Laut Wirtschaftsplan 2023 sollen im Gechinger Gemeindewald rund 3800 Festmeter Holz geerntet werden. Foto: Tröger

"Der Wald ist im Dauerstress" – das steht als Überschrift auch über dem Forstbetriebsplan 2023 für den Gechinger Gemeindewald.

Gechingen - Mit einem kleinen Lichtblick, denn die Schäden sind hier wie im Landkreis Calw generell nicht ganz so gravierend wie in anderen Gegenden in Baden-Württemberg, wie Inge Hormel von der Forstbehörde am Landratsamt dem am Dienstagabend dem Gechinger Gemeinderat darlegte.

Durchschnittlich 75 Euro pro Festmeter

Das "überraschende" wirtschaftliche Ergebnis für 2022, so Revierleiter Jürgen Martinek, kann sich sehen lassen. Für 5022 eingeschlagene Festmeter (Fm) von hauptsächlich Nadelholz wurden knapp 380 000 Euro erzielt, fast 133 000 Euro mehr als im Wirtschaftsplan prognostiziert waren. "Wir hatten im Sommer gigantische Holzpreise, durchschnittlich 75 Euro pro Fm (von 40 Euro für schlechtes Holz bis zu 100 Euro für sehr gutes Holz)", so Martinek. Außerdem wurden 800 Fm mehr eingeschlagen als im Plan standen.

Fichte und Douglasie für die neue Kita

Das sind zum Beispiel die Holzmengen drin, die für die neue Kita Wolfswiesen verwendet wurden: 190 Fm Fichtenholz für Dach und Gebälk sowie rund 60 Fm Douglasie für die Außenverschalung. Und eben "aus betriebswirtschaftlichen Gründen" im Frühsommer der Einschlag von "sehr schönem Holz", das reif war. Was wiederum dem Waldumbau dient, weil auf den Freiflächen klimastabile Mischbaumarten gepflanzt werden können.

2022 wurden beispielsweise 3400 Eichen, je 960 Elsbeeren und Hainbuchen sowie 500 Douglasien gepflanzt, die durch eine Förderprogramm voll finanziert wurden. Unterm Strich steht für das Forstwirtschaftsjahr 2022 bei Kosten von rund 226 000 Euro ein vorläufiges positives Ergebnis von 191 320 Euro, gerechnet hatte man mit nur knapp 50 000 Euro.

Die Planung für 2023 "ist ein bisschen Kaffeesatzleserei", gestand Martinek. Auch Hormel sieht noch ein Fragezeichen, was mit dem Holzpreis passiert. Auswirkungen dürfte der Ukraine-Krieg haben, "die Säger sind gut bevorratet, heißt, der Abfluss an Schnittholz ist gebremst". Darauf muss sich auch die Waldbewirtschaftung einstellen. Der Wirtschaftsplan sieht deshalb nur einen Einschlag von rund 3800 Fm vor, laut der letztjährigen Forsteinrichtung sollen es jährlich bis 2033 jeweils 4240 Fm sein.

Explizit freie Hand

Jürgen Groß (BU) wollte Martinek explizit freie Hand für höheren Einschlag geben, wenn gute Preise zu erzielen sind. Der Jahressoll-Einschlag sei ein Richtwert, machte Hormel klar und gewirtschaftet werde so flexibel, wie es das Marktgeschehen und der Nachhaltigkeitsbedarf erfordern. "Wir können auch mal innerhalb eines Monats reagieren", pflichtete Martinek ihr bei. Die geplanten 3800 Fm teilen sich laut Plan auf in 2280 Fm Nadelstammholz, 80 Fm Laubstammholz, knapp 700 Fm Brennholz, 300 Fm Industrieholz und 450 Fm Derb- und Hackrohholz. 3000 neue Pflanzen (Elsbeere, Douglasie, Hainbuche, Feldahorn und Eibe) werden auf kleinen Freiflächen ausgebracht, 3,4 Hektar werden im Rahmen der Kultursicherung bearbeitet, in 1,1 Hektar der Jungbestand gepflegt. Der Plan sieht bei einem Ertrag von 260 500 Euro Kosten in Höhe von 180 500 Euro vor, unterm Strich rechnen die Waldfachleute mit einem positiven Ergebnis von 80 000 Euro.

Am Ende sind alle Lose weg

"Was sind Flächenlose?", fragte Annette Klink-Stürner (SPD) und weiter: "Stimmt es, dass im letzten Jahr nur die Hälfte der Flächenlose vergeben wurden, die möglich waren?" Nein, am Ende seien alle 15 bis 20 Lose weg gewesen, widersprach Martinek und erläuterte: "Flächenlose entstehen da, wo wir Holz machen". Das sind etwa drei bis fünf Fm je Los, "bei guten Losen auch mal zehn Fm, mehr lassen wir nicht drin, weil wir dringend Brennholz brauchen". Feinreisig mit einem Durchmesser unter sieben Zentimetern bleibe allerdings drin, das fordere auch das Holzzertifikat FSC für nachhaltige Waldwirtschaft. Klink-Stürner sagte, dass die Forstwirtschaft zwar schon viel für den Klimaschutz mache, "aber es wird noch zu viel gesundes Holz aus dem Wald genommen, auch unter dem Stichwort Wald als Wasserspeicher".

Licht bis auf den Boden ist immens wichtig

Der beste Schutz sei, die Waldflächen zu erhalten, machte Hormel deutlich, "Durchforstung und damit Licht auf den Boden bringen ist wichtig, um die Flächen gesund zu erhalten." Außerdem gehe oft die Klimawirkung der Holzverwendung unter, denn im Holz ist viel Kohlenstoffdioxid für immer gespeichert. Sie plädierte dafür, immer den Gesamtkontext im Blick zu behalten. Martin Pfuhler (FW) pflichtete dem bei: "Klimaschutz ist wichtig, aber genauso wichtig ist, dass wir der Gechinger Bevölkerung Brennholz zur Verfügung stellen können, also Energie hier vor Ort".

Der Forstbetriebsplan für dieses Jahr wurde vom Gemeinderat bei Enthaltung von Annette Klink-Stürner genehmigt.