Gemeinsam kochen und viel über Nachhaltigkeit lernen (von links): Susanne Knobloch, Kursleiterin Bettina Schmitz und Julia Knobloch. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Workshop: Bettina Schmitz zeigt, wie jeder nachhaltig sein kann / Lieber krumme Dinger kaufen

Lecker und nachhaltig. Hört sich so einfach an. Ist es auch. Das zeigt Bettina Schmitz im Landwirtschaftsamt bei der Premiere des Kurses "Nachhaltig kochen".

Hor b. Der Tisch vor der Küche ist voll. Sogar ein Mann ist unter den ersten elf Teilnehmern des Koch-Workshops. Ariane Kleiner vom Landwirtschaftsamt: "Nachhaltig sein kann jeder. Wenn wir im kleinen anfangen, summiert sich das und kann zum Erfolg bei den Lebensmitteln und den Verpackungen führen."

Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht. Fängt beim saisonalen Gemüse an. Schmitz: "Dazu gehört neben Roter Beete, Linsen, Apfel und Kürbis auch die Schwarzwurzel. Doch die war gar nicht so einfach zu finden."

Bettina Schmitz: "Ich habe sie dann dort gefunden, wo ich es nicht vermutet hätte: Bei einem Lebensmittelmarkt in Dornstetten." Kleiner zeigt auf die Verpackung: "Die hat sogar das Regio-Etikett: Wo die Ware angebaut wurde und wo sie verpackt wurde!"

Extra für den Kochkurs und die zehn ausgesuchten Rezepte haben die beiden gegen ein Nachhaltigskeitsgebot verstoßen.

Groß einkaufen. Schmitz: "Man sollte nur einmal die Woche groß einkaufen, um unnötige Autofahrten zu vermeiden. Kleinigkeiten, die in der Woche noch fehlen, kann man zu Fuß oder mit dem Rad im Dorfladen holen." Wenn es denn den Dorfladen auch noch gibt.

Clever einkaufen. Schmitz: "Es gibt krumme Dinger oder ähnliches. Also Produkte, die nicht perfekt sind. Die sind viel günstiger und genauso lecker."

Richtig lagern. Schmitz: "Den Großeinkauf dann gleich in den Kühlschrank – und die alten Sachen nach vorne ziehen. Nach dem Motto: First in, first out. Und mit den Sachen, die schnell weg müssen, kreativ umgehen. Auflauf oder Suppe geht immer. Da gibt es im Internet sogar Portale, wo man die Reste eingibt, die man noch hat, und dann werden die passenden Rezepte ausgegeben!" Klar natürlich: Obst und Bananen gehören nicht in den Kühlschrank.

Nachhaltigkeit. Das heißt: Obst und Gemüse der Saison von regionalen Anbietern kaufen. Schmitz: "Unabhängig mal von der ökologischen Frage: Sind Bio-Tomaten oder Gurken aus Spanien noch öko bei dem Fahrtweg? Das saisonale Gemüse hat, wenn es reif ist, die meisten Mineralstoffe und Vitamine zu bieten. Weißkohl beispielsweise hat viele Power-Stoffe und wirkt desinfizierend. Er ist das perfekte Winter-Gemüse."

Deshalb gibt es Chinakohl-Champignon-Salat. Der hat noch einen Vorteil, so Schmitz: "Er welkt nicht so schnell. Ideal für ein kaltes Büfett.

Wenig Fleisch. Überhaupt: Nachhaltig kochen heißt wenig Fleisch. Schmitz: "Pflanzliche Lebensmittel kosten weniger CO2 als Fisch oder Fleisch. Eine kleine Portion Fleisch reicht aus, dafür sollte man mehr Salat und Gemüse machen!"

Region unterstützen. Der Kauf von regionalen Produkten hilft natürlich auch den Erzeugern – den Landwirten in der Umgebung.

Der Mann im Kochkurs will wissen, ob das denn basisch sei. Bettina Schmitz, studierte Ernährungswissenschaftlerin: "Generell sind Gemüse und Obst auf der basischen Seite."

Trotzdem hat sie für ihn auch für Fleisch besorgt – mit der Hähnchenbrust für das Fenchel-Couscous und Lachs für die Gemüsepfanne.

Clever kochen II. Schmitz: "Ich mache ohnehin ein Alblinsen-Ragout mit Bandnudeln. Aus dem, was übrig bleibt, kann man gleich Bratlinge machen. Die Bratlinge passen perfekt zum Feldsalat." Mit beiden Gerichten spart man 3,4 Kg CO2.

Schlau machen. Schmitz: "Vom Fenchel wird ganz viel weggeworfen. Dabei kann man das Grüne beispielsweise einfach über das Essen streuen – das macht es noch würziger. Und auch die Stängel kann man verarbeiten, wenn man das Harte ausschneidet! Beim Brokkoli kann man die abgeschnittenen Stängel beispielsweise mit in den Smoothie-Mixer tun!" Auch ein einfacher Trick: Das alte Brot rösten.

Inspirieren lassen. Schmitz: "Den Feldsalat kann man nicht nur mit Nüssen aufpeppen, sondern auch mit Birnen."

Und dann geht es los mit vorbereiten für die nachhaltigen Mahlzeiten. Schmitz hat einen Tipp für die Schwarzwurzeln – den "Spargel des Winters": "Den würde ich nur mit dem Sparschäler schälen und Handschuhe nehmen. Der Saft klebt nicht nur, sondern macht auch die Haut rau."

Doch auch für die entscheidenden Alltagsfragen hat die fröhliche Ökotrophologin die richtigen Antworten. Eine Frau fragt: "Ich will mehr Gemüse kochen. Doch meine Kinder mögen nicht alles."

Schmitz: "Generell ist es so, dass es bis zu 25-mal probieren braucht, ehe man gewisse Lebensmittel mag. Nicht unterkriegen lassen. Meine Tochter mochte keine Brokkolisuppe, sondern nur Zucchini. Eines Tages habe ich ihr Brokkoli untergejubelt, und es hat ihr geschmeckt. Ein bisschen Schummeln ist ab und an erlaubt. Pflicht ist natürlich, hinterher aufzuklären."