Veranstaltungen: Manfred Bok spricht über Erfolg und Misserfolg der beiden Horber Events

Die Ritterspiele stehen vor einem erneuten Umbruch. Manfred Bok erklärt, was sie vom Leonhardsritt lernen können.

Horb. Manfred Bok ist ehemaliger Haus-und-Grund-Vorsitzender und gehört zu den Gründungsmitgliedern des inzwischen aufgelösten Ritterspielvereins. Jetzt ist er der Motor des Leonhardsritts auf der Schütte, der jedes Jahr am Tag der Deutschen Einheit stattfindet. Bok sagt: "Die Ritterspiele kosten die Stadt inzwischen jede Menge Geld. Mich befremdet, das andere Veranstaltungen, die auf komplett ehrenamtlicher und kostenloser Arbeit beruhen, von der Stadt nicht so wahrgenommen werden."

Damit meint er den Leonhardsritt. In diesem Jahr startet er zum fünften Mal. Wieder mit etwas Neuem, an dem Bok schon dran ist. "Wenn man sieht, was dabei an Ertrag für gemeinnützige Zwecke wie das Stiftskirchendach herum kommt, ist der Leonhardsritt sicherlich wirtschaftlicher als die Ritterspiele", sagt Bok.

Fakt ist: In diesem Jahr übernimmt Stadtmarketing-Chef Martin Scherer die Verantwortung für die Ritterspiele. Im Haushalt sind 40 000 Euro als Risikopuffer eingestellt. Das Ritterturnier – in der Vergangenheit wurde es immer mehr zum Fantasy-Spektakel.

Beim jüngsten Leonhardsritt in Horb gab es – durch die ehrenamtliche Arbeit und Hilfe der Kolpingsfamilie und dem Schwarzwurststammtisch – ein Ertragsplus von gut 3000 Euro. Dies floss alles in die Sanierung des Stiftskirchendachs. Bok: "Das liegt daran, dass alle Teilnehmer beim Leonhardsritt einen lokalen Bezug haben. Das merken und honorieren die Besucher. Das beweist, dass es in Horb noch Idealisten gibt. Die muss man nur richtig anpacken und motivieren."

Deshalb befremdet es Bok, dass beispielsweise im Jahresrückblick des städtischen Mitteilungsblatt der Leonhardsritt nicht erwähnt ist: "PR ist alles. Ich habe jetzt den City-Manager und den Oberbürgermeister angefragt, warum das so ist."

Der Leonhardsritt – er funktioniert. Der Ritterspieleverein und die Ritterspiele nicht mehr. Warum? Der Ritterspielverein hatte sich Anfang 2017 aufgelöst. Veranstalter MPS hatte die letzten Ritterspiele im Sommer durchgeführt und im Herbst die Stadt gebeten, die Veranstaltung jetzt zu übernehmen, weil man Verluste gemacht habe. Die Zahl der verkauften Tickets ist ungefähr gleich geblieben.

Was ist da schiefgelaufen? Bok war Vorsitzender des Ritterspielevereins bis Anfang der 2000er-Jahre. Bok: "Mein Motto war und ist: Man muss auf dem Teppich bleiben. Nicht die schönsten und die größten Ritterspiele zu machen, aber die vernünftigsten. Wir haben damals den Kultur- und Museumsverein miteingebunden oder ein Orgelkonzert gemacht. Weil Kaiser Maximilian auch etwas mit der Orgel zu tun hatte. Damit wollten wir der historischen Veranstaltung einen lokalen Bezug geben, um die Besucher miteinzubinden. Das hat funktioniert, denn fast jeder Horber war gewandet, zu den Ritterspielen gekommen. Die haben sich mit den Ritterspielen identifiziert. Das ist längst vorbei. Mir persönlich tut das weh."

Bok zeigt im Keller seine vielen Gewandungen und die alten Plakate. Er schwärmt: "Hier war der Reinhard von Neuneck – der Finanzminister von Kaiser Maximilian." Doch Bok war der Größenwahn damals zuviel. "In der Wirtschaft sagt man: Wer schnell hoch steigt, fällt tief. Das ist jetzt leider so gekommen. Es wird keiner seine Freizeit opfern, um dem Veranstalter die Finanzen zu verbessern."

Der Ritterspieleverein hatte mit MPS bei der Verlängerung des Vertrags mehr Etat für sich rausgeholt. Dafür mussten die Vereinsmitglieder mehr schuften. Laut Ex-Vorsitzender Benjamin Breisinger bedeutete das 500 bis 600 Stunden Arbeit im Jahr.

Jetzt der Neuanfang mit der Stadt: Breisinger kann sich vorstellen, dass jetzt ehemalige Aktive des Ritterspielevereins sich wieder zusammenfinden, um mehr historische Elemente einzubringen. Bok hofft das auch: "Die Historie ist nicht der Kostenfaktor bei den Ritterspielen gewesen, sondern der Größenwahn. Ich zitiere den ehemaligen Marktvogt von Horb: Wenn wir es schaffen, die schlummernden Kräfte zu rekrutieren, dann ist ruck-zuck was da."

Insofern sieht sich Bok durch den Erfolg des Leonhardsritts in seiner Philosophie bestätigt: "Die Leute ziehen mit, wenn sie merken, eine Veranstaltung ist vielleicht nicht perfekt. Aber wenn sie passt, funktioniert und alle zufrieden sind. Insofern hoffe ich, dass der Leonhardsritt noch viele Jahre weitergehen wird. Wenn das Stiftskirchendach bezahlt ist, gibt es noch andere historische Gebäude, für die Geld gebraucht wird. Wie die Kapelle."