Die Klasse 7 a der Gemeinschaftsschule und Tété Agbodan vor dem Missio-Truck, der auf dem Flößerwasen steht. Er informiert über das Leid von Menschen im Kongo, die beim Abbau von Coltan von Kriminellen zur Arbeit gezwungen werden. Fotos: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Interkulturelle Woche: Missio-Truck erzählt, wie Kongo unter Coltan-Ausbeutung leidet

Tété Agbodan hält ein weißes Smartphone hoch. Fairphone steht drauf. Christina Rehberg zeigt die Kiste, in denen der Missio-Truck bei der interkulturellen Woche schon die ersten gebrauchten Handys gesammelt hat. Denn: Anhand unserer Lieblings-Technik wird gezeigt, warum Menschen flüchten.

Horb. Oberbürgermeister Peter Rosenberger ist Christian (28). Er hat sich gerade einen Mini-Transporter gekauft und will davon leben. Sein Avatar – also seine virtuelle Persönlichkeit – ist gerade im Kongo.

Agboda erklärt: "Jedes Handy und Smartphone braucht Coltan. Die Hälfte davon wird im Kongo geschürft. Hier gibt es allerdings Warlords, die die Minen besitzen und sowohl Frauen, Männer als auch Kinder zwingen, das Coltan zu schürfen." Um die Bevölkerung gefügig zu machen, werden Frauen vergewaltigt und Kinder versklavt.

Missio-Truck-Mitarbeiter Tété Agbodan: "Diese Zwangsarbeit bewegt Menschen aus dem Kongo zur Flucht. Und hier in der Ausstellung wird die Geschichte von vier Männern und vier Frauen erzählt, die aus dem Kongo geflüchtet sind." Anhand der Schicksale, die im Missio-Truck auf dem Flößerwasen erzählt werden, sollen die Besucher hautnah bei der ersten interkulturellen Woche in Horb miterleben, welchen Zusammenhang es zwischen der Smartphone-Herstellung – egal, ob iPhone, Sony oder Samsung – und der Flucht gibt.

Tété Agbodan: "Fast jeder Schüler hat ein Handy oder Smartphone. Doch die Hersteller haben kein Interesse daran, dass die Öffentlichkeit erfährt, dass jedes Gerät nur mit Coltan funktioniert – und dass hinter der Gewinnung dieses Minerals Kinder- und Zwangsarbeit steckt."  

Gebrauchte Handys werden recycelt

Und mit dieser doppelten Verknüpfung – Smartphone, Flucht, Elend – müsste man die Kids eigentlich auf den acht Stationen im Missio-Truck kriegen. In der Tat: Um 13.45 Uhr kommt die Klasse 7a der Gemeinschaftsschule in Horb. Gegen 14.30 Uhr ist das Erleben im Missio-Truck vorbei. Die Schülerinnen diskutieren. Zu sehen ist zum Beispiel ein Mädchen, das über ihr Schicksal erzählt: "Ich habe meine Zeugnisse auf der Flucht mit dabei und etwas zu essen." Eine Klassenkameradin: "Nimm lieber was zu trinken mit." Das dritte Mädchen sagt: "Ich habe die Soldaten gesehen. Und gehört, wie mir gesagt wurde: Duckt euch! Das war ganz schön gruselig."

Christina Rehberg, die Dekanatsbeauftragte für Kirche und Schule und selbst Religionslehrerin, sagt zu der Gruppe: "Ich habe das Gefühl, dass ihr jetzt besser Bescheid wisst." Die Mädchen bejahen.

Eindrucksvoll. Wie man sieht, funktioniert das, was die pädagogischen Mitarbeiter des Missio-Trucks versprochen haben: "Wir bekommen zwischen 70 und 80 Prozent positive Resonanz. Das Thema rund um das Coltan ist nicht sehr bekannt. Doch durch das Nacherleben im Truck bekommen nicht nur die Schüler, sondern auch Erwachsenen eine Idee, was an anderen Orten passiert."

Auch Horbs OB Rosenberger lobt den Missio-Truck und die interkulturelle Woche: "Ich bin dankbar, dass die Kooperationspartner wieder zusammengefunden haben. Es ist wichtig, dass wir uns auch mit der Weltpolitik beschäftigen. Alles, was wir tun und konsumieren, hat Konsequenzen. Im Moment wird heiß über das Thema, ob wir das, was 2015 geschehen ist, packen. Alle, die hier sitzen, wissen, dass wir es schaffen!" Und nicht nur Barbara Staudacher und Heinz Högerle vom jüdischen Betsaal warten mit ihren Gästen aus Shavei Zion auf 16 Uhr. Dann sind die Schulführungen vorbei und die Erwachsenen dürfen rein. Pfarrer Elmar Morein, der den Missio-Truck entdeckt hatte und ihn zum Tag des Flüchtlings nach Horb geholt hat: "Ich war auch noch nicht drin. Ich bin gespannt auf 16 Uhr, um zu sehen, wie es im Inneren aussieht."

Gut: Im Truck, der sogar bis Donnerstag Vormittag bleibt, und in der Markthalle werden auch alte Handys zum Recyceln gesammelt. Agboda: "Der Erlös daraus wird genutzt, um Projekte im Ost-Kongo zu unterstützen."

Weitere Informationen: Interkulturelle Woche Horb. Bis Mittwoch, 26. September, ist der Missio-Truck ab 16 Uhr auf dem Flößerwasen für jedermann geöffnet. Heute Abend dazu im Kloster zwei Filme: Ab 17.30 Uhr  "Monsieur Claude und seine Töchter", ab 19.30 Uhr "Auf der anderen Seite" von Fatih Akin. Am Mittwoch endet die erste interkulturelle Woche im Steinhaus mit dem Bio-Regio-Fair Abendessen. Bitte anmelden unter dekanat-freudenstadt.de