Dennis Pallentin (links) und Dietmar Urban planen für Horb eine Privatschule - mit Öffnungstermin im Schuljahr 2020/21. Foto: Lück

Dreier-Team will "Freie Alternative Schule" gründen. Möglicher Start: Im Schuljahr 2020/2021.

Horb - Das ist ein spannendes, neues Projekt: Im nächsten Jahr könnte Horbs erste Privatschule starten. Die "Freie Alternative Schule Horb". Eine Schule ohne Noten, die Schüler können lernen, was sie wollen.

Der Rexinger IT-Experte Dietmar Urban sagt: "Vor drei Jahren hatte ich über mein berufliches Umfeld diese Schulform kennengelernt aber erst mal beiseite gelegt. Nun ist mein Sohn fünf Jahre alt und die Frage, auf welche Schule er gehen soll, hat meine Frau und mich angetrieben über alternative Formen nachzudenken und wenn es keine gibt, sie zu gründen."

Berufsschullehrer Dennis Pallentin: "Vor gut zwei Jahren ist die Sulzer Sozialarbeiterin Johanna Haiss hier durch die Region gezogen – mit dem Film ›Schools of Trust‹. Um zu gucken, wo es am meisten Interesse für die ›Freien Alternative Schule‹ gibt. Das war Horb."

Jetzt sind die drei die Initiatoren der "FASH – Freien Alternativschule Horb". Waren schon bei OB Peter Rosenberger, der die Idee unterstützen wollen. Als nächstes geht es in die Gremien.

Urban: "Wir haben einen ambitionierten Zeitplan, wir wollen zum Schuljahr 2020/21 starten. Dazu brauchen wir Unterstützung: von engagierten Eltern, der Stadt und eventuell auch Unternehmen. Um mit der Anmeldung der Schüler im nächsten Jahr beginnen zu können, ist die Genehmigung des Kultusministeriums Voraussetzung. Dabei unterstützt uns eine Beraterin, die schon viele Schulen mit gegründet hat."

Eine Privatschule muss nicht teuer sein. Wenn es viele Unterstützer gibt. Urban: "Man kann die Räumlichkeiten der Anzahl der Schüler anpassen und weniger Lehrer und mehr Lernbegleiter für den Unterricht einsetzen. Rechtlich reichen schon 4 Schüler im ersten Jahr zur Schulgründung. Aufgrund des bisherigen Feedbacks rechnen wir mit mehr. Unser Ziel: Eltern sollen nicht mehr als 150 Euro Schulgeld pro Kind im Monat zahlen."

Der Standort – er sollte möglichst zentral in Horb sein. Urban: "Weil die Schulbus-Linien darauf ausgerichtet sind. Wichtig wäre noch, dass rund um den Standort ein Garten und ausreichend Fläche ist."

Das Konzept der "Freien Alternativen Schule": Nicht pauken. Die Schüler lernen, wie sie es können und wollen. Auch im Lebens-Umfeld. Urban: "Die Schüler gehen beispielsweise in Altenheime, zu Bauern oder in die Natur, um dort am realen Leben zu lernen. Die Schüler sollen auch von engagierten Bürgern lernen, die in die Schule kommen. Egal, ob ein handwerklich begabter Opa mit den Kindern Boote bauen, die Oma kochen, backen oder gärtnern, Künstler ein Projekt mit Kindern umsetzen oder Jugendliche den Schülern das Skateboarden beibringen."

Berufsschullehrer Dennis Pallentin: "Für mich als Pädagoge ist es sehr reizvoll, bei der Freien Aktiven Schule mit zu gestalten. Der Ansatz, dass die Kinder nur aus Eigenmotivation lernen und deshalb mehr Kreativität zeigen, ist natürlich spannend für uns Pädagogen." So sind, verrät Pallentin noch andere Lehrer in der Vorbereitungsgruppe für das pädagogische Konzept der Freien Alternativschule.

Die Schüler können lernen, was sie wollen. Keine Noten. Kann das funktionieren? Pallentin: "Es gibt Feedback. Das große Problem in unserem normalen Schulsystem ist, dass oft die Zeit und die Ruhe fehlt, über die Leistungseinstufung eines Schülers wirklich intensiv zu sprechen. Deshalb sollen in der Freien Schule die Noten rausgenommen werden, damit eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Lehrern und Schülern entstehen kann."

Sozialarbeiterin Johanna Haiss: "In der freien Alternativschule ist ein Lernbegleiter für maximal zehn Schüler zuständig. Er begleitet sie und ist als Coach auf selber Augenhöhe immer für die Kinder da. Es entsteht eine Bindung. Die Kinder können die Lernbegleiter als Vorbilder nehmen, weil sie gemeinsam den Tag gestalten und die Erwachsenen nicht nur als bewertender Lehrer und in den Pausen als Aufsichtsperson sehen. Das ist mir sehr wichtig!"

Ein weiteres Element der Freien Alternativschule ist ein stetiger Verbesserungsprozess, der in Zusammenarbeit mit Schülern und Eltern umgesetzt wird, so Urban.

Gibt es so etwas schon in Deutschland? Insgesamt gibt es 106 freie Alternativschulen in Deutschland. 25 sind in Gründung, inoffiziell sind es mehr, so Urban. Sie haben 8300 Schüler. In Baden-Württemberg gibt es 17 Schulen.

Gibt es überhaupt einen Abschluss? Urban: "Ja. Es kann der Haupt- oder Realschulabschluss gemacht werden. Geprüft wird an einer staatlichen Schule. Im letzten Jahr vor der Prüfung findet eine Prüfungsvorbereitung statt, in der die Lehrer und Schüler gemeinsam am Abschluss arbeiten. Die Erfahrung der Alternativschulen zeigt: Die Schüler schneiden – egal ob Hauptschule oder Realschule – überdurchschnittlich gut ab."

Urban weiter: "Der Wechsel aufs Gymnasium klappt in der Regel auch problemlos. Es gibt aber auch bereits Modelle, in denen die Schüler sich in Lerngruppen selbst organisieren und Lehrer für die Abiturvorbereitung engagieren."

Werden sich genug Schüler für den Start finden? Pallentin: "Es gibt viele Eltern auch aus Horb, die ihre Kinder zur Waldorfschule in Freudenstadt schicken. Ich denke also, das Potenzial ist da."

Urban: "Ein Beispiel im Osten Deutschlands zeigt, dass so eine Schule und damit der Ort auch ein Magnet für Familien ist. So hat sich in einem vorher fast verlassenen Dorf eine alternative Schule angesiedelt, inzwischen gibt es dort keine freien Wohnungen mehr."

Infos über das Schulkonzept gibt es unter www.fab-horb.de