Beim Kampf durch "Dinglers Dreckbrühe" blieben die Teilnehmer nicht lange sauber. Foto: Hopp

Über 1000 Läufer stürzen sich in lehmige Brühe. Wettkampf ist härter als die Bahn erlaubt. OB Rosenberger hofft auf Wiederholung.

Horb - Jeder, der das Ziel geschafft hat ist, ist happy. Und wenn die Deutsche Bahn nicht in einer Last-Minute-Aktion versucht hätte, die Premiere der Mission Mudder zu torpedieren, wäre alles noch reibungsloser gelaufen...

Denn, so erfuhr der Schwarzwälder Bote aus Kreisen der Eisenbahn-Erlebniswelt, am Freitag um 14 Uhr kam das endgültige Verbot der Deutschen Bahn, die Eisenbahnerlebniswelt für das Lauf-Event zu nutzen. Die Pressestelle der Deutschen Bahn bestätigt das: "Nach dem, was ich heute von hier aus recherchieren konnte, hat der Leiter unserer Betriebszentrale Karlsruhe die Nutzung aus Sicherheitsgründen untersagt." Man habe die Befürchtung gehabt, dass Läufer, weil es dort an der Eisenbahnwelt so eng sei, Gefahr liefen, auf das Hauptgleis mit dem Bahnverkehr auszuweichen. Im Bistro "La Ferrovia" ist man dementsprechend sauer: "Da haben uns die hohen Herren der Deutschen Bahn ja ein schönes Ei ins Nest gelegt!"

Für die Veranstalter von Hamann & Friends bedeutete dieses Reingrätschen der Deutschen Bahn Riesen-Stress. Bis nachts um 3 Uhr mussten die Helfer die Strecke umlegen.

Und für die Läufer war das doppelt hart: Denn eigentlich war an der Eisenbahn-Erlebniswelt nicht nur ein Kinderspielplatz und Aktionsfläche geplant, sondern auch eine weitere Getränkestation.

Doch die über 1000 Läufer und Läuferinnen ließen sich den großen Spaß in brasilianischer Hitze auch von der Deutschen Bahn nicht vermiesen. Die Truppe von Racing Patrol legt in Piraten-Klamotten und mit Fahne erst mal eine Runde Liegestütz im Wasserregen auf dem Festplatz hin. Rainer Gill aus Niedernhall hat sich als "Tod" verkleidet, andere Läufer haben knallorange T-Shirts und lustige Enten-Schwimmreifen auf dem Kopf, daneben starten Mädels mit angenähten Dirndl-Röckchen.

Prominentester Starter: OB Peter Rosenberger mit Startnummer 777 – wegen seiner Frau, die im Juli Geburtstag hat. Dann verspricht er Mission-Mudder-Moderator Achim Seiter am Start: "Eigentlich wollte ich nur bis zum ersten Matsch machen. Dann bis zur ersten Neckarquerung. Doch jetzt habe ich beschlossen – ich mach den ganzen Lauf!" Und vor dem Start um 13.30 Uhr feuern er und der Moderator sich und die Mitläufer an: "We love - Mudder!"

Dann geht die erste Gruppe los. Rosenberger startet mit der dritten und ist schon gut 15 Minuten später nach dem ersten Schlammbad an der Neckarquerung. Gleich einen Hechtsprung rein – "Das tut gut". Das krabbeln unter den Bändern des WOM-Networks – Kleinigkeit. Und das gefährlichste Hindernis –die Schrägwand kurz hinter der Neckarbrücke – auch bestanden. Hier hatten sich mehrere Läuferinnen verletzt, weil das Stroh auf der Erde hinter dem Sprung offenbar gebunden waren und beim runterspringen zur Seite ausgewichen sind.

Zeitweise waren hier so viele Fans auf beiden Seiten der Brücke, dass sie sogar schon auf der Straße standen. Kurz hatte man sich überlegt, die Brücke zu sperren. Doch die entspannten Ordner konnten die Fans überreden, auf der Turnierwiese Platz zu nehmen. War auch der perfekte Platz, um zu sehen, wie sich die Mission Mudder Teilnehmer durch die hängenden Drähte mit den Elektroschocks durchzuckten...15.05 Uhr. Das Ziel. Moderator Seiter: "Wann kommt der OB? Wenn er das wirklich durchzieht, dann habt ihr den besten Bürgermeister. Dann erwarte ich 100 Prozent Wahlbeteiligung von Euch."

Doch es dauert noch gut 20 Minuten, ehe das Stadtoberhaupt endlich im Ziel ist. Gemeinsam mit Nordstettens Lauflegende Ingo Schulz. Der sagt: "Wir haben uns am Turnierplatz getroffen und beschlossen, uns gegenseitig zu unterstützen."Rosenberger greift das Mikrofon und ruft rein: "Hey, das war ein Riesen-Spaß. Die Mission Mudder Horb braucht eine Neuauflage im nächsten Jahr!"

Nur nicht das Störfeuer der Deutschen Bahn. Rosenberger: "Man hat schon gemerkt, dass die Eisenbahnerlebniswelt als Getränke-Stützpunkt gefehlt hat."

Für Horbs Wirtschaftsförderer Axel Blochwitz, der bei der Siegerehrung ab 18 Uhr dabei war, ist klar: "Sehen Sie sich die Autokennzeichen der Teilnehmer an." Zeigt auf Autonummern wie Saarbrücken oder Unna. Blochwitz: "Die Mission Mudder scheint Deutschlandweit einen größeren Einzugsbereich wie die Ritterspiele zu haben." Deshalb sind sich Stadt und der Veranstalter einig: Im nächsten Jahr gibt es wieder eine Mission Mudder. Geschäftsführer Stefan Hamann: "Die Anzahl der Besucher hat bei weitem das übertroffen, was wir erwartet haben."