Besonders große Unternehmen merken den Angriff der Influenza-Viren. Foto: dpa

Gesundheitsamt: "Influenza stark verbreitet". Arbeitgeber melden: Bis zu 40 Prozent melden sich krank.

Horb/Empfingen/ Waldachtal - Die Grippewelle rollt früher als sonst durch das Land. Schon im Januar, so meldete das Landesgesundheitsamt, wurden 20 Mal mehr Fälle als im Vorjahr festgestellt.

Wie stark schnieft und schnupft es in Horb und Umgebung? Besonders große Unternehmen merken den Angriff der Influenza-Viren. Ingrid Alter, Unternehmenskommunikation von Bosch-Rexroth: "Wir spüren die Auswirkungen der Grippewelle. Im Januar und Februar hat es bisher mehr Krankmeldungen in unserem Horber Werk als üblich gegeben."

Edmund Kammerer, Leiter Kommunikation der Fischer-Werke: "Die Grippewelle hat – besonders in den vergangenen zwei Wochen – das Unternehmen in Waldachtal erreicht. In einzelnen Bereichen gab es einen Ausfall von bis zu 40 Prozent der Belegschaft. Weil das kleine Bereiche waren, konnten Kollegen dort aushelfen. Was besonders auffällt, ist, dass die Erkrankungen diesmal sehr langwierig sind."

Ceratizit, Empfingen. In der Personalabteilung heißt es: "Wir merken die Grippe- und Erkältungswelle zur Zeit sehr stark an den Krankmeldungen."

Josef Bendak vom Gesundheitsamt des Landkreises Freudenstadt: "Wir haben derzeit acht Meldungen von Influenza. Das sind relativ viele Fälle in diesem Zeitraum. Das spricht dafür, dass die Influenza im Moment im Landkreis stark verbreitet ist."

Parallel zu den Landeszahlen, die seit der ersten Kalenderwoche bis zur achten KW (zweite Februarwoche) bis auf 892 Fälle angestiegen ist, ging es auch im Landkreis Freudenstadt hoch.

Doch diese gemeldeten Fallzahlen sind nur ein Indiz für die Verbreitung der Grippe. Günter Pfaff vom Landesgesundheitsamt: "Eine Erkrankung an Influenza ist nicht meldepflichtig, sofern sie nicht durch einen Labornachweis eines Influenza-Virus bestätigt wird. Meldepflichtig ist ausschließlich der Influenza-Erregernachweis durch ein geeignetes Laborverfahren. Diese Labornachweise werden jedoch längst nicht für jeden Patienten, der mit einer Grippe beziehungsweise einer grippeähnlichen Erkrankung eine Arztpraxis aufsucht, veranlasst, dabei auch nicht in jeder Arztpraxis."

Weiter informiert Pfaff: "Entsprechend geben die beim Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg zusammenlaufenden Übermittlungen der Gesundheitsämter zunächst einen Eindruck über die flächenmäßige Ausbreitung und danach einen Hinweis darauf, wie häufig in den untersuchenden Arztpraxen positive Erregernachweise festgestellt wurden. Es handelt sich also um die Spitze des Eisbergs, nicht um die Anzahl der tatsächlichen Influenzaerkrankungen im Land." Laut dem Landesgesundheitsamt ist die Dunkelziffer also hoch. Bei den Ärzten ist die Grippewelle teilweise zu merken. An der Theke von Allgemeinarzt Albrecht Lamerz heißt es: "Wir merken die Grippewelle schon."

"Die Grippewelleist bei uns noch nicht zu spüren"

Allgemeinarzt Volker Kühne: "Seit Wochen haben wir eine Erkältungswelle. Viele Patienten sind verschnupft oder haben Gliederschmerzen. Die Grippewelle an sich ist bei meinen Patienten offenbar aber noch nicht angekommen."

Heiner Kist, Leiter der Realschule: "Vor den Faschingsferien hatten wir einige Ausfälle – das war aber Magen-Darm. Die Grippewelle ist bei uns noch nicht zu spüren."

Jutta Saier vom Kindergarten auf dem Hohenberg (101 Plätze): "Bei uns ist alles normal. Krank sind bei uns auch nicht mehr als sonst zu dieser Zeit. Davon haben die meisten Husten oder Erkältung."

Offenbar ist ein Teil der Horber der Grippewelle bisher entkommen. Doch wie kann ich mich schützen?

Günter Pfaff, Bevölkerungsmediziner vom Landesgesundheitsamt: "Achten Sie auf beste Hygiene der Hände. Dazu gehört neben häufigem Händewaschen auch, darauf zu achten, dass man in Situationen mit Menschenansammlungen wie im Bus oder Bahn die meist unbewussten Ausweichbewegungen der Hände zur Nase oder zum Mund verhindert. Sonst kann man sich schnell anstecken." Wer schon geimpft ist, hat einen "guten, aber keinen vollständigen Schutz".

Pfaff weiter: "Wer meint, eine Grippe zu haben, sollte so früh wie möglich zum Arzt gehen. Mit Tamiflu, welches es nur auf ärztliche Verschreibung gibt, kann man in einem frühen Stadium die Auswirkungen abmildern."

Dazu rät er allen, seine Grippe "für sich zu behalten. Es bringt nichts, zu früh wieder zur Arbeit oder unter Leute zu gehen und die anderen anzustecken."