Thomas Kreidler schließt sein Fotogeschäft und hat das Haus verkauft. Foto: Lück

Aus für 132 Jahre Tradition. Kreidler: "Bin zuversichtlich, dass es einen Nachfolger geben wird."

Horb - Veränderung am unteren Marktplatz: Zum Jahresende gehen hier 132 Jahre Familientradition zu Ende. City-Manager Thomas Kreidler hat sein Haus verkauft, das Foto-Geschäft wird schließen!

Es ist eine Geschichte, wie sie vielen rund um die Baby-Boomer-Generation passiert: "Was machst du mit deinem Erbe?"

Genau deshalb fällt es dem City-Manager schwer, über das Aus seines Fotogeschäftes und das Ende von 132 Jahren Familientradition zu sprechen. Denn der Verkauf des Hauses und die Schließung des Fotogeschäfts, welches 1887 von Kreidlers Urgroßvater gegründet wurde, hat private Gründe.

Kann ich meiner Frau das zumuten?

Dahinter stehen viele Fragen, so Kreidler: Was passiert mit dem Erbe? Modernisierst du dein Haus? Bringst du dein Fotogeschäft, welches deine Frau führt, auf den neuesten digitalen Stand? Kann und will sie dabei mitziehen – auch bei der neuen Technik und der Fortbildung?

Kreidler: "Wir leben in einer Welt, in der dich Technik in dieser Branche überrennt. Die Frage, die ich beantworten musste: Kann ich meiner Frau das zumuten?"

Das sind Fragen, die sich Kreidler in den vergangenen Jahren gestellt hat. Der City-Manager: "Als ich vor drei Jahren City-Manager geworden bin, habe ich das Fotogeschäft zwar behalten. Aber meine Frau hat es übernommen. Mir war klar, dass ich diese Entscheidung, wie es mit dem Elternhaus und dem Fotogeschäft auf Dauer weitergeht, irgendwann einmal treffen muss."

Entscheidung fiel schwer

Und er hat sie getroffen. Innerhalb der Familie intensiv besprochen. Gerungen mit sich. Doch jetzt ist die Entscheidung gefallen. Kreidler: "Wir haben uns gemeinsam entschieden, das Haus zu verkaufen. Solange keine Not da ist, ist das immer ein guter Zeitpunkt. Ich bin halt auch in einem blöden Alter."

Damit meint Kreidler wohl das Dilemma der "Babyboomer". Sie sind jetzt alle Mitte 50 oder älter. Fit, frisch im Kopf, voll im Beruf. Aber sie fragen sich natürlich: "Was, wie und wo investiere ich in meine oder unsere Zukunft? Wie lange muss ich dafür abzahlen? Übernehmen meine Erben die Immobilie und führen sie weiter?"

Die Entscheidung – sie ist Kreidler sichtlich schwergefallen: "Ich habe das Geschäft wie geplant damals zum 1. Januar 1993 übernommen. Ich bin damit die vierte Generation. Meine Eltern haben das Haus 1988 gekauft und umgebaut. Mein Vater ist leider, kurz bevor ich das Geschäft übernommen habe, gestorben."

"Etwas Gutes, Neues machen"

Das Haus in der Wintergasse 27 – es ist inzwischen verkauft. An einen Akademiker aus der Region, der in Stuttgart arbeitet. Kreidler: "Der Mann hat schon ein Haus in Horb gekauft. Ich denke, er ist genau der Richtige. Er hat ein Gespür für das alte Haus, was meine Familie mit viel Mühen ausgebaut hat. Und ich denke, er wird die viele Energie, die meine Eltern in dieses Haus gesteckt haben, auch wertschätzen und daraus etwas gutes, neues machen."

Die Entscheidung von Thomas Kreidler und seiner Familie – sie kann aber auch als "heikel" interpretiert werden. Weil der Mann, der beruflich den Handel in Horb voranbringen soll, sein eigenes Geschäft schließt. Kreidler: "Horb Aktiv und Oberbürgermeister Peter Rosenberger wissen es seit geraumer Zeit. Sie wissen, dass diese Entscheidung aus privaten Gründen gefallen ist. Aus meiner Verantwortung für die gesamte Familie. Und jeder, dem ich es erkläre, sieht es ein."

Doch verschwindet jetzt mit dem Verkauf auch der Laden? Kreidler: "Nein. Für mich in meiner Funktion als City-Manager wäre es natürlich fatal, wenn ich selber einen Leerstand produzieren würde. Ich bin zuversichtlich, dass es einen Nachfolger geben wird. Die Gespräche sind sehr aussichtsreich und weit gekommen. Es wird vom potenziellen Nachfolger sogar schon das Ladenlokal ausgemessen. Ich denke und hoffe, dass die Nachfolge zeitnah positiv entschieden wird."

Eins ist aber klar: Wenn das mit dem Nachfolger (hoffentlich) klappt – die Fototradition Kreidler dürfte damit enden. Der City-Manager: "Der Interessent für das Ladengeschäft kommt nicht aus der Foto-Branche."