Reisen mit dem Wohnmobil liegen im Trend. Foto: Dittrich Foto: Schwarzwälder Bote

Freizeit: Das ehemalige Mini-Rock-Gelände ist im Visier / Kosten: Ab 105 000 Euro / Schütte-Camping stimmt sich mit Stadt ab

Damit könnte Horb bei Touristen bald noch mehr punkten: Der Gemeinderat hat jetzt weiteren Planungen zu Wohnmobil-Stellplätzen zugestimmt. Zwei Standorte auf dem ehemaligen Mini-Rock-Gelände sind im Visier.

Horb. Die Strategie hinter diesem Projekt ist klar: Wohnmobilisten sollen möglichst stadtnah einen Stellplatz finden – mit Infrastruktur, um die Wassertanks zu entleeren und zu füllen. Und Steckdose.

Das gibt es am Manfred Volz-Sportpark – dem jetzigen Womo-Stellplatz – nicht.

Das Rathaus schlägt jetzt zwei Standorte vor: Beide auf dem Mini-Rock-Gelände.

Standort 1: Dort, wo die ehrenamtlichen Mini-Rocker am ersten Augustwochenende 2019 ein Jahr nach dem letzten Festival noch einmal mit DJs und Bars und Getränkeständen sich ein letztes Mal gefeiert haben. An den sogenannten Friedhofsgärten direkt vor dem Wohnhaus am Hallenbad. Geschätzte Kosten dafür: Ab 105 000 Euro.

Vorteil: Das Hallenbad ist ums Eck. Damit ist dieser Stellplatz auch für Womos ohne Toilette (Bulli Klasse) und Mini-Camper geeignet. Dazu kommt: Hier in diesem Areal direkt neben der Straße stehen jetzt teilweise Lkw-Anhänger. Auf diesem Parkstreifen war auch schon der Womo-Platz des Mini-Rock. Das wären auch kostenlose Ersatzstellplätze für alle Wohnmobilisten, die nur die Grauwassertanks leeren wollen. Nachteil: Weiter weg von der Kernstadt.

Standort 2: Bei der Wassererlebniswelt. Links von der Mini-Rock-Bühne, stadteinwärts neben der Wassererlebniswelt. Kosten hier: 140 000 Euro. Liegt direkt am Neckar. Vorteil: Bänke sind schon da, dazu der Spielplatz. Nachteil: Bei einem neuen Mini-Rock Festival oder einer großen Festplatz-Nutzung (Neckarschau) könnten die Womos im Weg sein.

Martin Raible (ULH) ist dagegen: "Wir schaffen Konkurrenz zu einem Betreiber, der hier seine Steuer zahlt. Von der Schütte kann man runterfahren in die Stadt."

OB Peter Rosenberger: "Ich habe persönlich mit dem Campingplatz-Inhaber darüber gesprochen. Wir können uns gerne eine Kooperation mit Betreibermodell vorstellen. Wir wollen auf der Schütte nichts abfischen."

Auch FD/FW-Fraktionschefin Margarethe Rebholz ist skeptisch: "Ich persönlich frage mich, ob wir das, was wir beim Grünprojekt geschaffen haben, so nicht beeinträchtigen würden. Kann bei diesen Kostenschätzungen von einer Amortisierung ausgegangen werden? In welchem Zeitraum? Wir sehen es nicht als ureigenste städtische Aufgabe, das zu betreiben."

Thomas Baur (BiM) schlägt vor, den Wohnmobil-Stellplatz auf das Kasernen-Areal zu bringen. Rosenberger antwortet, dass man gerade Standorte gesucht habe, an denen man quasi "automatisch" vorbeifährt. Und dass man von den Standorten auf dem Mini-Rock-Gelände leicht zu Fuß und mit dem Rad in die Stadt kommt.

Wolf Hoffmann (OGL): "Solche Stellplätze stärken die Innenstädte enorm. Wir würden einen wichtigen Marketing-Faktor für Gäste, Gastronomie und Handel verlieren, wenn wir das nicht machen!"

Viviana Weschenmoser (SPD): "Wenn wir Anschluss finden wollen, müssen wir uns als Stadt am Neckar positionieren. Fußläufig schnell in die Kernstadt finde ich durchaus attraktiv – auch für unseren Handel und die Gastro."

CDU-Gemeinderat Gerhard Fassnacht: "Die Dekra sagt: Wohnmobile stoßen bis zu 318 Gramm CO2 pro Kilometer aus. Mich wundert, dass man das jetzt als wichtigstes Thema rausstellt, von Fraktionen, die sonst den Klimawandel so voranstellen."

Weschenmoser kontert: "Wer ein Wohnmobil besitzt, fliegt nicht für 50 Euro nach Malle. Das ist deutlich klimaschonender!"

Dann wird abgestimmt. Mit sechs Gegenstimmen und bei vier Enthaltungen gibt es dafür nur eine knappe Mehrheit. OB Rosenberger verspricht, dass jetzt weitere Standorte überprüft werden. Und was sagt der Campingplatzbesitzer von der Schütte? Reinhold Kuch: "Ich habe nächste Woche einen Termin mit dem Rathaus. Danach werde ich mich öffentlich äußern!"