Der Schulbusverkehr wird zu einer Herausforderung werden. Denn zu viele Schüler sollen nicht in einem Bus mitfahren. (Archiv-Foto) Foto: Hopp

Rektoren organisieren Neustart. "vgf"-Chef Schweizer fragt sich, wie er Schüler befördern soll.

Horb - Da warten viele Schüler, aber auch viele Eltern drauf: Ab 4. Mai soll die Schule wieder starten. Und Horbs Schulleiter stehen schon in den Startlöchern. Allerdings gibt es ein Busproblem.

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Homeoffice. Kinder zu Hause. Stress für viele Eltern. Und viele Schüler und Abiturienten bangen: Wie soll ich jetzt noch vernünftig meinen Abschluss machen? MGG-Rektor Georg Neumann: "Wir stehen in den Startlöchern für den Anlauf des Schulunterrichts."

Mindestabstand in Schulbussen

Götz Peter, geschäftsführender Schulleiter von Horb und selbst Schulleiter der Gemeinschaftsschule Horb: "Wir warten die konkreten Vorgaben des Ministeriums ab. Aber ich bin zuversichtlich, dass wir den Anlauf der Schule locker hinkriegen werden."

Franz Schweizer, Geschäftsführer der Verkehrsgemeinschaft Freudenstadt (VGF) und damit für den Schulbusbetrieb zuständig, stöhnt hingegen: "Das wird schwierig, einen vernünftigen Busverkehr für die Schüler hinzubekommen." Laut Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) soll auch in den Schulbussen der Corona-Mindestabstand von 1,50 Meter zwischen den Schülern gelten.

Er rechnet vor: "Ein Bus ist 2,50 breit und 12 Meter lang. Das ergibt 30 Quadratmeter. Das ergibt bei anderthalb Metern Sicherheitsabstand bei eher großzügiger Auslegung maximal 15 Fahrgäste pro Fahrzeug. Wir haben ganz grob zur Zeit rund 5000 Fahrschüler im Landkreis, ergibt einen Bedarf von 333 Fahrzeugen zur Schülerbeförderung. Das gilt für ähnliche Anfangszeiten für den Unterricht. Gerne stehen wir natürlich für kreative Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung – aber wir sind gespannt, wie das grundsätzlich angegangen werden soll."

Fakt ist: Ab 4. Mai sollen die Klassen aller allgemeinbildenden Schulen, bei denen in diesem oder im nächsten Jahr die Abschlussprüfungen anstehen, sowie die Abschlussklassen der beruflichen Schulen loslegen. Das bekräftigte gestern noch einmal Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU).

Götz Peter kommentiert: "An der Gemeinschaftsschule betrifft das zwei Klassen, die direkt vor dem Abschluss stehen. Und zwei, die im nächsten Jahr den Abschluss vor sich haben. In der Realschule sind es meines Wissens vier Klassen mit aktuellem Abschluss und vier, die ihn im nächsten Jahr vor sich haben. Insgesamt betrifft das bei uns 200 bis 250 Schüler." Davon sind ungefähr 80 Prozent Bus-Fahrschüler.

Am MGG gibt es 72 Abiturienten und 70 Schüler der Klasse 11. Rektor Neumann: "Bei uns haben wir bei allen Schülern 85 Prozent Bus-Fahrschüler. Die Schüler der Oberstufen sind allerdings teilweise selbst motorisiert."

Unternehmen würde 20 Busse pro Fahrt benötigen

Heißt für Busunternehmer Schweizer: Allein für diese drei Schulen in Horb müsste er täglich (vorsichtig geschätzt) 280 Schüler zu den Schulen hin und wieder zurückbefördern. Pro Fahrt würde er – wenn alle auf einmal fahren und die Abstandsregel einhalten – dafür knapp 20 Busse benötigen.

Schweizer: "Es wäre natürlich gut, wenn der Unterricht gestaffelt anfangen würde. Dann könnte man die Beförderung – möglicherweise sogar im jetzt vorhandenen Stundentakt kreisweit – besser verteilen."

Einen gestaffelten Unterrichtsbeginn – auch ein Modell, über das Horbs Schulleiter andenken. MGG-Rektor Neumann: "In den Kursklassen der Oberstufe haben wir im Schnitt 22 bis 23 Schüler. Diese Klassen müssen wir natürlich teilen, um die 15er-Obergrenze pro Klassenzimmer einhalten können. Deshalb benötigen wir natürlich rein rechnerisch pro ›Klasse‹ die doppelte Anzahl an Lehrern. Dafür können wir natürlich nur die Lehrkräfte einsetzen, die nicht zu einer Risikogruppe gehören. Deshalb denken wir gegebenenfalls jetzt auch über einen Schichtbetrieb nach." Götz Peter: "An der Gemeinschaftsschule haben wir ein junges Kollegium. Wir werden das mit der Doppelbetreuung wohl ganz gut hinbekommen. "

Die Sorge von OB Peter Rosenberger bei der anstehenden Umorganisation der Horber Schulen war: Wie läuft es mit einem Mittagessen? Wie mit einer möglichen Ganztagsbetreuung? Diese Sorgen können ihm die beiden Rektoren nehmen. Georg Neumann: "Die Abiturienten sind ohnehin nicht mal in der Phase, in der sie in der Ganztagsbetreuung sind." Peter: "Wenn nur die Abschlussklassen unterrichtet werden, dann wohl nur in den Prüfungsfächern. Das ist dann eher ein Notprogramm. Da sind wir vom Ganztagsbetrieb weit entfernt."

Wie gehen die Rektoren mit den Sorgen der Schüler um? Abiturientin Juliette Poppitz (17) berichtet: "Für mich bedeutet die jetzige Linie schon jetzt Stress. Die Kommunikationsprüfungen in den Sprachen sind am MGG am 11. und 12. Mai angesetzt. Wir sollten vorher noch mit den Lehrern üben und wir wissen jetzt nicht, ob diese Prüfungen überhaupt stattfinden und unter welchen Umständen."

MGG-Rektor Neumann beruhigt: "Dieser Termin für die Kommunikationsprüfungen ist nicht in Beton gegossen. Nach altem Stand des Kultusministeriums waren die schriftlichen Prüfungen zwischen dem 18. Mai und 29. Mai angesetzt. Die mündlichen Prüfungen zwischen dem 20. und 29. Juli. Allerdings ist bei uns in der Planung derzeit noch alles im Fluss. Nicht nur, weil wir natürlich den neuen Erlass abwarten wollen. Sondern: Weil derzeit auch noch völlig ungeklärt ist, wann wir den Termin machen, an dem die Oberstufen-Kurse den 10. Klassen vorgestellt werden. Da sind noch viele Sachen offen. Wir werden nächste Woche einen Terminplan besprechen und durchgeben."

Rektor Peter ist froh, dass die vierten Klassen der Grundschulen laut Kultusministerin Eisenmann bis auf Weiteres dicht bleiben sollen. Peter kommentiert: "Die Altersstruktur an manchen Grundschulen in Horb ist relativ hoch. Hier eine Maximal-Klassengröße von 15 Schülern bei dafür benötigter doppelter Lehrerzahl hinzubekommen, das dürfte sehr schwierig werden."