Billig-Kette im Anflug? Kik verhandelt mit dem Eigentümer der Activ-Arkaden. Foto: Becker

Einzelhandel: Bekommt Horb jetzt die Billigkette, die niemand haben wollte? / "Uns sind die Hände gebunden"

Jetzt also doch: Kik ist der heißeste Kandidat auf die Nachfolge des inzwischen geschlossenen Miller & Monroe in den Activ-Arkaden. Die Billig-Kette war in der Vergangenheit alles andere als gewünscht.

Horb. In den vergangenen Wochen hatte der Insolvenzverwalter von Miller & Monroe, Jochen Sedlitz, mehrmals bestätigt, dass es für den Standort Horb einen Interessenten gibt. Die HH-Holding sei mit der Apleona Real Estate, die das Horber Einkaufszentrum betreut, in Verhandlungen. Hinter dieser Holding stecken die drei Ketten Woolworth, Tedi und Kik. Doch welche der drei Kandidaten den Standort eventuell haben möchte, da hielt sich Sedlitz bedeckt.

Unsere Zeitung fragte bei allen Discountern direkt an. Zuerst antwortete die Einzelhandelskette Woolworth: "Wir können Ihnen mitteilen, dass Woolworth die Fläche in Horb nicht anmieten wird." Dann folgte der Non-Food-Händler Tedi: "Aktuell ist nicht geplant, dass Tedi den Miller & Monroe-Standort in Horb übernimmt." Bleibt eigentlich nur Kik. Und die Unternehmenssprecherin bestätigt tatsächlich: "Aktuell befinden wir uns noch für den Standort in Verhandlung." Wie erfolgreich die Verhandlungen laufen, wollte das Unternehmen aber nicht mitteilen: " Mehr kann ich Ihnen dazu zum jetzigen Zeitpunkt nicht mitteilen."

Als es um die Erstbesetzung der Arkaden ging, war Kik ein "rotes Tuch". OGL-Mann Markus Pagel machte 2017 klar: "Kik geht für uns ökologisch gar nicht." Wirtschafsförderer Axel Blochwitz erklärte im gleichen Jahr: Kik gehöre ins untere Preissegment, existiere bereits in Empfingen und sei nicht das, was man sich wünsche.

Und heute? Ist Kik immer noch nicht erwünscht, aber die Stimmen kleinlauter. "Natürlich ist es nicht das, was wir dort eigentlich haben wollen. Aber uns sind die Hände gebunden. Der Eigentümer entscheidet und richtet sich nach der Nachfrage", sagt CDU-Fraktionschef Michael Keßler. Der kürzlich verabschiedete FD/FW-Fraktionschef Alfred Seifriz war schon damals skeptisch und sagt heute: "Ich finde es bedauerlich, wenn es immer eine Stufe schlechter wird. Kik ist für mich keine Option für die Belebung einer Stadt."

SPD-Stadträtin Viviana Weschenmoser sieht zwei Seiten: "Ich stehe Kik grundsätzlich nicht feindlich gegenüber. Es gibt Menschen, die wenig Geld haben, die sehr dankbar sind." Gleichzeitig sollte Nachhaltigkeit und ökologisches Bewusstsein ein großes Thema für Horb sein.

Und was sagen Mieter vor Ort? Carsten Müller, Inhaber des Restaurants "Alte Küche", sagt: "Grundsätzlich ist mir Wurst, was kommt. Hauptsache, es funktioniert." Das sei in der Vergangenheit nicht der Fall gewesen. Der aktuelle Leerstand müsse schnellstens beendet werden. "Natürlich fehlt etwas, wenn unser direkter Nachbar leer steht. Dann ist auch weniger Laufkundschaft vor Ort." Die Akzeptanz von Miller & Monroe sei gering gewesen: "Die Kundschaft, die drin war, war meiner Meinung nach zufrieden. Aber ohne Werbung funktioniert es nicht."

Ist Horbs City-Manager Thomas Kreidler an Gesprächen beteiligt oder wird zumindest informiert? "Mit mir hat leider niemand gesprochen. Ob die Stadtverwaltung Kontakt hat, weiß ich nicht", erklärt er. OB Peter Rosenberger war am Freitagnachmittag nicht für eine Stellungnahme erreichbar. Kreidler ist nicht begeistert von Kik, aber sagt: "Wenn man erfolgreich ist, muss ein Markt da sein. Es wäre immer noch besser als ein Leerstand. Aber politisch gewollt ist Kik nicht."

Den Standort findet er allerdings untypisch für die Modekette. "Eigentlich wollen die immer auf die grüne Wiese, weil es dort für sie billiger wird."