Flüchtlinge sind in Deutschland nicht immer und überall willkommen – in den „Hoffnungshäusern“ aber schon. Jetzt gibt es ein neues Projekt, das Jugendliche zusammenbringen und Integrationsarbeit leisten soll.
Schon rein äußerlich sind die „Hoffnungshäuser“ in Wimberg spektakulär: Vier wuchtige Mehrfamilienhäuser, allesamt in dunkles Holz gehalten, die dennoch leicht und einladend wirken. Und das im Neubaugebiet Wimberg. Hier wohnen also Flüchtlinge, ist man versucht zu fragen? Um ein gängiges Asylantenheim handelt es sich jedenfalls nicht.
Das Besondere in Wimberg – und in allen anderen „Hoffnungshäusern“ im Land: Hier wohnen Geflüchtete aus fremden Ländern gemeinsam mit Deutschen – „und das Wort gemeinsam wird dabei ganz groß geschrieben“, so die Mitbewohnerin und Bildungsreferentin Simone Schlott.
Bewohner suchen nach Gemeinsamkeiten
Gemeinsamkeit ist geradezu das Schlüsselwort der Idee der „Hoffnungshäuser“. „Gelebte Gemeinsamkeit“, nennt das die 27-Jährige. „Man wohnt miteinander, man kommt ins Gespräch, man hilft“ – etwa bei Behördengängen der Flüchtlinge oder bei der Arbeitssuche, wenn es noch mit der Sprache hapert. Insgesamt 110 Bewohner leben in den vier „Hoffnungshäusern“ in Wimberg, 91 Geflüchtete und sozial Benachteiligte und 19 Personen der sogenannten „Aufnahmegemeinschaft“. Wer hier einzieht, sucht die Gemeinsamkeit, so Schlott. „Es ist nicht so, dass man um 17 Uhr nach Hause kommt und nicht mehr die Tür öffnet.“
Jugendarbeit als neues Projekt
Jetzt gibt es ein neues Projekt in den „Hoffnungshäusern“. Leiter des Projekts ist der Sozialpädagoge Tobias Weißenmayer. Es geht um Jugendarbeit, Jugendliche aus den Hoffnungshäusern treffen sich mit Jugendlichen aus dem Ort. Auch hier dreht sich alles um gelebte Integration, um die Gemeinsamkeit zwischen den Fremden und den Einheimischen, etwa auch um Kontakte mit Vereinen und Sportclubs am Ort. „Es geht um Angebote an Kinder und Jugendlich, um hochwertige Betreuungsarbeit“ – Ziel sei es, die Chancen der Jugendlichen zu stärken. „Noch sind wird in der Aufbauphase“, so Weißenmayer. 15 bis 20 Jugendliche nehmen derzeit an den Treffen teil. „Aber es werden immer mehr.“
Erstes Haus 2016 in Leonberg eröffnet
Gesponsert wird das Projekt von der Deutschen Fernsehlotterie, so Stefanie Köppl-Rau, Leiterin des Großspendenfundraising der Hoffnungsträger Stiftung. Die Stiftung sei auf Spenden angewiesen. Insgesamt gibt es 32 „Hoffnungshäuser“ mit mehr als 700 Bewohnern an zehn Standorten in Baden-Württemberg. Das erste Haus wurde 2016 in Leonberg eröffnet. Außer in Wimberg gibt es weitere Häuser in Esslingen, Konstanz, Nagold, Schwäbisch Gmünd, Sindheim sowie in Straubenhardt und in Öhringen. „Ziel ist es, dass Integration wirklich gelingt“, so Köppl-Rau. „Die Flüchtlinge fühlen sich bei uns wohl.“ Zwar sei die Hoffnungsträger Stiftung eine „christliche Organisation“, sagt Köppl-Rau. „Aber wir fördern den interreligiösen Dialog, wir missionieren nicht, wir versuchen, uns gegenseitig zu verstehen.“
Für den 18. April – rund zwei Jahre nach der Eröffnung der „Hoffnungshäuser“ in Wimberg – lädt die Stiftung zu einer öffentlichen Veranstaltung ein. Interessierte können die Häuser persönlich in Augenschein nehmen sowie die Bewohner persönlich kennenlernen.