Noch wollen sie nicht viel verraten: Stephanie Müller (von links), Dorothea Jakubowski und Klaus E. Dietl beim Filmdreh. Fotos: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Kunst: Theatermacherin dreht Autorenfilm "Geheimnisvolles Netzwerk" zusammen mit Stephanie Müller und Klaus E. Dietl

Dieses Drehbuch passt auch auf die aktuelle Corona-Lage: In ihrem ersten Autorenfilm "Geheimnisvolles Netzwerk" erzählt Dorothea Jakubowksi die Geschichte einer Frau und einer Pflanze. Beide getrennt durch eine Glasscheibe. Eine Isolation zu zweit.

Horb-Dettingen. Filmemacher Klaus E. Dietl zieht sein Smartphone raus. Zitiert eine Mail: "Als wir damals im Künstlerhaus Horb ankamen, haben wir Dich gleich angeschrieben, ob wir gemeinsam was machen wollen. Jetzt hat es endlich geklappt!"

Corona macht es möglich. Denn: Im Juli hat die Beauftragte der Bundesregierung für Kunst und Medien das Förderprogramm "Global Village Ventures" ausgeschrieben. Für Künstler, die unter den Corona-Beschränkungen leiden. Und Dorothea Jakuboski vom Chamäleon-Theater hat gleich den Förderantrag für ihren ersten Autorenfilm gestellt.

Die Regisseurin und Schauspielerin: "Ich hatte vorher schon seit mehr als drei Jahren intensiv recherchiert, was Pflanzen alles können. Wie sie kommunizieren. Wie sie mit andere Pflanzen über die Wurzeln – das geheimnisvolle Mykorrhiza-Netzwerk – Nährstoffe und Informationen austauschen. Oder mit Duftstoffen die Parasiten abwehren oder andere Pflanzen warnen. Für mich eine faszinierende neue Welt. Was wäre, wenn die Pflanze versucht, Kontakt zum Menschen aufzunehmen?"

Das Script – also ein Grobkonzept für den Film – war schon vor dem zweiten Lockdown fertig. Die Theatermacherin: "Unser letzter großer Auftritt war am 30. August ›Der kleine Prinz‹ in Glatt. Steffi und Klaus hatten ihr letztes großes Projekt am 23. Oktober. Danach haben wir uns zusammengesetzt und den endgültigen Film entwickelt."

Filmemacher Klaus E. Dietl war natürlich ganz heiß auf das Projekt. Nicht nur, weil er seine brandneue Kamera ausprobieren kann: "Die Black Magic mit 4K. Ein tolles Stück Technik." Er hatte die Idee, aus der Vorlage von Doro ein Kammerspiel zu machen. Weil angesichts der frischen Temperaturen natürlich das Probeatelier von Doro in Dettingen die perfekte Location ist. Filmemacher Klaus: "Das ist eine spannende Herausforderungen, in diesen relativ engen Verhältnissen immer neue Sichtachsen zu finden, um durch den Schnitt, das heran zoomen und die Lichteffekte zusätzlich Spannung zu erzeugen."

Fünf intensive, aber auch inspirierende Drehtage

Auch für Stefanie Müller ist das Set eine Herausforderung: "Ich habe nicht nur das Kleid von Doro genäht. Wir wollten bei den Requisiten das Bild einer Monokultur erzeugen. Die Flokatis von Doro, das Bild mit den leeren Vasen, die Kissen mit dem dezenten Blumenmuster – welches aufgenäht wurde und die Blüte andeutet – das sind alles Details, die sich in der Zusammenarbeit ergeben haben und sich jetzt für den Film perfekt zusammenfügen!"

Der Film. Fünf Drehtage. Und für die Theatermacherin ein ganz neues Feld. Doro: "Natürlich habe ich schon Filme gedreht. Zuletzt für das Museum der Geschichte am alten Stuttgarter Schloss. Aber ein Script, welches als Theaterstück sehr schwierig umzusetzen ist, mit Steffi und Klaus zum Film zu machen – das ist eine ganz neue Erfahrung für mich! Film funktioniert völlig anders. Beim Theater hast Du die ganze Bühne im Blick. Beim Film sind es nur Ausschnitte, Sequenzen. Und was ich bisher an Rohschnitt gesehen habe, zeigt, es ist toll geworden!"

Filmemacher Dietl: "Deshalb liebe ich den Film: Die ganze Energie konzentriert sich auf die Sekundenbruchteile der Szene." Doro lacht: "Das ist aber auch befreiend im Gegensatz zum Theater: Du kannst den Text gleich nach der Szene vergessen!"

Trotzdem waren die fünf Drehtage intensiv, aber auch inspirierend. Steffi Müller: "Ich finde es Klasse, wie sich Doro in ein völlig neues Metier flexibel und schnell hineingearbeitet hat! Großartig."

Mehr wollen die drei über den Film noch nicht verraten. Nur soviel: Die Musik basiert auf Geräuschen, die während der Drehs gemacht wurden. Und: Auch die Kommunikation der Pflanzen in der "Stop Motion"-Technik (Shaun das Schaf) gemacht. Steffi: "Wir haben kleine Modelle konstruiert und diese dann in Animationen in Szene gesetzt!"

Und wann können die Fans den Film genießen? Klaus E. Dietl: "Wir müssen ihn bis Montag, 30. November, eingeschickt haben, damit der Zuschuss der Bundesregierung auch fließt. Steffi und ich bleiben noch bis Ende Februar im Künstlerhaus – wir hoffen, den Film bis dahin gemeinsam schauen zu können!"