Miran Percic vor dem Elektro-Moke, den die Duale Hochschule Horb entwickelt hat. Der orangene Kasten hinten ist die Brennstoffzelle. Foto: Lück

Steckt in dem "E-Moke" das Nutzfahrzeug der Zukunft? Einblick in die Tüftlerwerkstatt von Miran Peric.

Schwäbisch-Gmünd/Horb - Der Hornberg. Eins meiner privaten Lieblings-Ausflugsziele. Doch diesmal bin ich nicht hier, um kühles Bier im Knörzer-Haus oder auf dem kalten Feld zu genießen. Sondern, um den nächsten Technologie-Hoffnungsträger aus der Dualen Hochschule Horb zu erleben.

Miran Percic grinst vor dem kleinen, süßen E-Moke aus Horb auf dem Hornberg. Er zeigt auf das Schild "Naturschutzgebiet": "Früher hast du mit Methanol richtig Gas gegeben: Mit dem Zeug wurden Rennmotoren betankt und Dragster Cars bei Beschleunigungsrennen. Jetzt ist es unsere Hoffnung für Lieferwagen und die Nutzfahrzeuge der Zukunft!"

Seit 20 Jahren Entwicklungspartner für Sonderfahrzeuge

Percic ist Inhaber der Firma E-Nnovations und der Firma CS Sonderfahrzeugbau. Zusammen mit Wolf Burger, Professor an der Dualen Hochschule in Horb, sowie Eilhard Stohldreier und Jonathan Kriegelstein von der Firma Siquens aus München bastelt er am Nutzfahrzeug der Zukunft. E-Auto. Da kommt nichts aus dem Auspuff. Und Luft-Standheizung gibt es auch.

Percic lächelt: "Das Fahrgestell habe ich schon bestellt. Bis in einem Jahr will ich den E-Lieferwagen fertig haben - ein 3,5 Tonner."

Genau das Format des "Mercedes Sprinter", in dem heute jede Menge Handwerker oder Paketzusteller unterwegs sind. Und die Fahrgestelle der Nutzfahrzeuge sind auch Basis für Rettungswagen. Passender "Kasten" drauf - fertig ist das Ambulanzfahrzeug.

Percic: "Seit knapp 20 Jahren bin ich Entwicklungspartner für Sonderfahrzeuge. Wenn der Aufbauhersteller für Feuerwehr- oder Rettungswagen nicht mehr weiter weiß, wie er die Technik unterbekommt, komme ich ins Spiel."

Und Percic ist "E-Auto"-Freak. Stolz zeigt er einen knallgelben Morgan in seiner Werkstatt. Lächelt stolz: "Das ist mein Schmuckstück - bald fertig. Toller Holzrahmen, doch jetzt hat er einen E-Motor. Schon vor 20 Jahren habe ich den erste E-Golf gebaut."

City-Ambulanzen sollen entwickelt werden

Und klar: Damit Percics Ideen auch auf der Straße fahren dürfen, braucht es den TÜV. Percic: "Ich arbeite eng mit Wolf Burger in Horb zusammen. Er bildet ja auch TÜV-Ingenieure aus. Er hat mir immer Studenten geschickt für die Zulassungen meiner Entwicklungen und die Homologation (Normensetzung für die Fahrzeug- und Aufbau-Produktion, Anm. d. Red). Ich frage ihn immer um Rat, wenn ich Probleme habe."

Klar, dass der Schwäbisch-Gmünder Tüftler auch bei seinem neuesten Projekt den Horber Professor Burger angerufen hat. Percic: "Ich habe den Auftrag bekommen, sogenannte City-Ambulanzen zu entwickeln. Die Idee: Rettungswagen mit kaputten Motoren zu recyceln. Motor und Antriebsstrang raus, Batterien und E-Motor rein. Das Problem dabei: Weil die Rettungstechnik im Aufbau viel Strom braucht, kann es natürlich sein, dass die Fahrzeugbatterie schneller an die Kapazitätsgrenze kommt, als man denkt!"

Klar, dass Wolf Burger auch dafür eine Lösung hat. Denn: Der clevere Professor aus Horb hat auf dem Forschungscampus Empfingen den E-Moke entwickelt. Ein kleines Fun-Fahrzeug – heute mit Benzinmotor noch Kult in St. Tropez, wie ich mich im Sommer höchstpersönlich überzeugen konnte.

Burger hatte mir damals den E-Moke im Forschungscampus Empfingen persönlich vorgestellt. Er sagte damals: "Ich bin gerade dabei, eine Brennstoffzelle als Range-Extender zu nutzen."

Doch anders als beim Chevrolet Volt, der neben der Batterie einfach einen Benzinmotor eingebaut hatte, um den Akku zu laden, wollte es Burger natürlich umweltfreundlich machen.

Der Partner dafür: Die Firma Siqens aus München. Die stellt Brennstoffzellen her. Das Besondere: Diese "Öko-Kraftwerke" werden mit Methanol befeuert. Dieser Sprit wird aber nicht verbrannt, sondern in der Zelle "reformiert". Folge: Null CO2-Ausstoß.

Im Winter hat es die Batterie ohnehin schwerer

Eilhard Stohldreier von Siqens: "Bisher setzen wir dies Methanol-Brennstoffzellen überall dort ein, wo es kein Stromkabel gibt. Richtfunkantennen, Berghütten, für die Warnlichter, wenn Windkraftanlagen montiert werden. Sie ist auch für Boote geeignet. Als Burger uns angerufen hat und diese Brennstoffzelle für den Moke haben wollte, haben wir natürlich ja gesagt! Bisher haben wir die Zelle nur stationär eingesetzt und nicht in der Mobilität."

Also haben Burger und die Studenten die Brennstoffzelle "Ecoport" auf den Moke hinten draufgeschraubt und nach Schwäbisch-Gmünd gefahren. Miran Percic: "Ich habe den Moke ausführlich getestet. Hält die Brennstoffzelle die Vibrationen aus, wenn man fährt? Gibt es Probleme? Ich habe es jetzt mehrere Wochen getestet - ich bin begeistert. Es funktioniert!"

Und damit kann der E-Auto-Bauer aus Schwäbisch-Gmünd gemeinsam mit Wolf Burger die nächste Stufe zünden.

Percic: "Wo normalerweise die Luft-Standheizung hinten links ist, baue ich die Brennstoffzelle ein. Und rechts statt dem Benzintank den Methanoltank!"

Das ist ein dreifach cleveres Konzept, wie der Schwäbisch-Gmünder erklärt: "Methanol kann jeder einfach tanken." Jonathan Kriegelstein von Siquens: "Es ist biologisch abbaubar, wenn es auf den Boden kommt. Innerhalb weniger Tage sind die Rückstände verschwunden - im Gegensatz zum Benzin!"

Und das ist natürlich ideal für die recycelten Rettungswagen, die der E-Auto-Tüftler aus Schwäbisch-Gmünd herstellt: "Die Brennstoffzelle liefert Strom für die verbaute Rettungstechnik. So brauchen die Fahrer keine Angst haben, dass der Akku für den Antrieb leergesaugt wird!"

Noch besser, so der Horber Professor Wolf Burger: "Bei der Reformierung des Methanol in der Brennstoffzelle entsteht Wärme. Deshalb ist der Ecoport gleichzeitig eine Luft-Standheizung! Das war ja das Problem bei dem E-Scooter der Deutschen Post: Im Winter hat es die Batterie durch die Kälte ohnehin schwerer. Und wenn der Fahrer dann heizen will, nimmt er dem Akku noch die letzte Power!"

Brennstoffzelle kann auch als Stromgenerator dienen

Und so wird der E-Moke aus Horb zum Technologieträger eines neuen Konzepts für Lieferwagen, Paketzusteller, Rettungswagen und Handwerkerfahrzeuge.

Beispiel Paketzusteller. Burger: "Die Brennstoffzelle lädt permanent den Fahrzeug-Akku auf - auch, wenn der Zusteller hält und die Pakete zustellt. So reicht der eigentlich kleine 16 Kilowatt-Akku für den Elektromotor für mindestens 200 Kilometer Reichweite im Stop-and-Go Verkehr in der Stat. Wenn die Brennstoffzelle die ganze Zeit lädt, reicht es theoretisch sogar für 400 Kilometer Reichweite. Und heizen kann der Ecoport auch noch!" Beispiel Handwerker-Auto.

Jonathan Kriegelstein: "Unsere Brennstoffzelle kann auch als Stromgenerator dienen. Der Handwerker kann beispielsweise bei einem Stromausfall im Haus seinen Elektromeißel einfach an die Brennstoffzelle anschließen und so das defekte Kabel freimeißeln. Oder auf der Baustelle, wo bisher Dieselgeneratoren den Baustrom lieferten, kann der Handwerker jetzt dank der Brennstoffzelle in seinem Auto auf die Dieselgeneratoren verzichten!"

Clevere Technik, die da in Horbs E-Moke steckt. Der Horber Professor Wolf Burger ist jetzt gespannt auf das, was Miran Percic da auch die Räder stellen wird: "Wenn das Konzept in der Praxis funktioniert, ist die gewählte Basis von 3,5 Tonnen ideal für möglichst viele Anwendungen. Klar ist natürlich auch: Wenn die Kombination zwischen Antriebstechnik und Brennstoffzelle funktioniert, sind in der Größe des Nutzfahrzeugs natürlich auch kleinere oder größere Varianten denkbar!"

Also: Der Mini-Moke aus Horb ist der Tech-Hoffnungsträger für E-Nutzfahrzeuge nicht nur im Sprinter-Format, sondern auch als Bulli, Hochdachkombi (VW Caddy) oder möglicherweise sogar als 7,5 Tonner.

Übrigens: Mein Bier am Knörzer-Haus auf dem Hornberg mit Wolf Burger musste leider ausfallen. Miran Peric: "Wolf Burger muss heute leider Vorlesung in Horb halten!"