Schüler in Berlin demonstrieren für den Klimaschutz – ähnliche Bilder wird es am Freitag in Horb geben. Foto: Soeder

Horber Schüler und Studenten gehen für Klimaschutz auf die Straße. Schulleiter nehmen Stellung.

Horb - In ganz Deutschland demonstrieren Schüler und Studenten freitags für den Klimaschutz – nun auch erstmals in Horb. Horber Schulleiter finden den Einsatz grundsätzlich gut, warnen jedoch auch.

Über "Friday for Future" oder kurz FFF wird derzeit viel gesprochen. Diesen Freitag rufen Schüler und Studenten auch in Horb zum Streik auf. Um 11.30 Uhr findet die Versammlung für eine bessere Klima- und Umweltpolitik auf dem Marktplatz vor dem Rathaus statt.

Was die Veranstalter sagen

Die Veranstalter teilen in den Sozialen Medien mit: "Der Klimawandel ist bereits in vielen Teilen der Welt deutlich zu spüren und stellt eine reale Bedrohung für unser aller Zukunft dar. Wir sind die letzte Generation, die noch die Möglichkeit hat, die Folgen der Klimakrise abzuschwächen. Die Welt kann auch von Horb aus gerettet werden. Und das muss sie auch." Auch auf die Auswirkungen vor Ort gehen die Veranstalter ein: "Rekordhitze im Sommer, ein Neckar mit extrem niedrigen Wasserstand und Starkregen der zerstörerische Kraft hat: Das waren die ersten Boten des Klimawandels in Horb. Wir sind ganz konkret betroffen. Streiken ist ein Grundrecht. Am Freitag soll nun hier bei uns eine erste Kundgebung stattfinden."

Zur Teilnahme aufgerufen sind alle Interessierten, gleich welchen Alters, erklärt Viviana Weschenmoser, die die Schüler in ihrem Vorhaben unterstützt und die Öffentlichkeitsarbeit macht. Sie betont, dass sie das als Privatperson und nicht in ihrer Funktion bei der SPD macht. " Ich freue mich, dass die Initiative in Horb umgesetzt wird, Weltveränderung fängt immer vor der eigenen Tür an", kommentiert sie im Gespräch mit unserer Zeitung. "Es ist gut, wenn mit Streikrecht und ziviler Ungehorsam Aufmerksamkeit erzeugt wird." Weschenmoser findet gut, dass unter jungen Menschen wieder eine Streikkultur entwickelt wird. "Das hat man lange vermisst."

Dass dadurch eventuell Unterricht ausfällt, findet Weschenmoser legitim. "Streiken ist ein Grundrecht, wenn der Unterricht oder die Vorlesgungen die Arbeit der Schüler Studenten sind, dann haben sie genauso das Recht zu streiken, wie normale Bedienstete."

Was die Schulleiter sagen

Und wie sehen das die Schulleitungen? Götz Peter, Rektor der Gemeinschaftsschule und geschäftsführender Schulleiter der Horber Schulen, findet es zunächst einmal positiv, wenn Schüler sich für den Klimaschutz einsetzen: "Grundsätzlich sollte es für uns alle, ob jung oder alt, selbstverständlich sein, für den Schutz unseres Klimas einzutreten. Viele Jugendliche werden im Rahmen der Klimademonstrationen unter dem Motto ›Fridays for Future‹ zum ersten Mail politisch aktiv. Dieser großen und eigenständigen Protestbewegung, in der Jugendliche explizit die Politik zum Handeln auffordern, zolle ich deshalb durchaus Respekt." Peter fügt an: "Die Schülerdemos sind ein Stück weit Echo auf das, was in den letzten Jahren passiert oder eben auch nicht passiert ist."

Doch ist es legitim, dass die Schulzeit dafür "geopfert" wird? "Wenn die Teilnahme an der Demo nicht als bloßes ›Happening‹ und als willkommene Möglichkeit, der Schule fern zu bleiben, missbraucht wird, ist aus meiner Sicht nichts gegen eine einmalige Teilnahme – auch während der Unterrichtszeit – an einer Aktion in Horb einzuwenden", zeigt sich Peter offen.

Die Betonung liegt auf "einmalig". "Ein regelmäßiges Fernbleiben vom Unterricht aus diesem Anlass kommt dem Schwänzen gleich und kann aus meiner Sicht nicht gutgeheißen werden." So sieht es auch Georg Neumann, Schulleiter des Martin-Gerbert-Gymnasiums in Horb, der grundsätzlich gut findet, dass sich Schüler für den Klimaschutz einsetzen. Aber: "Wenn Schüler aus diesen Gründen dem Unterricht fernbleiben, müssen wir reagieren – mit Augenmaß." Was das genau bedeute, müsse man noch besprechen. Grundsätzlich sei es ja auch kein Problem, auch mal einem Nachmittag zu demonstrieren.

Peter und Neumann schlagen den Schülern vor, dass der Klimaschutz verstärkt zum Thema in der Schule wird. "Ich habe mich mit unserem Schülersprecher Luis Schneiderhan darüber unterhalten, dass wir überlegen sollten, was wir konkret in unserer Schule umsetzen können, beispielsweise Plastikvermeidung."

Peter sagt dazu: "Denkbar sind auch schulische Aktionen wie Projekttage." Übrigens unterstütze auch der Landesschülerbeirat die Anliegen der streikenden Schülerinnen und Schüler, weise aber gleichzeitig daraufhin, "dass die Teilnahme an angemeldeten Demonstrationen mit den Lehrerinnen und Lehrern abgesprochen werden muss". Peter: "In diesem Sinne appelliere ich an ein verständnisvolles Miteinander."

Was der OB sagt

Auch Oberbürgermeister Peter Rosenberger unterstützt die Schüler in ihrem Anliegen: "Es ist gut, dass junge Menschen sich eine Meinung bilden und sich für diese auch einsetzen. Demonstrationen sind in einer Demokratie ein völlig legitimes Mittel. Die Horber Stadtverwaltung unterstützt junge Menschen indem sie die Jugend dazu motiviert, sich beispielsweise verstärkt in die Kommunalpolitik einzubringen." Aus diesem Grund sei in Horb ein Jugendgemeinderat gebildet worden und auch ein Schülerrat werde unterstützt und flankiert.

Rosenberger weist jedoch darauf hin, dass eine gute Gelegenheit, sich vor Ort einzubringen, verpasst worden sei: "Leider haben wir jedoch festgestellt, dass bei den regelmäßigen Klimaschutzkonferenzen unserer Stadt, unsere Jugendlichen leider nicht vertreten waren (bis auf den einen oder anderen Jugendgemeinderat)."

Der OB liefert einen möglichen Grund: "Vielleicht waren die Klimaschutzkonferenzen aber auch zu Uhrzeiten, zu denen es sich nicht gelohnt hat, seine Freizeit für dieses wichtige Thema einzubringen (Freitagabend oder Samstagvormittag)."

Info: "Fridays for Future"

Seit Wochen demonstrieren Schüler, Studenten und junge Menschen jeden Freitag für mehr Klimaschutz. Die Aktionen laufen unter dem Motto "Fridays for Future" und orientieren sich am Schulstreik von Greta Thunberg. Die 16-Jährige hatte im August 2018 damit begonnen, vor dem Parlament in Stockholm für einen stärkeren Einsatz Schwedens gegen den Klimawandel zu demonstrieren.

Die jungen Menschen demonstrieren während der Unterrichtszeit – das löste eine generelle Debatte um die Schulpflicht aus. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte die Demonstrationen zwar begrüßt, aber auf die Schulpflicht gepocht. Ähnlich argumentierten Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) und FDP-Chef Christian Lindner. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stellte sich Anfang März hinter die Schülerdemonstrationen, ging aber nicht auf die Verletzung der Schulpflicht ein.