Kultur: Liedermacher Falk im "Kloster" zeigt ein "Herz für Reiche" / Horb zum "Wuppertal des Südens" erklärt

Horb. Premiere für den Liederm acher Falk im Horber "Kloster". Mit ordentlich Vorschusslorbeeren – "den kenn ich vom Sudhaus Tübingen, der ist gut" – angereist, durfte der Wuppertaler, der heute in Berlin lebt, seine bitter-süßen, mit Ironie nur so vollgestopften Lieder zum ersten Mal in Horb vorstellen.

Helmut Loschko nutzte die Gelegenheit, die ihm die Anmoderation bot, auch gleich dafür, um auf die Crowdfunding-Aktivitäten vom "Projekt Zukunft" hinzuweisen. "Seit 1990 sind wir jetzt hier im Kloster und so alt sind auch die Stühle, auf denen ihr heute sitzt. Auch einen neuen, feuerfesten Vorhang brauchen wir", erklärte er. Nach dieser, für das Projekt Zukunft extrem wichtigen Information, gehörte die Bühne aber ganz dem Stargast des Abends.

Warum er gerne reist, die Republik für einen Termin nahezu komplett durchquert, wurde schnell klar. Ihm gefällt es zu Hause überhaupt nicht, denn seine Frau sei Psychologin und habe den lieben langen Tag nichts anders im Sinn, als ihn zu analysieren und zu therapieren, erzählt er gleich im ersten Lied des Abends. Kein Wunder, dass er da lieber mit Gitarre und CD-Sammlung durch die Weltgeschichte tingelt, und sein Innerstes nach außen kehrt und die Kleinkunstbühnen von Flensburg bis Partenkirchen zu seiner Wohnstube erklärt.

Dort stören ihn auch keine apokalyptischen Zustände beim Männerschnupfen oder die gegoogelten Krankheits-Symptome, wie in der "Hypochonderhymne" beschrieben. Und erst recht nicht solche Prachtburschen, wie es ein gewisser "Thorben" ist. Eigentlich dachte er bislang, dass es zwei Arten von Männern gibt: Den Dichter und Denker und den Reparierer. Doch Thorben ist anders. "Ich hörte ihn gestern beim Tapezieren, ein Liebesgedicht von Goethe zitieren", beschwert sich Falk im gleichnamigen Lied, um grundsätzlich anzufügen: "Ich hasse Thorben."

Falk ist mehrfach mit Kleinkunstpreisen ausgezeichnet

Auch zu Kindern hat er nicht gerade das allerbeste Verhältnis. "Ich möchte jetzt eine Bevölkerungsgruppe angreifen, die oft im Fokus des Missfallens steht und sich nicht daran stört: die Kinder!" Grad mal einen Meter klein, wollen sie die Größten sein. Und dies ohne Kernkompetenz oder sonstigen Meriten, stellte er augenzwinkernd fest.

Der mehrfach mit Kleinkunstpreisen ausgezeichnete Musiker und Kabarettist bringt eine ganz eigene Sicht der Dinge unter die Leute. Nicht gestreichelt und geleckt, nicht romantisch angehaucht, sondern knallhart auf den Punkt gebracht. Seine Liedermacher-Kollegin Le-Thanh Ho, die im Januar in Horb gastierte, sagte über Falk: "Das ist ein ganz nett Böser." Naja, bös ist schon arg freundlich, wenn man die Lieder von Falk als Gradmesser hernimmt. Aber zu Beginn seiner Karriere hat er überlegt, wie er aus der Masse der vielen Menschen, die außer ihm noch Lieder machen, herausragen könnte. "Berühmt wirst du in der Kunst erst, wenn du verboten wirst", so sein Credo nach langen Beobachtungen. Doch daran arbeitet er bislang vergeblich. Er wird einfach nicht verboten – im Gegenteil. "Vielleicht liegt es ja auch daran, dass er ein "Herz für Reiche" hat. "Das Mobbing gegen sie geht rund um die Welt, doch sie haben nichts verbrochen – sie haben nur Geld", singt er freudenstrahlend, um am Ende des Liedes zu verkünden, dass er zu dieser Botschaft extra Aufkleber drucken ließ, die man bei ihm kostenfrei abholen kann. "Können sie vielleicht auf die Angeber-Karre ihres Nachbarn kleben", war sein Tipp an die Zuhörer.

Falk ist auch auf der Suche nach dem eigenen Ich. Beim Joggen musste er jedoch feststellen, dass diese Suche beim Rumrennen keinen Zweck hat "und das einzige was ich weiß, das ist: joggen ist Scheiß". Auch Selbsterfahrung in ländlichen Gebieten sei nicht so sein Ding, verrät er in einem weiteren Song. Und da Horb halt auch ein klein wenig ländlich angehaucht ist, wurde es von Falk blitzschnell zum "Wuppertal des Südens" befördert. Er will ja irgendwann, kurz bevor er verboten wird, wiederkommen.