Nummer eins der A1-Jugend (U19) des KSC: Maximilian Reule. Foto: Ferenbach

KSC-Torhüter Maximilian Reule gelingt der Spagat zwischen Ausbildung und Leistungssport.

Höfen - Wer mit 17 Jahren schon zwei Arbeitgeber und damit zwei Einkommen hat, dürfte sich eigentlich glücklich schätzen. Dass der Weg dorthin nicht einfach und mit allerlei Einschränkungen verbunden ist, hat Maximilian Reule seit Beginn seiner Fußballkarriere erfahren.

Der in Neuenbürg geborene und in Bad Wildbad aufgewachsene Absolvent der Heinrich-Gundert-Realschule in Calw spielt seit seinem fünften Lebensjahr Fußball. Er hat es zwischenzeitlich nach zweimaligem Vereinswechsel unter Aufopferung sonstiger Freizeitaktivitäten und mit großer Unterstützung seiner Eltern zur Nummer eins der A1-Jugend (U19) des Karlsruher Sportclubs (KSC) gebracht. Dort spielt der talentierte und erfolgreiche Torhüter bereits im dritten Jahr in der Bundesliga, davor gehörte er mit dem FC Germania Brötzingen der Verbandsliga an.

Das damit verbundene intensive Training bereitete ihm schon während der Prüfungen zur Mittleren Reife zeitliche Probleme mit dem zu bewältigenden Lernpensum. Aber er hat seinen Schulabschluss in der Tasche und setzt seine berufliche Laufbahn nun bei der Richard Wöhr GmbH in Höfen fort, wo er zum 1. September die zweijährige Ausbildung zum Maschinen- und Anlagenführer begonnen hat. Das tägliche Training im Wildparkstadion in Karlsruhe ist nur dank der mit dem Ausbildungsbetrieb vereinbarten eingeschränkten Arbeitszeiten am Nachmittag machbar.

Gar nicht so einfach: Schule und Sportverein unter ein Dach zu bekommen

Um 17.30 Uhr müssen Maximilian und seine Mannschaftskameraden auf dem Platz stehen, damit das Training pünktlich um 18 Uhr beginnen kann. Die Fahrt dorthin dauert mit dem Auto (mit einem Elternteil als Chauffeur) eine knappe Stunde, mit öffentlichen Verkehrsmitteln bis zu zwei Stunden. Daher verlässt der hochgewachsene, mit einer athletischen Figur, rotblonden Haaren und Sommersprossen ausgestattete Leistungssportler bereits um 14 Uhr die Firma, um sich zu Hause noch kurz mit einem Essen für das abendliche Training stärken zu können.

Sofern vor dem Mannschaftstraining noch ein Torwarttraining stattfindet, wird zwangsläufig während der Fahrt im Auto gegessen, denn dann geht es direkt vom Höfener Gewerbegebiet nach Karlsruhe. "Wenn ich dann gegen 22 nach Hause komme, ist der Tag gelaufen", meint Reule, der in Ettlingen die Berufsschule besucht, von wo aus er nur einen kurzen Weg zum Stadion hat.

"Ich hatte mich bei mehreren Firmen beworben, aber die Arbeitszeiten waren in den meisten Fällen das Problem, bis ich bei Wöhr die entsprechende Unterstützung zugesagt bekam", so der Azubi, der sich in zwei Jahren dann für einen seiner beiden Arbeitgeber entscheiden muss. Sein bereits als kleiner Junge gestecktes großes Ziel, einmal Profifußballer zu werden, hat dabei natürlich Vorrang. Und das weiß auch Stefan Wöhr: "Wir wollen jungen engagierten Menschen eine faire Chance geben, ihre Träume zu verwirklichen", so der Geschäftsführer der Richard Wöhr GmbH.

"Eine Sportlerkarriere kann manchmal schnell vorbei sein, dann ist eine fundierte Ausbildung eine wichtige Grundlage für den weiteren Werdegang." Dieser Ansicht ist auch Mutter Sabine, die je nach Schichtdienst in der Wildbader Vitaltherme abwechselnd mit Vater Bernd den Fahrdienst nach Karlsruhe übernimmt. "Ich bin froh, dass er nach all den vielen Bewerbungen bei Wöhr untergekommen ist und einen sozial eingestellten Chef hat, bei dem er sich schon im Vorstellungsgespräch gut aufgehoben fühlte." Bei allen Fußball-Karrierewünschen und auch -chancen ihres Sohnes wünscht sie sich für ihn aber auch einen guten Abschluss als weiteres Standbein. "Wenn es solche Firmen nicht gäbe, hätten Leistungssportler keine Chance", fügt sie hinzu.

Nachhilfe aus dem KSC-Kader und von Trainern

Unterstützung in Form von Nachhilfe bekommen Gymnasiasten und Berufsanfänger aus den KSC-Kadern aber auch von den Trainern und Betreuern, die zum Teil Lehrer am Sportgymnasium sind.

Am Wochenende ist Reule mit der Mannschaft auf Punktspielen unterwegs, in den Ferien stehen zeitweise zusätzliche Trainingslager oder Lehrgänge auf dem Programm.
In den Sommerferien durfte er erstmals mit den Profis der zweiten Bundesliga trainieren, was natürlich für nachhaltige Eindrücke und zusätzliche Motivation bei dem jungen Spieler sorgte. Sein großes Vorbild ist der ehemalige Nationaltorhüter Oliver Kahn, der auch schon beim KSC unter Vertrag stand. Auch sein Vater stand beim FV Wildbad im Tor, und der ältere Bruder Tim ist Feldspieler im Verein.

Wann immer möglich, begleiten die Eltern ihren Sohn zu den Spielen. Dass Reule im Tor des KSC nichts anbrennen lässt, zeigt die gute Bilanz nach den ersten Spielen in der neuen Saison. Mit neun Punkten steht die A-Jugend derzeit auf dem vierten Tabellenplatz.