Um die Tiere im Zirkus Charles Knie toben derzeit heftige Diskussionen durchs Internet. Foto: Lück

Gastspiel von Zirkus Charles Knie in Horb: Facebook-Leser debattieren über Löwen, Tiger und Co in der Manege. Mit Glosse.

Horb - Exotische Tiere im Zirkus sind seit Jahren heftig umstritten. Auch der Zirkus Charles Knie, der derzeit in Horb gastiert, wird deswegen regelmäßig von Tierschützern kritisiert. Wie sehr dieses Thema polarisiert, zeigt indes die rege Diskussion auf unserer Facebook-Seite "Schwarzwälder Bote Horb".

Ob es den Tieren vergleichsweise gut oder schlecht geht – ob sie also beispielsweise genügend Platz und wenig Stress haben – ist für viele Menschen ausschlaggebend dafür, ob sie Zirkusnummern mit Tieren gut heißen. Andere lehnen diese Art der Unterhaltung dagegen prinzipiell ab.

Über dieses Thema wird derzeit auch auf unserer Facebook Seite "Schwarzwälder Bote Horb" teils heftig debattiert, argumentiert und gestritten. Anlass ist der Zirkus Charles Knie, der momentan in Horb zu Gast ist und damit wirbt, rund 100 Tieren in seinem "rollenden Zoo" eine Heimat zu geben – darunter Löwen und Elefanten. Die Tierrechtsorganisation Peta hatte im Vorfeld die Stadt kritisiert, dass dem Zirkus überhaupt erlaubt wird, in Horb seine Zelte aufzuschlagen.

Anika R. pflichtet der Organisation auf unserer Facebook-Seite indirekt bei. "In Zirkusse gehören keine Tiere!", schreibt sie. "Fertig, aus, da braucht man auch nicht diskutieren, wie die Tiere gehalten werden." Theresa S. geht sogar einen Schritt weiter: "Tiere gehören nicht in Gefangenschaft – ganz einfach!", erklärt sie.

Und auch Nadine A. ist nicht begeistert über den "Zoo" bei Charles Knie. "Ich gehe nicht in den Zirkus, solange dort so große Tiere vorgeführt werden. Gegen einen Hund oder mal ein Pony das artgerecht gehalten wird, sag’ ich nix – aber Elefanten, Löwen, Kamele usw. sind Wildtiere, die in die freie Wildbahn gehören und nicht auf ‘ne Wiese hinters Zirkuszelt und dauernd in einen Transportwagen", so ihre Meinung.

Ob die Tiere bei Charles Knie nun aber gut gehalten werden, daran hat auf jeden Fall Eric D. keinen Zweifel. "Ich war in dem Zirkus und die Tiere haben Freiraum", schreibt er. "Die werden nicht in engen Käfigen gehalten, die sind draußen und das ist gut, denen geht es nicht schlecht." Phillip S. ist sich sogar sicher: "Ein Zirkus mit dieser Historie wird wohl kaum sein Kapital schlecht behandeln."
"Bis zu 50 Kontrollen im Jahr"

Und abseits von Diskussionen und Vermutungen in sozialen Netzwerken stellt sich die Frage, wie es tatsächlich um Gesundheit und Haltung der Tiere bestimmt ist.

Sabine Eisele, Pressesprecherin des Landratsamtes Freudenstadt, teilte dazu mit: "Selbstverständlich wird unser Veterinäramt eine Kontrolle unternehmen." Bislang sei dies zwar noch nicht geschehen. Aber: "Nach dem deutschlandweit geführten Zirkus-Zentralregister wurde der Zirkus Charles Knie allein seit März 18 Mal kontrolliert und es gab keinerlei Beanstandungen", erklärt Eisele. "Der Zirkus hat alle erforderlichen Genehmigungen und erfüllt die entsprechenden Vorschriften, Buchführung und Nachweise werden vorbildlich geführt. Insofern gehen wir davon aus, dass auch die anstehende Kontrolle ohne Beanstandung bleiben wird."

Diese Einschätzung deckt sich auch mit einer Stellungnahme des Zirkusses. "Mit bis zu 50 Kontrollen durch die Veterinärbehörden im Jahr zählen wir zu den meistkontrollierten Tierhaltungsbetrieben in Deutschland", heißt es dort. Und weiter: "Im Vergleich: Mastbetriebe oder andere Tierhaltungsbetriebe werden meist nur alle fünf bis zehn Jahre kontrolliert. Private Tierhaltung untersteht überhaupt keiner Kontrolle."

Die Auszüge der Facebook-Diskussion von "Schwarzwälder Bote Horb":

Der Zirkus Charles Knie hat gerade seine Zelte in Horb a. N.ckar aufgeschlagen, schon gibt es Ärger: Die...

Posted by Schwarzwälder Bote Horb on  Donnerstag, 22. Oktober 2015

Glosse: Zufällige Publicity

Von Ralf Klormann

Tierschutz ist eine wichtige Aufgabe. Darüber lässt sich kaum streiten. Die Tierrechtsorganisation Peta hat das erkannt. Und noch etwas ist den cleveren Aktivisten aufgefallen: Um Tieren zu helfen, ist es am sinnvollsten, sich auf schillernde Unterhaltungsbetriebe wie den Zirkus Charles Knie zu stürzen, der derzeit in Horb gastiert. Auf ein Unternehmen, das permanent vom Veterinäramt überwacht wird.

Wenn es einen Ort auf Erden gibt, an dem hilflose Wesen gequält werden, muss es ein solcher Zirkus sein. Wo sonst findet Peta so viele gut versorgte, in Gefangenschaft aufgewachsene Tiere, die nie die Wildnis gesehen haben – und trotzdem unbedingt dort hin wollen? An einen wunderbaren Ort, wo überall der Tod lauert, wo Verletzungen oder Fressfeinde Verderben bringen und jeder Tag einen Kampf ums Überleben bedeutet.

Stattdessen müssen die armen Wesen ein Publikum ergötzen. Man vergleiche deren tristes Schicksal mal mit Tieren, die ein geruhsames Leben in überfüllten Zuchtbetrieben führen und im Schlachthaus enden. Oder mit dem herrlichen Leben Tausender Hunden, Katzen oder Kaninchen, die bei ahnungs- und lieblosen Besitzern hausen, wo sie unzureichend gefüttert oder falsch gehalten werden.

Ein Glück also, dass Peta den Zirkus Charles Knie anprangert und sich somit auf die wahren Probleme in Sachen Tierschutz konzentriert.

Ach übrigens: Dass bei Aktionen dieser Art größtmögliche Publicity garantiert wird, ist selbstverständlich Zufall.