Senioren lernen den Umgang mit dem Smartphone: Jugendgemeinderats-Mitglied Dennis Kalus zeigt Heidi Stoll (Mitte) und Edith Neechcyol die Funktionen. Foto: Lück Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunikation: Jugendgemeinderat gibt Senioren Tipps beim Umgang mit dem Handy

"Ich habe mir erst am Wochenende mein Handy gekauft. Ich kann gar nichts." Jetzt sitzt Edith Niechciol (79) im Bürgerkulturhaus. Und hofft, dass Jugendgemeinderat Dennis Kalus ihr zeigt, wie es geht.

Ho rb. Das Bürgerkulturhaus ist voll. Senioren, die lernen wollen, wie man mit dem Smartphone umgeht. Die Trainer am Tisch sind blutjung. Die Smartphone-Schulung – eine Erfolgsveranstaltung von Jugendgemeinde- und Stadtseniorenrat, denn jeder Platz ist besetzt.

Die jungen Handy-Profis – sie ziehen, wie Smartphone-Anfängerin Niechiol sagt: "Wenn das einem ein junger Mann erklärt, ist das viel besser als wenn es jemand älteres macht."

Der Trainer an ihrem Tisch ist Dennis Kalus, Azubi im Erzieherberuf. Und die Dame mit dem Samsung 8, die seine Oma sein könnte, sagt: "Das merkt man auch. Er hat beim Erklären die Ruhe weg!"

Doch erst muss die 79-Jährige noch warten. Denn: Kalus ist erst mal mit Heidi Stoll aus Rottenburg-Hailfingen beschäftigt. Die beiden sind gerade bei der Mailbox angekommen. Doch der Test zeigt – bei der Rottenburgerin ist die Aufnahme-Funktion noch nicht freigeschaltet.

Die Tücken der Technik. Doch weil jeder Schützling alles selbst machen soll – also auch die Mailbox einrichten – hört Dennis erst mal auf.

Edith Niechciol hat währenddessen geplaudert: "Ich habe mir ein Smartphone gekauft, um auch mitmachen zu können. Schön groß, damit ich auch etwas lesen kann. Mir ist erst einmal wichtig, telefonieren zu können. Als ich das Handy neu hatte, hat mich meine Tochter angerufen. Da bin ich erst mal erschreckt, als es getan hat. Ich konnte gar nicht abheben!"

Wie zur Bestätigung geht das Smartphone an – knallt eine klassische Melodie aus den Lautsprechern. Auch ich zucke zusammen – und die 79-Jährige und ich lachen.

Es herrscht eine entspannte Atmosphäre. Stoll fotografiert und will das Bild per Whatsapp weiterschicken. Doch Dennis stellt fest: Die Nachrichten-App ist auf dem etwas betagten Smartphone noch nicht installiert. Der Kampf mit der Technik...

Niechciol: "Darf ich eigentlich das Gemälde hier im Bürgerkultursaal fotografieren?" Dennis: "Da muss man aufpassen. Ich denke aber, wenn eine Person im Vordergrund ist, dürfte es mit dem Foto des Gemäldes kein Problem sein."

Dann wendet sich Dennis Edith Niechciol zu. Der Handy-Verkäufer hat ganze Arbeit geleistet: Die Schrift ist schön groß gestellt, der Klingelton klassisch und voll laut.

Der Trainer zeigt ihr, wie man eine Telefonnummer wählt und anruft. Die 79-Jährige wundert sich über das +49 in der Vorwahl: "Das sind doch die internationalen Vorwahlen. Auf meinem Tasten-Handy früher musste ich die immer extra eingeben." Dennis: "Auf den Smartphones geht das automatisch – ich habe auch mit einem Tasten-Handy angefangen."

Das Anrufen klappt schon mal. Jetzt wendet sich der Trainer an beide: "Achtung, wenn Nachrichten, E-Mails oder Anrufe von 0800-Nummern auf dem Handy erscheinen. Das ist meistens unseriös."

Niechciol: "Das kenn ich auch vom Telefon. Da heißt es dann: Ich muss sofort reagieren, dann gibt es ein Geschenk. Ich melde mich ohnehin nicht mit meinem Namen – und wenn ich so was höre, lege ich einfach auf!"

Heidi Stoll und Trainer Dennis lachen: "Na, dann sind sie ja vorsichtig genug!"

Und dann hat die 79-Jährige ein Thema, welches auch Heidi Stoll interessiert: "Wie kann mir das Handy helfen, meinen Weg zu finden?"

Dennis tippt auf Google Maps, der Standort erscheint. Und die 79-Jährige will den Weg zu ihrer Tochter wissen. Sie tippt die Straße ein, doch die Karte zeigt eine gleichnamige Adresse nahe Nagold an. Die Seniorin schaut ungläubig, versucht noch, den Vokal des Straßennamens zu korrigieren.

Versucht dann, die Straße in Horb per Hand zu finden. Zoomt die Karte groß, doch die Umrisse auf dem Hohenberg sind nicht präzise genug. Sie bricht ab, sagt: "Naja, ich muss ja nicht alles auf einmal lernen. Man kann immer nur das machen, was man begreift. Im Frühjahr ist die nächste Veranstaltung. Da komme ich dann wieder!"

Wie im Flug sind die zwei Stunden des Smartphone-Trainings vergangen. Am Tisch von Dennis, Heidi Stoll und Edith Niechciol wurde getippt, das Smartphone gestreichelt, aber auch gelacht.

Jugendgemeinderätin Anna Pagel hat bisher alle Trainings gemacht. Sie sagt: "Es kommen immer die gleichen Fragen. Anfängerfragen halt. Aber es macht echt Spaß. Mein Opa hat auch ein Handy. Ihm hat meine Cousine beigebracht, wie das funktioniert. Jetzt tauschen wir uns per Whatsapp aus."

Und wie war das Training für Dennis? Er sagt: "Es ist toll. Auch ich lerne immer wieder was dazu – wie die unterschiedlichen Betriebssysteme der Smartphones funktionieren."

Julia Schober, Ehrenamtsbeauftragte der Stadt, wertet zum Schluss mit den jungen Trainern die Schulung aus. Sie sagt: "Neben den Grundkenntnissen wollen die viele Senioren die ›Kaffee oder Tee‹-App runterladen – das ist hier so ein Klassiker. Wichtig ist, den Senioren die Angst vor dem Smartphone zu nehmen – und das klappt hier ganz wunderbar."