Klaus Maier-Bätz (von links), Klaus Michael Rückert, Winfried Hermann und Jan Zeitler schauen skeptisch in Richtung Dammbrücke. Foto: Morlok

Verkehrsminister Hermann nimmt Baustellen in Augenschein, äußert sich aber nicht konkret zu größtem Infrastruktur-Wunsch.

Horb - Der erste Stopp von Winfried Hermann, Minister für Verkehr und Infrastruktur in Baden-Württemberg, auf seiner gestrigen Baustellen-Tour durch den Kreis Freudenstadt führte ihn nach Horb.

Da sich Horb in den letzten Jahren langsam aber sicher zur heimlichen Baustellen-Hauptstadt des Kreises mauserte – und die Topologie im Talkessel jede Sanierung einer der Zufahrtsstraßen zu einer verkehrstechnischen Operation am offenen Herzen des Patienten Durchgangsverkehr macht – ist der Horber Verkehrsteilnehmer, aber auch die Pendler, die entweder in die Stadt rein müssen oder sie auf ihren Fahrten queren, dünnhäutiger geworden.

Für Bürgermeister Jan Zeitler, der extra seinen Jahresurlaub für diesen Termin unterbrach, eine nachvollziehbare Reaktion. Er bat trotzdem in diesem Zusammenhang die Bevölkerung um Verständnis dafür, dass Sanierungsarbeiten oft unumgänglich sind und in der Regel mehr nach sich ziehen, als die reine Erneuerung der Straßendeckschichten.

Aktuell wird die B 14, die Dammstraße bis zur Abzweigung Ihlingen, gerichtet. "Hauptgrund für diese Maßnahme ist, dass der Bund für diesen Straßenabschnitt feststellte, dass die Straße keine Bundesfunktion mehr hat und man sie deshalb zur Landesstraße zurückstufen kann", erklärte Hermann, der anfügte: "Doch bevor wir dieses 'Geschenkle' annehmen, soll der Bund die Straße noch auf den aktuellen Stand bringen."

Hinter dieser Forderung stehen ganz pragmatische finanzielle Überlegungen. Denn der Bund hat im Gegensatz zu Baden-Württemberg Haushaltsmittel für die Verkehrsinfrastruktur im Verhältnis zehn zu eins zur Verfügung. "Können wir 100 Millionen investieren, so hat das Land gleich eine Milliarde frei", relativierte der Minister sein Beispiel in Zahlen.

Der Bund steckt aktuell rund eine Million in die Erneuerung der Bitumentragschicht der "Noch-B 14" und die Stadt Horb, die die Bauleitung für diese Maßnahme vom Regierungspräsidium Karlsruhe übertragen bekam, investiert weitere 360.000 Euro, da die Stadt gleichzeitig die Abwasserkanäle im Bereich bis zum Kreisverkehr mitsaniert. "Hier müssen wir bis zu fünf Meter in die Tiefe und die Straße in allen Schichten komplett neu aufbauen", ergänzte Bernhard Asprion, Fachbereichsleiter Technische Betriebe.

Augenscheinlich stößt diese Maßnahme bei den Autofahrern, obwohl sie seit vielen Jahren nun schon die Schönheit der Nebenstraßen Horbs erkunden dürfen, auf Verständnis.

Während Minister, Landrat und Bürgermeister samt Begleitpersonen gerade über das Thema "Transparenz bei der Bevölkerung" philosophierten und Klaus Michael Rückert klar feststellte: "Die baustellenfreie Baustelle ist leider noch nicht erfunden", hielt ein Herr seinen Mercedes neben den Baustellen-Touris an, drehte die Scheibe herunter, der Daumen ging nach oben und der Kfz-Lenker meinte: "Alles in Ordnung – macht weiter so." Ob’s ironisch gemeint war, weiß man nicht und deshalb freute sich die Politprominenz vorsichtshalber mal über das Lob und schob es auf ihre zügige und strategisch kluge Baustellenplanung samt dem tollen Umleitungskonzept.

Nicht ganz so easy wie die Dammstraßensanierung auf dem relative kurzen Teilstück bis vor zum Kreisverkehr, die bis Ende Oktober abgeschlossen sein wird, geht es auf der anderen Seite des Kreisverkehrs weiter. Die Dammbrücke, die in den 1960er-Jahren erbaut wurde und den Verkehr über den Neckar führt, ist nach einer Vermessung vor wenigen Wochen als "mindertragfähig" eingestuft worden. "Genehmigungspflichtige Schwertransporte dürfen hier nicht mehr drüber fahren", erklärte der Leiter des Baureferates Süd vom RP Karlsruhe, Klaus Maier-Bätz, den Besichtigungsteilnehmer. Er erläuterte die unterschiedlichen Sanierungsmöglichkeiten, die bis hin zur eher unwahrscheinlichen, neuen Brückenkonstruktion reichen.

Dass das Ganze nicht billig werden wird – rund 2000 Euro pro Quadratmeter stehen als Schätzung im Raum – ist heute schon klar, was man jedoch letztendlich machen wird, kann man erst nach einer Machbarkeitsprüfung sagen, an die sich noch eine Wirtschaftlichkeitsprüfung anschließen wird.

"Mit der Ertüchtigung der Brücke kann man voraussichtlich nicht vor 2017 rechnen", stand im Arbeitspapier von Bürgermeister Zeitler. Damit ist garantiert, dass nach der Sanierung der Altheimer Straße, die man aus aktuellen Baustellengründen auf 2016 verschoben hat, 2017 ein weiteres Nadelöhr geflickt werden muss und Horb seine Baustellen auch in den nächsten Jahren erhalten bleiben.

Was Minister Hermann, der mehrfach betonte, dass gerade solche Besichtigungen für ihn von enormer Bedeutung sind, da sie die Probleme vor Ort greifbar machen, aus seinem Besuch mitgenommen hat, das wurde nicht bekannt gegeben. Er unterstrich jedoch, dass gerade die Erhaltung und Sanierung bestehender Verkehrswege das Megathema der Zukunft wäre. Für Landrat Rückert stand fest, dass jeder Euro, der in die Infrastruktur des Kreises investiert wird, gut ist.

Natürlich durfte auch bei diesem Besuch das Thema Hochbrücke nicht gänzlich fehlen. Neue Erkenntnisse in irgendeiner Form, außer dass man sie irgendwann gerne hätte und sich in den Bemühungen hier vorwärts zu kommen auch nicht vom Calwer Kreistag stören lässt, konnten jedoch nicht erwartet werden – und kamen auch nicht.

Nach knapp 45 Minuten drängte das ministeriale Team zum Aufbruch, denn Fahrradfahren, E-Bike-Tankstelle einweihen, Verkehrspolitisches Gespräch und E-Bus-Fahren stand neben nichtöffentlichem Mittagessen noch auf dem umfangreichen Tagesplan von Minister Hermann und Landrat Klaus Michael Rückert.