Agnes Maier (links) und Vanessa Sigalas bei der Hängung der Bilder des Stuttgarter Künstlers Heinrich Eberhard. Die große Werkschau wird heute Abend um 19.30 Uhr im Stadtmuseum eröffnet. Foto: Hopp Foto: Schwarzwälder-Bote

Wird vergessener Stuttgarter Künstler in Horb wiederentdeckt? / Große Werkschau heute Abend eröffnet

Von Jürgen Lück

Horb. Eigentlich müsste diese Ausstellung in Stuttgart stattfinden. Denn der Maler Heinrich Eberhard wohnte im dortigen Stadtteil Sillenbuch. Doch Agnes Maier hat es geschafft, die erste große Werkschau des Künstlers nach 55 Jahren ins Stadtmuseum zu holen.

Das Stadtmuseum am Dienstag. Heinrich Raible und Joachim Springmann vom Kultur- und Museumsverein sowie Agnes Maier und Vanessa Sigalas sind gerade dabei, die letzten Bilder perfekt zu platzieren. Sigalas sagt: "Der Hölzel-Kreis hat mich sehr fasziniert. Dazu gehören Maler wie Willi Baumeister oder Oskar Schlemmer. Nur von Heinrich Eberhard, der auch dazu gehörte, war überall immer nur ein Satz zu lesen. Da habe ich begonnen, nachzuforschen."

Klar, dass die im Stadtmuseum etwas aufgedrehte Frau mit den dunklen Augen sich für Kunst begeistern konnte. Denn ihre Eltern besitzen ein Auktionshaus in Hildrizhausen. Und die Kunststudentin fing an, ihre Forschung über den fast vergessenen Maler in einer Doktorarbeit festzuhalten. Sigalas: "Im Rahmen der Recherche habe ich herausgefunden, dass auch das Museum in Horb Werke von Eberhard besitzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Museen war Agnes Maier sehr auskunftsfreudig." Und so reifte die Idee, das Ergebnis von Vanessa Sigalas’ Forschungen nach Horb zu bringen.

Die jetzige wissenschaftliche Mitarbeiterin des Wadsworth Museum of Art kam sogar extra aus den USA rübergeflogen, um viele Bilder, die sie in ihrer Doktorarbeit beschrieben hat, in Horb aufzuhängen – und um heute Abend zur Eröffnung um 19.30 Uhr in das Werk einzuführen.

Ein produktiver Maler, der verschiedene Stile geschaffen hat

Was begeistert sie an Heinrich Eberhard? Sigalas: "Er ist ein Maler, der sehr produktiv war und verschiedene Stile nebeneinander geschaffen hat. Nach dem Ersten Weltkrieg hat er seine höchste Produktivität entwickelt und wie ein Schwamm alles aufgesaugt und umgesetzt."

Leider habe ihn der Zweite Weltkrieg künstlerisch gebrochen, sodass er danach nicht mehr den Anschluss an die künstlerische Moderne nach dem Krieg gefunden hat. In dieser Zeit (1936 bis 1937) bekam Eberhard auch den Auftrag, verschiedene Kasernen zu malen. Darunter auch die in Horb. Und wo er gerade mal da war, so die Kunst-Expertin Sigalas, da hat er gleich noch die Stadtansichten für andere Auftraggeber gemalt.

Und in Stuttgart, sagt Sigalas, hat Eberhard auch permanent ausgestellt. Zuletzt waren seine Werke 1959 in der Staatsgalerie in einem eigenen Raum zu sehen.

Vanessa Sigalas hat es geschafft, durch ihre Recherchen bei der Familie und Privatsammlern über den Stuttgarter Künstler, jede Menge Bilder über den längst vergessenen Kompagnon von Schlemmer und Baumeister nach Horb zu holen.

Und mit ihrer Begeisterung für den Stuttgarter Maler hat Vanessa inzwischen auch Agnes Maier angesteckt: "Durch sie habe ich mich erst mit diesem bedeutenden schwäbischen Maler intensiv auseinandergesetzt."

Und während Maier über "ihr" Stadtmuseum zumindest ein Eberhard-Bild immer wieder anschauen kann, hat es Vanessa Sigalas schon geschafft, zwei Bilder des Stuttgarter Künstlers in ihren Besitz zu bringen: "Ein Frühwerk habe ich selbst gekauft. Daran war keiner interessiert, dann habe ich es im Nachkauf im Auktionshaus geholt. Ein anderes Bild hat mir mein Vater sozusagen vererbt."

Doktorarbeit als Katalog

Wer wissen will, was die Hildrizhauser Kunstforscherin über Heinrich Eberhard herausbekommen hat, sollte heute um 19.30 Uhr zum Vortrag ins Stadtmuseum kommen. Ab Mai erscheint dann die Doktorarbeit als eine Art Ausstellungskatalog in Buchform. Vanessa Sigalas: "Leider hat das nicht mehr bis zur Eröffnung in Horb geklappt."