Patientenbehandlung wie am Fließband? Die Ärzte-Situation im ländlichen Raum wird scheinbar immer prekärer. Foto: Archiv

Mediziner zwischen Berufsethos und Betriebswirtschaft: ein trauriger Fall aus Horb.

Horb - Wird die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum und damit auch in Horb immer prekärer? Diesen Eindruck konnte Günther R. (Name von der Redaktion geändert) gewinnen, als er dieser Tage zu einem niedergelassenen Arzt im Stadtgebiet ging. Er sei von diesem Arzt gleich mit der Bemerkung begrüßt worden, dass er nur einen kurzen Zeitraum für ihn zur Verfügung habe, da er Kassenpatient sei. Günther R., der nach eigenem Bekunden derzeit mehrere gesundheitliche Probleme hat, nahm dies "mit Widerwillen" hin.

Patienten zum Krankenkassenwechsel aufgefordert?

Doch der Horber Patient war nach eigener Erzählung noch über eine weitere Bemerkung des Arztes entsetzt. Seine jahrzehntelange Mitgliedschaft in einer bestimmten Krankenkasse, habe der Arzt alles andere als erfreut aufgenommen. Bei dieser erhalte der Arzt nur einen geringen Betrag. Er habe dem Patienten auf den Weg gegeben, doch die Krankenkasse zu wechseln und dies mit einem Informationsschreiben untermauert. Der Arzt widerspricht allerdings diesen Vorwürfen vehement. Er habe Günther R. nicht zum Wechsel aufgefordert.

Dennoch ist es tatsächlich so, dass die Ärzte von einigen Krankenkassen weniger erhalten als von anderen. "Manche machen bei den eigentlich vorgeschrieben Hausarztverträgen einfach nicht mit", erzählt ein anderer Horber Arzt, der nicht namentlich genannt werden will. Auch er kennt die Problematik aus seiner täglichen Arbeit, würde jedoch seine Patienten nicht offensiv zu einem Wechsel auffordern.

"Druck für beide Seiten nimmt zu"

"Die Situation für die Ärzte ist sehr schwierig", sagt Oliver Erins, Pressesprecher der Landesärztekammer Baden-Württemberg. "Sie müssen einerseits betriebswirtschaftlich handeln, andererseits gibt es das ethische Berufsbild, Menschen helfen zu wollen." Er wirbt um Verständnis für die Ärzteschaft, hält das Verhalten des Horber Arztes, wenn dies wirklich so geschehen sei, aber für unglücklich: "Es kommt darauf an, wie man die Signale sendet." Er könne nachvollziehen, dass dann der Patient auch verärgert sei.

"Der Druck für beide Seiten nimmt auch in Horb zu", erzählt ein weiterer Arzt. Auch der Rückgang der Ärztezahl vor Ort, also in Horb und Umgebung, sei ein Problem: "Manchmal komme ich mir vor wie in einem Lazarett."