Wolf Hoffmann ist neu im Horber Gemeinderat und will sich in seinem Ruhestand nun einer neuen Aufgabe widmen. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Porträt: Wolf Hoffmann (Grüne) fordert Masterplan für Verkehrsberuhigung und besseren ÖPNV

Ein Kreistags-Urgestein feiert jetzt Premiere im Horber Gemeinderat: Wolf Hoffmann, der ehemalige Grünen-Spitzenkandidat bei der Landtagswahl 2016, sitzt jetzt für die Offene Grüne Liste (OGL) im Gemeinderat.

Horb. Hoffmann sitzt entspannt in seinem Garten. Muss er sich da noch den Gemeinderat antun? Hoffmann lacht: "Mittlerweile bin ich im Ruhestand. Vorher waren mir die beruflichen Belastungen zu hoch, um wirklich ernsthaft neben dem Kreistag auch noch das Ehrenamt des Gemeinderats ausfüllen zu können."

Einmal hat er versucht, als Bürger etwas im Gemeinderat zu bewegen. Stellte den Antrag für einen "Hohenberg-Kümmerer" in der Stadtverwaltung. Doch das wurde von Oberbürgermeister Peter Rosenberger zunächst abgelehnt. Kaum im Gemeinderat erreichte  Hoffmann gleich in der ersten Sitzung, dass die Kehrmaschine den Fußweg zwischen Realschule und dem Überweg zum Real-Markt von weggeworfenen Zigaretten befreit (wir berichteten).

Hoffmann: "Beim Hohenberg sind noch einige Sachen auf der Agenda. Ich engagiere mich dafür, dass der Hohenberg im Konzert der Ortsteile seinen angemessenen Platz bekommt. Die anderen haben aber Ortschaftsräte, wir nicht. Ein Beispiel: Meine Mutter war vier Jahre lang im Pflegeheim auf dem Hohenberg. Mit vielen Bürgern haben wir im Rathaus angefragt, ob Bürgersteige abgesenkt werden können für die älteren Leute und Familien mit Kinderwagen. Passiert ist da nichts."

Das zweite große Anliegen von Hoffmann: die Verkehrsentlastung der Innenstadt. Der Grüne: "Jetzt, wo die Hochbrücke gebaut wird, kommen spannende Zeiten auf Horb zu. Ich bin gespannt, wie viel Mut die Stadt und der Gemeinderat haben werden, die Innenstadt zu entlasten. Ich sehe nur eine Weiterentwicklung der Kernstadt, wenn man zu einer erfolgreichen Verkehrsberuhigung kommt. Da schaue ich neidvoll nach Nagold! Die haben scheibchenweise den Verkehr in der Innenstadt eingeschränkt – mit einem riesigen Erfolg."

Doch Hoffmann geht es nicht nur um Fußgänger und Radfahrer: Dieter Rominger-Seyrich, SPD-Vorkämpfer (nicht nur durch das Brückenbündnis) für optimale Bahnverbindungen für Horb, dürfte in ihm endlich einen Mitstreiter gefunden haben. "Horb ist Bahnknotenpunkt und muss es bleiben. Es ist enorm wichtig, dass die Verbindungen beispielsweise durch eine Elektrifizierung der Kulturbahn nach Tübingen besser werden. Während sich dort der ganze Landkreis und alle Kommunen entlang der Strecke dafür einsetzen, habe ich aus Horb dazu noch nichts gehört", sagt Hoffmann.

Jahrelang war er Lehrer

Im Kreistag will sich Wolf Hoffmann dafür einsetzen, dass die Bahn- und Busverbindungen auch für Horb besser werden. Hoffmann: "Ich bin gespannt auf die Klausurtagung. Ich habe mich darum bemüht,  landesweit den  Vergleich zu bekommen, wie viel Geld die Landkreise in den ÖPNV investieren – ohne die Schülerbeförderung. Diese Zahl war  bisher nicht zu bekommen. Ich vermute, dass der Landkreis Freudenstadt hier wohl auch an einer der letzten Stellen liegen könnte."

Doch wo kommt Hoffmann überhaupt her? Was ist der Hintergrund des neuen OGL-Gemeinderates? Hoffmann war jahrelang Lehrer in der Realschule Horb. Dann wurde er Personalratsvorsitzender der Landkreise Freudenstadt, Baden-Baden und Rastatt – für alle Schulen außer den Gymnasien. 

Hoffmann: "Ich war zuständig für 3000 Beschäftigte. Dabei habe ich viele Schulen besucht, in denen es brennt im Personal und versucht, zu helfen. Das ist eine Arbeit mit Menschen, Gesetzen und Verordnungen. Aber auch darum, Konflikte in der Lehrerschaft  konstruktiv zu lösen."

Klar, dass auch Schulpolitik sein Steckenpferd ist. Hoffmann: "Ich vergleiche die Schulpolitik, für die das Land zuständig ist, mit einem Labyrinth und Mobile zugleich. Wenn man an einer Schnur zieht, weiß man nicht, wo es wackelt."

Und was wünscht sich der Pädagoge für Horb? Hoffmann: "Ich würde mich freuen, wenn die Gemeinschaftsschule ihr Profil stärker herausstellen würde. In der Bevölkerung denkt man oft, das ist eine Hauptschule. Dabei ist der Sinn der Gemeinschaftsschule, Spätentwickler und Schüler ohne Hilfe von zuhause so zu entwickeln, dass sie einen höheren Bildungsabschluss erwerben können."

Ein Thema, welches Hoffmann jetzt auch persönlich beim Zusammensitzen nach der Gemeinderatssitzung mit seinem CDU-Kollegen Götz Peter besprechen kann. Der ist ja Rektor der Gemeinschaftsschule.

Hoffmann –  sachlich, konsequent, selbstbewusst. Aber auch selbstkritisch. Der neue Gemeinderat sagt: "Ich persönlich denke gerne in Alternativen. Ich kann aber auch zur Kenntnis nehmen, dass meine Alternativen nicht gehen!"