Die Organisatoren der Veranstaltungsreihe (von links): Diakon Klaus Konrad, Joachim Lipp (Kultur- und Museumsverein, Iris Müller-Nowak (KEB), Karoline Adler (Stadtarchiv), Joachim Milles (Katholische Kirchengemeinde) und Agnes Maier (Stadt Horb). Foto: Ganswind Foto: Schwarzwälder Bote

Historie: Eine Veranstaltungsreihe rückt "800 Jahre Dominikanerinnenkloster in Horb" in den Blickpunkt

Ob es wirklich genau vor 800 Jahren zur Gründung eines Dominikanerinnenklosters in Horb kam, ist nicht gesichert. Eine Ordenslegende besagt es jedoch. Und so wird in einer großen Veranstaltungsreihe an dieses große Jubiläum und eine besondere Geschichte bedacht.

Horb. Ende des 18. Jahrhundert lief es bei den Ordensschwestern nicht rund. Klagen über das "weltliche Leben" im Kloster häuften sich. Es herrschte – modern ausgedrückt – "Zicken-Alarm". Oder aber, wie Agnes Maier sagt: "Es waren vielleicht auch Frauen, die sich nicht alles haben gefallen lassen." Der Zoff ging von zwei der 15 Frauen aus. Es kam zu Verhören, in denen die Vorwürfe niederprasselten.

Zu hören gibt es das zum Auftakt der Veranstaltungsreihe "Bürgerstöchter, Büßerinnen, Bettelschwestern. 800 Jahre ›Obere Sammlung‹, Dominikanerinnenkloster Horb 1218–1806". Im Weißen Garten wird es am Samstag, 23. Juni, zum Thema "Alltag im Horber Dominikanerinnenkloster" eine Lesung aus den Originaldokumenten der Verhörprotokolle geben – veranstaltet vom Stadtarchiv. 15 Frauen übernehmen die Parts der einzelnen Nonnen. Dazu kann der Garten und die Nonnengruft besichtigt werden.

Es ist ein spannendes Kapitel Stadtgeschichte, das von der Veranstaltungsreihe aufgegriffen wird. 1218, so die Legende, sollen die drei Gräfinnen von Tübingen, Eberstein und Hohenberg das Kloster gegründet haben. Ob es tatsächliche die Gräfinnen selbst waren oder die Gründung nur von ihnen unterstützt wurde, ist nicht mehr nachzuvollziehen. Die Gemeinschaft der frommen "Büßerinnen" in der Stiftskirche wird als "obere" und in Anlehnung an die Farbe des Nonnenhabits, auch als "weiße" Sammlung bezeichnet. Der Konvent setzte sich als zunächst vorwiegend aus Horber Bürgerstöchtern zusammen, später kamen die Nonnen aus der ganzen Region, sogar aus Bayern.

1725 wurde das Klostergebäude beim Stadtbrand komplett zerstört. Doch schon zwei Jahre später konnte durch ein Bettelprivileg der Neubau unter der Priorin Anna Katharina Geßler als Dreiflügelanlage mit eigener Kapelle geweiht werden. "Zum Vergleich: Der Rathaus-Neubau dauerte dagegen 40 Jahre. Das lag am unterschiedlichen Geldfluss", berichtet Joachim Lipp vom Horber Kultur- und Museumsverein.

Die Ordensfrauen wirtschafteten für sich selbst, aber betrieben auch rege, "weltliche" Geschäfte – beispielsweise mit Grundstücken und Immobilien. 1806 kam allerdings das Aus – mit der Säkularisation unter württembergischer Herrschaft. Die letzten fünf Klosterfrauen mussten das Gebäude räumen. Die Mobilien wurden zu Geld gemacht oder an die Hof- und Domänenkammer abgeliefert. Heute befinden sich im ehemaligen Kloster das Finanzamt und das Stadtarchiv.

Katholische Kirchengemeinde, der Kultur- und Museumsverein, das Stadtarchiv, die Katholische Erwachsenenbildung und das Projekt Zukunft haben sich mit Unterstützung der Volksbank Horb-Freudenstadt viele Blickwinkel auf dieses Jubiläum und die Geschichte des Klosters überlegt (siehe auch Info).

Im Zentrum steht der Festtag am Sonntag, 5. August, rund um den Horber Marktplatz. Gestartet wird mit einem Festgottesdienst in der Stiftskirche. "Hierfür konnten wir Weihbischof Johannes Kreidler gewinnen, der historisch und liturgisch sehr bewandert ist", berichtet Diakon Klaus Konrad. Außerdem wird an diesem Tag die Begleitausstellung im Stadtmuseum eröffnet. Musikalische Unterhaltung, Mittagessen und Führungen runden das Programm ab. Ein Höhepunkt ist sicher auch die Orgelvesper und dominikanische Gesänge mit Dekanatskantor Karl Echle aus Freudenstadt.

Auch ein Blick auf die Gegenwart wird es zum Abschluss der Reihe geben. Denn am 15. Januar wird auf Einladung der KEB und der Kirchengemeinde, die Vorsitzende der dominikanischen Laiengemeinschaft, Monika Delpech aus Freiburg, sprechen.

Die Ausstellung ist übrigens aktuell noch ein lebendiger Prozess. Denn die Austellungsmacher hoffen noch auf besondere Leihgaben. "Horber Bürger haben damals bei der Klosterauflösung Teile des Inventars gekauft. Noch heute soll es in Horber Familien solche Stücke geben. Wir würden uns freuen, wenn uns diese historischen Zeugnisse für die Zeit der Ausstellung geliehen werden könnte", ruft Agnes Maier, die städtische Kunstbeauftragte, die Bevölkerung auf, sich zu melden.

 Samstag, 23. Juni "Alltag im Horber Dominikanerinnenkloster" – Lesung aus originalen Dokumenten ab 19 Uhr; Besichtigung des Weißen Gartens und der Nonnengruft ab 18 Uhr, präsentiert vom Stadtarchiv Horb

 Sonntag, 5. August

Festtag zu 800 Jahre "Obere Sammlung"; 10 Uhr Festgottesdienst in der Stiftskirche mit Weihbischof Johannes Kreidler; ab 11 Uhr Mittagessen in der Kulturgaststätte "Kloster", Kaffee und Kuchen von der Fördergemeinschaft Stiftskirchendach; Möglichkeit zur Besichtigung des ehemaligen Klosters, des Garten und der Nonnengruft, Draufblick vom Schurkenturm, Turmstube mit Bewirtung; 11.30 Uhr Eröffnung der Begleitaustellung "Bürgerstöchter, Büßerinnen, Bettelschwestern."; 12 bis 14 Uhr, Musikalische Unterhaltung von der Stiftskirche durch die "Neckar Music Band" Rottenburg; 17.30 Uhr Orgelvesper mit dominikanischen Gesängen  Donnerstag, 20. September "Meine Seele dürstet nach Gott" – die geistige Kultur der Dominikanerinnen im schwäbisch-alemannischen Raum, Vortrag von Wolfgang Urban, Rottenburg, im Steinhaus ab 19 Uhr, präsentiert von der Kirchengemeinde und der KEB  Freitag, 16. November "Streitbare Frauen, fromme Schwestern – Frauenklöster in und um Horb vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert", Vortrag von Ute Ströbele, Tübingen, im Gasthaus Schiff ab 20 Uhr, präsentiert vom Kultur- und Museumsverein Horb  Mittwoch, 28. November "Blumengärten im Mittelalter – der Dominikaner Albertus Magnus und die Erfindung des Ziergartens", Vortrag von Stephanie Hauschild im Kulturhaus Kloster ab 19.30 Uhr in der Reihe "Horber Gartenkabinett", Projekt Zukunft und Stadt Horb Dienstag, 15. Januar 2019 "Mitten im Leben – die Dominikanischen Laiengemeinschaften im 21. Jahrhundert, Vortrag von Melanie Delpech OP, Freiburg, im Gasthaus Schiff ab 19.30 Uhr, präsentiert von der katholischen Kirchengemeinde und der KEB Die Begleitausstellung kann vom 5. August bis 4. November montags, mittwochs, freitags und sonntags, 14 bis 17 Uhr im Stadtmuseum besucht werden.