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Kritik blieb verhalten. Gibt es 30. 000 Euro im Haushalt? Professioneller Verkehrsplaner.

Horb - Trotz der riskanten "Bundesstraßen-Variante" hält der Gemeinderat am Radverkehrskonzept fest. Die Kritiker hoffen wohl auf das Fachbüro, welches jetzt eingeschaltet werden soll.

Der Schwarzwälder Bote hatte im Vorfeld berichtet, dass es gegen die von der Stadtentwicklung vorgeschlagenen "Bundesstraßen-Lösung" heftige Sicherheitsbedenken von der Verkehrsbehörde im Rathaus gibt. Bei der Vorlage im Gemeinderat wurde Wolfgang Kronenbitter, Leiter der Verkehrsbehörde, danach aber nicht gefragt.

Die Kritik fiel dann seitens der OGL eher subtil aus. Offenbar war es Ziel, zunächst einmal überhaupt das Radverkehrskonzept und die dafür notwendigen Mittel in Höhe von 30 000 Euro in der ersten Tranche für das Jahr 2017 nicht zu gefährden.

OGL-Fraktionschef Markus Pagel: "Danke, dass wir das Radverkehrskonzept endlich in den Händen halten. Für uns ist das nur ein Anfang. Das ein professioneller Verkehrsplaner eingeschaltet werden muss, ist uns sehr deutlich geworden."

In der Tat: Anna Hofmann, die das Radverkehrskonzept federführend betreute und es im Gemeinderat vorstellte, verteidigte den Schutzstreifen, den das Rathaus entlang der Christophorusbrücke über die Neckarstraße bis hin zur Gutermannschule entlang der Bundesstraße führen will, wie folgt: "Ich war auf einigen Seminaren. Dort habe ich immer gehört: Holt die Radfahrer auf die Straße und damit ins Bewusstsein der Autofahrer zurück."

Die Verkehrsbehörde des Rathauses, so die Drucksache 122/2016, hatte gemahnt: "Insbesondere der Abschnitt zwischen Christophorusbrücke und Gutermannstraße ist hinsichtlich der Verkehrssicherheit problematisch. Dort würde ein grundsätzlich denkbarer Schutzstreifen sicherlich häufig vom Schwerverkehr überfahren." Sprich: Hier bestünde ein hohes Risiko, dass ein Lkw oder ein Anhänger die Radfahrer auf dem 1,50 Meter breiten Schutzstreifen anfahren würden.

Immerhin: Die vom Schwarzwälder Boten schon erradelte Verbindung zwischen jüdischem Betsaal und Martin-Gerbert-Gymnasium über die breite Straße vor dem Spielplatz und dem Fußweg zum Alten Freibad wurde auch geprüft. Hofmann: "Das ist lösbar. Laut Bebauungsplan wird der Weg hier als Fußweg festgelegt." Der Weg per Fahrrad über den Flößersteg als Verbindung zwischen Bahnhof und Kernstadt sei rechtlich problematisch, weil hier das Geländer zu niedrig sei.

Dieter Rominger-Seyrich (SPD) betont, dass er jetzt einen "dauerhaften Verbesserungsprozess erwartet, um den Radverkehr, der bisher an den Rand gedrängt wurde, ins Bewusstsein zurückzuholen".

Rodolfo Panetta (Rep) teilt die Sicherheitsbedenken der Verkehrsbehörde: "Auch wenn wir einen Schutzstreifen für Fahrradfahrer bauen wollen – wie verträgt sich der mit unserem Lkw-Verkehr? Ich tue mich schwer, 30 000 Euro für ein Konzept zu gewähren, was das Risiko in sich trägt, dass die Planungskosten in den Sand gesetzt werden, weil es nicht funktioniert."

OB Rosenberger konterte: "In dem Etat von 30 000 Euro wäre die Errichtung eines Schutzstreifens mit drin. Wir sollten erst die Experten hören, ehe wir die Entscheidung über den Schutzstreifen treffen. Diese Offenheit sollten wir uns so lange bewahren."

Dem Konzept wurde bei zwei Gegenstimmen der Rep und drei Enthaltungen (Gerhard Fassnacht (CDU), Anton Ade (FW) und Hermann Walz (ULH)) mehrheitlich zugestimmt.