Was steckt hinter dem Streit um die Haifischbar? Geschäftsführer Köksal Durmaz gibt Einblick in seine gesammelten Schriftstücke. Foto: Hopp

Mietstreit: Was steckt hinter den Konflikten im Lotzer-Haus? Haifischbar-Geschäftsführer zeigt Schreiben.

Horb - Der Hickhack um die Haifischbar – Köksal Durmaz, Geschäftsführer der Haifischbar, öffnet seine Akte Herzog. Ein Aktenordner mit schmalem Rücken. Durmaz: "Ich habe das Gefühl, Mayk Herzog hat mich ausgetrickst."

Ganz oben liegt das Urteil des Landgerichts Rottweil vom 2. März 2016. Darin, so schreiben die Richter, geht es darum, ob der Pachtvertrag über die Haifischbar nicht auf unbestimmte Zeit geschlossen gilt, sondern ein wirksam bis zum 31. Dezember 2017 geschlossener Pachtvertrag ist.

Der Hintergrund: Die Durmaz – also Köksal und seine Tochter Tugba – hatten das gesamte Belle Arti und die Haifischbar gepachtet. Zuletzt wurde ein Pachtvertrag für die gesamten Räume am 30. November 2011 geschlossen. Als Gesamtmiete wurden 4430 Euro mit Mehrwertsteuer vereinbart.

Im Dezember eskaliert der Konflikt

Dann kam Bewegung ins Belle Arti: Mayk Herzog verkündete im September 2013, dass Roberto Materazzi das Belle Arti übernehmen werde. Geplant war, dass Materazzi das Belle Arti im Sebastian Lotzer Haus übernimmt.

Mayk Herzog, so Köksal Durmaz, setzte sich mit den Pächtern der Haifischbar zusammen und nahm den alten Pachtvertrag aus dem Jahr 2011, machte darin handschriftliche Änderungen und unterschrieben. Danach hatte die Haifischbar, so Durmaz, nur die anteilige Miete für ihre Räumlichkeiten zu bezahlen.

Das Abenteuer von Roberto Materazzi endete im Februar 2014. Nadine Wäschle, Mitarbeiterin der Haifischbar, erklärte sich bereit, das Belle Arti zu übernehmen. In der Akte Herzog zieht Köksal ein Schreiben heraus, unterschrieben von Nadine Wäschle.

Inhalt: "In dem Vertrag steht eine Gesamtmiete von 4430 Euro für das Belle Arti und die Haifischbar zusammen. Herr Herzog meinte, ihm wäre es egal, wie wir die Miete aufteilen. (…) Ab dem 1. Mai 2014 gab es eine neue Vereinbarung." Wäschle zahlt 3100 Euro und "Frau Durmaz hat dann den Restbetrag von 1340 Euro bezahlt, was ich auch bezeugen kann."

In der "Akte Herzog" zeigt Köksal Durmaz noch ein Schreiben. Absender: Mayk Herzog, Architektur. Inhalt: Änderung zum Mietvertrag vom 3.1.2012 mit Frau Tugba Durmaz. "Den Mietvertrag und dessen Bedingungen übernimmt Frau Nadine Wäsche, hiervon ausgenommen ist die Haifischbar. Das Mietverhältnis beginnt am 1.2.2014 und endet zum 31. Dezember 2018."

Doch plötzlich gibt es Streit im Sebastian Lotzer Haus. Belle-Arti Pächterin Wäschle beschwerte sich über die ihrer Meinung nach zu hohen Stromkosten. Hintergrund, so erklärt Köksal Durmaz: "Als wir das Belle Arti noch mit hatten, lagen die monatlichen Stromkosten für diesen Bereich bei durchschnittlich 1500 Euro. Frau Wäschle erzählte mir, dass sie monatlich 2400 Euro zahlen soll. Weil es keinen getrennten Stromzähler für das Belle Arti und den Zimmern darüber gab, die nach und nach einbaut wurden, hatte ich den Eindruck, dass die Stromverbräuche nicht klar getrennt wurden. Ich habe deshalb einen Zwischenzähler in die Küche einbauen lassen."

Dann zeigt er einen Zettel, wie ihn Bedienungen immer haben. Köksal Durmaz: "Hier hat mir Mayk Herzog bestätigt, dass er mir die Stromdifferenz zwischen Küche und den anderen Räumlichkeiten in Höhe von 348 Euro auszahlt." Das sei das einzige Mal gewesen.

Im Dezember eskaliert der Konflikt. Kurz vor Silvester 2014 taucht plötzlich auf der Fassade des Belle Arti ein Schriftzug auf: "Cafe/Bar zu vermieten." Die Unterschrift könnte Mayk heißen. Nadine Wäschle kündigte dann an, Ende September das Belle Arti zu verlassen. Anlass des Streits, so Wäschle: "Streit um die Stromkosten."

Nachzahlung tausender Euro fällig?

Doch auch die Durmaz’ hatten inzwischen Stress mit Mayk Herzog. In der Akte ein Schreiben, laut dem Mayk Herzog am 1. Dezember an den "lieben Köksal" geschrieben hatte: "Wir haben nur ein Problem, und das heißt Hamm. Wenn Du weiterhin bei Hamm (Getränkelieferant, d. Red.) beziehst, werde ich jede Gelegenheit nutzen, den Pachtvertrag zu kündigen."

Am 17. Dezember 2014 dann folgendes Schreiben mit Unterschrift von Mayk Herzog: "Bei der Durchsicht meiner Konten (...) teilte mir mein Steuerberater mit, dass Sie bisher von den im Mietvertrag aufgeführten 1800 Euro für die Monate von Februar 2014 bis Dezember 2014 nur 1340 Euro bezahlt haben. Ich möchte Sie bitten (...) 5040 Euro bis spätestens zum 23.12.2014 nachzubezahlen."

Zur Erinnerung: Laut der Aussage von Nadine Wäschle sei vereinbart worden, dass Durmaz 1340 Euro bezahlt.

Am 28. Dezember 2014 dann die "ordentliche Kündigung des Mietverhältnisses Haifischbar – davon ausgehend, dass kein gültiger Mietvertrag besteht." Das Kündigungsdatum 31. März 2015 per Hand durchgestrichen und mit 30. Juni 2015 ergänzt. Unterschrift: Mayk Herzog.

Im August dann der nächste Akt. Ein Schreiben, datiert vom 10. August 2015. Absender diesmal laut Briefkopf Birgit Herzog: "In unserem Mietvertrag für die Haifischbar, der zwar nicht gültig ist, von dem Sie aber wollen, dass er gültig ist, stehen monatlich 1800 Euro Miete. Bezahlt werden aber nur monatlich 1300 Euro Miete. Somit fehlen seit 11 Monaten 6500 Euro Miete."

Unterschrift diesmal: Birgit und Mayk Herzog.

Dann das nächste Schriftstück aus der "Akte Herzog". Mietvertrag Haifischbar. Diesmal der Briefkopf "Mayk Herzog Wohnungsbau GmbH". Inhalt: 1500 Euro Miete warm. Dazu eine Kautionszahlung in Höhe von 4500 Euro. Zahlbar bei Vertragsunterschrift. Dafür erhält dann der Mieter 200 Euro monatlich zurück, bis die Kautionssumme auf Null ist.

Anfang September tauchte dann auf dem Sichtschutz neben der Haifischbar eine neue Botschaft auf: "Hafischbar ab 1.10.2015 zu vermieten."

Herzogs Frau habe keine so lange Laufzeit gewollt

Mayk Herzog ließ damals verkünden: "Die Haifischbar ist zum 30. September gekündigt. Das geschah gleichzeitig mit dem Belle Arti." Die Durmaz zogen dagegen vor Gericht.

Köksal Durmaz: "Ich war als Zeuge geladen. Dabei ging es lediglich um die Verträge und die Vereinbarungen. Nie um Mietschulden."

Der Rechtsanwalt von Herzog habe darauf aufmerksam gemacht, dass die Verhältnisse im Sebastian Lotzer Haus damals so gewesen seien, dass Birgit Herzog die Besitzerin gewesen sei und Mayk Herzog ihr Vertreter.

Er habe dann im Zeugenstand erklärt, dass es zwar Änderungen auf dem alten Pachtvertrag von 2011 im Jahr 2013 gegeben habe. Seine Frau als Besitzerin habe aber keine so lange Laufzeit haben wollen. Deshalb habe sie dem nicht zugestimmt.

Im Urteil heißt es deshalb: "Der Vortrag des Zeugen Herzog, dass er erneut Rücksprache mit seiner Frau als Vertretene halten wollte, führte zur Überzeugung des Gerichts, dass am 24. September 2013 keine separates Unterzeichnung eines Mietvertrages erfolgt ist."

Köksal Durmaz fühlt sich ausgetrickst: "Immer habe ich mit Mayk Herzog gesprochen und verhandelt. Ich habe darauf vertraut, dass er alles regelt."

Herzog sagte gegenüber dem Schwarzwälder Boten, dass die Durmaz 25 000 Euro Mietschulden hätten. Köksal Durmaz: "Das stimmt nicht. Ich habe immer den mit Mayk Herzog vereinbarten Mietanteil für die Haifischbar gezahlt. Ich werde gegen das Urteil in Berufung gehen."