Christoph Mügge ist neu im Horber Künstlerhaus. Monika Golla hat ihren neuen Hausnachbarn willkommen geheißen. Foto: Lück

Der Künstler Christoph Mügge ist gespannt auf Horb. Schwerpunkt seiner Arbeit sind Skulpturen, inspiriert von Baustellen. 

Horb - Eine Kapp- und Gehrungssäge hat er schon bestellt. Akku-Schrauber und Werkbank stehen in der Werkstatt bereit. Doch erst mal muss er Horb noch etwas kennenlernen...

Christoph Mügge ist vor zwei Wochen im Antonie-Leins-Künstlerhaus eingezogen. Schmal, etwas introvertiert gibt er sich.

Monika Golla ist erst am Vortag zurückgekommen. Sie hat ihren neuen Hausnachbarn begrüßt – aber so ganz heimisch fühlt sich der Düsseldorfer noch nicht in Horb. Das merkt man ihm an: "Ich habe immer noch das Gefühl, gerade einzuziehen. Gestern Abend habe ich mich bis nachts halb zwei mit Monika unterhalten." Und scherzt: "Immerhin hatte ich zwei Wochen sturmfreie Bude."

Er "fremdelt" noch ein bisschen. Doch als er mit Monika fürs Foto an der Werkbank posieren soll, taut er langsam auf. Beide lachen.

Mügge hat sieben Jahre lang an der Kunstakademie in Düsseldorf studiert. Direkt in der Altstadt. Er sagt: "Ich habe meine künstlerischen Inspirationen aus dem Stadtleben gezogen. Aber Düsseldorf hat mich gelangweilt."

Umso gespannter ist er auf Horb: "Ich habe noch nie in einer kleinen Stadt gewohnt." Zuerst hat er "die ersten fünf Jahre des Studiums" gemalt und gezeichnet, dann schuf er nur noch Skulpturen.

Inspiriert von den Baustellen in Düsseldorf. Ein dickes Wasserrohr mit verschmorten Plastikflaschen wird zu einem schwarzen Knäuel. Aus einem defekten Alarmschalter hat er eine Art "Kirsche" geformt. Bei seinem letzten Projekt in Dänemark nach dem Studien-Abschluss stellte er ein schwarzes Förderband auf. Rote Latten ergießen sich wie ein Wasserfall auf eine Wiese. Eine Kugel aus Sägespänen hat er aus Metall gegossen.

Irgendwie ein Mix zwischen Baustoff-, Baustellen- und Industrie-Materialien. Klar, dass ihn seine ersten Wege in Horb "ins Industriegebiet und in den Baumarkt" geführt haben. Eigentlich wollte Mügge in Horb wieder anfangen zu zeichnen. Doch dafür hat er im Moment keine Inspiration: "Ich werde mit etwas Kleinem aus Holz anfangen. Weil die Werkstatt leer ist, muss ich mir jetzt erst mal die Geräte anschaffen. Metall und Stein würde ich gerne machen, aber das kommt hoffentlich noch."

Das Künstlerhaus und Horb – beides gefällt ihm gut. Mügge sagt: "Düsseldorf ist sehr hässlich und grau. Hier in Horb ist ein Stück Bilderbuch-Deutschland. Durch den Dialekt, den manche der sehr freundlichen Leute hier sprechen, ist es für mich ein bisschen wie Ausland."

Klar, dass sich der neue Bewohner des Künstlerhauses mit der – auch als Initiatorin des Medienkunstpreises Horb 2014 bekannten – Monika Golla noch ein bisschen abstimmen muss. Er sagt: "Ich bin eher der Nachmittags-Mensch."

Golla: "Wir müssen uns halt absprechen." Und sie fügt hinzu: "Wenn ich Termine habe, stehe ich früh auf, um meine Ton-Collagen zu machen. Da würde eine Motorsäge eher stören."

Mügge hat es nicht so mit Klängen. Nicht mal Musik beim Arbeiten gibt es bei ihm. Aber er sagt: "Es passt trotzdem. Wir kennen uns bisher noch nicht so gut und arbeiten mit verschiedenen Medien." Und Monika Golla ist sicher: "Wir werden bestimmt ein Kunstprojekt zusammen machen."