Holger Zimmermann, Nicole Jüttner und Tobias Plaz bei der Premiere des Mittelstandsfrühstücks. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Handwerk: Nicole Jüttner organisiert erstes Mittelstandsfrühstück / Tobias Plaz spricht über Digitalisierung

Ein neues, spannendes Format und Nachbarn, die zusammenarbeiten. Beim ersten Mittelstandsfrühstück in den Räumen von Holger Zimmermann ging es um die Digitalisierung im Handwerk.

Horb. Nicole Jüttner vom Frauen-Fitnesstudio mal nicht im pinken Outfit, sondern in Business-Bluse. Mrs. Sporty ist jetzt auch Mrs. Business. Holger Zimmermanns Nachbarin im E inkaufszentrum macht jetzt auch in der Agentur von Zimmermann – beim Projektmensch – mit. "Meine Frau Tina hat Nicole kennengelernt, als wir uns für die Räumlichkeiten im Einkaufszentrum interessiert haben. Sie meinte gleich, das wäre auch jemand für unser Team", sagt Zimmermann.

Seit Juli, so Zimmermann, ist Jüttner mit dabei. Zuständig für Veranstaltungen. Die erste hatte am Mittwochmorgen um 8 Uhr Premiere: das Mittelstandsfrühstück. Jüttner: "Eine gelungene Premiere. Alle 30 Plätze sind voll ausgebucht." Kein Wunder: Hatte sie doch den Eutinger Bäckermeister Tobias Plaz eingeladen, der über die Digitalisierung im Handwerk sprach.

Und die Gäste – unter anderem Malermeister Martin Killing, City-Manager Thomas Kreidler, Neckar-Sport Inhaberin Constanze Kittel – haben jede Menge Input bekommen. Plaz: "Mein Motto ist: Ich bin einmalig. Denn es gibt keine Filialen, sondern nur einen Standort in Eutingen. Die Kunden kommen nicht nur aus Eutingen, sondern aus einem größeren Umkreis. Da sind natürlich die sozialen Medien ein gutes Mittel, um die Kunden zu erreichen."

Plaz bespielt dabei nicht nur Facebook, sondern auch Instagram und Twitter. Plaz: "Trotz des Trump-Effekts – über Twitter passiert nicht so viel. Dafür merkt man aber schon, dass Kunden speziell nach neuen Produkten fragen, wenn ich sie in den sozialen Medien gepostet habe." Auch die Online-Ausgabe des Schwarzwälder Boten sei eine ganz hervorragende Plattform für Werbung.

Auch Produktion und Verkauf – komplett digitalisiert. Plaz: "Das Kassenbuch läuft komplett elektronisch, man kann bei uns inzwischen sogar mit dem Handy zahlen. In Zeiten, wo Banken bis zu 25 Euro Gebühr pro Nachttresor-Einlieferung verlangen, versuchen wir natürlich, die Kunden auf die bargeldlose Zahlung umzugewöhnen."

Die Produktion – auch digitalisiert und vernetzt. Plaz: "Die Rezepte sind mit den Allergenlisten verknüpft, die Teigruhezeit sowie alle Temperaturen wie Wasser, Raumtemperatur und auch die Mischung wird digital kontrolliert, damit die Qualität der Backwaren hoch und immer gleichbleibend ist."

Was ihn eher stört, so Plaz: "Ich habe inzwischen alles digitalisiert – die Warenwirtschaft, die Buchhaltung. Und es gibt immer noch große Unternehmen in meiner Branche, die sind immer noch nicht in der Lage, online Rechnungen zu verschicken." So arbeitet sein Hauptlieferant immer noch komplett mit Papier. Plaz: "Der liefert an, der Mitarbeiter schreibt alles per Hand auf. Und du als Chef musst das dann abschreiben und ins System eingeben. Da hat man natürlich unnötigen Mehraufwand." Ausrede dieses Lieferanten: Man habe noch viele Kunden, die nicht digitalisiert seien.

Der Bäckermeister: "Andere Lieferanten sind da wesentlich weiter – die bieten sogar einen Online-Shop an. Und das ist eines der Projekte, die ich mir für das kommende Jahr vorgenommen habe. In Eutingen gibt es ein Paketzentrum, da kann man die Lieferung theoretisch gleich abgeben."

Das Hauptproblem für Plaz bei einem Online-Shop: die Zuverlässigkeit herzustellen. Sprich: Wenn jemand abends online zwanzig Brötchen per Smartphone bestellt, muss die Tüte auch morgens zur Abholzeit bereit liegen, falls der Kunde das wünscht. Heißt: Bei diesem Service muss natürlich ein zuverlässiger Ablauf hinterlegt werden.

Plaz: "Die Digitalisierung sorgt dafür, dass du das Smartphone immer am Mann haben musst. Wenn du es vergisst oder im Urlaub mal einen Tag nicht dabei hast, kann das schon große Probleme verursachen." Die Mühe, das Hineinarbeiten in die Programme und die Auswahl der richtigen Software hat sich aus Plaz’ Sicht allerdings gelohnt. Der Bäckermeister: "Wenn man bei der Konkurrenz steigende Absatzzahlen hat, ist die Digitalisierung für mich ein Erfolg."

Das erste Mittelstandsfrühstück. Ein bodenständiger Praktiker als Referent. Wie war es? City-Manager Thomas Kreidler: "8 Uhr klingt erst einmal ungewöhnlich früh. Aber um diese Zeit ist man frisch im Kopf und offen. Und mit einem Praktiker wie Plaz hast du als Zuhörer oft mehr davon als von reinen Fachleuten." Martin Killing: "Es ist immer gut, über den Tellerrand zu gucken. Der Vortrag war sehr inspirierend."