutzes und sollte in seinem jetzigen Zustand erhalten werden."

Einzig mögliche Auffüllungsfläche wäre bei den Gebäuden

Die einzige "Naturschutz-unschädliche" Fläche zur Wiederauffüllung sieht der NABU bei den Gebäuden. Grund, so die Stellungnahme: "Diese Flächen waren bisher von der Rekultivierung ausgenommen."

Kiefer: "Wenn man den Steinbruch wieder auffüllen würde, dann ist der Prozess der Renaturierung kaputt gemacht."

Dietmar Meintel, Sprecher der Bürgerinitiative gegen "Talheim 21": "Wir haben schon länger darauf hingearbeitet, dass der NABU eine Stellungnahme zu den naturschutzrechtlichen Problemen abgibt und sind froh, dass diese jetzt vorliegt."

Und die Gegner der Steinbruch-Auffüllung sehen noch ein mögliches Naturschutz-Problem. Meintel: "Ich habe mehrere Anrufe von Bürgern bekommen. Sie melden, dass die Firma Kaltenbach im Betriebsgebäude vor ungefähr zwei Wochen die Fenster zugenagelt hat. Vorher waren die offen. Bürger äußern die Sorge, dass dort möglicherweise Fledermäuse oder andere Tiere untergeschlupft sind und jetzt dort sterben könnten."

Ansonsten sei die Stimmung unter den Bürgern in Talheim nach der Vertagungsentscheidung des Gemeinderates sehr verunsichert.

Der Gemeinderat hatte in seiner letzten Sitzung entschieden, nach der ablehnenden Entscheidung des Ortschaftsrates für die Steinbruchauffüllung die Abstimmung über Talheim 21 auf die nächste Sitzung zu verschieben. Grund: Die Abwägung sei nicht gründlich genug erfolgt.

Steinbruchunternehmer Armin Kaltenbach plant derzeit, noch einmal in den einzelnen Gemeinderatsfraktionen über sein Projekt zu informieren und zu sprechen, wie der Schwarzwälder Bote erfuhr.

Und die Unsicherheit, ob Talheim 21 nicht doch noch kommen könnte, löst bei den Bürgern heftige Gefühle aus. Meintel: "Viele sind verängstigt, einige können nicht mehr schlafen."