Der Verknüpfung der Gesundheit der Erde mit der Gesundheit des Menschen widmet sich die Hochschule Furtwangen in dem Themenschwerpunkt „Planetary Health“. Foto: NASA

Das Thema „Planetary Health“ spielt eine wichtige Rolle an der Hochschule Furtwangen. Studenten und Wissenschaftler setzen sich mit dieser Verknüpfung auseinander, um gegenwärtige und künftige Herausforderungen meistern zu können

Mit dem multidisziplinären und umfassenden Gesundheitskonzept „Planetary Health“ setzen sich an der Hochschule Furtwangen (HFU) Studierende und Wissenschaftler der Fakultät Gesundheit, Sicherheit, Gesellschaft (GSG) auseinander.

„Darunter versteht man die Verknüpfung der Gesundheit der Erde mit der Gesundheit des Menschen“, erklärt Professor Robert Richter. Der Klimawandel und Umweltkrisen werden auf die Gesundheit der Menschen und damit auf die Gesundheitssysteme große Auswirkungen haben. Darauf reagiert die Fakultät GSG, indem sie das Thema in die Lehre aufnimmt. Richter wurde vor vier Jahren durch den Hinweis von Studenten, die sich bei „Health for Future“ engagieren, auf das Thema aufmerksam.

Eine der Studentinnen war Emily Angst. Inzwischen ist sie neben ihrem Masterstudium „Umweltethik“ und dem Engagement bei der „Health for Future“-Arbeitsgruppe „Ergo Logo Physio“ auch studentische Hilfskraft für dieses Thema. „Vermutlich gibt es in Deutschland, vielleicht sogar weltweit keine anderen studentischen Mitarbeitenden, die für „Planetary Health“-Aspekte in einem Studiengang Physiotherapie zuständig sind“, sagt Richter. Gemeinsam machen die beiden bei Workshops, Tagungen und in der Lehre auf das Thema aufmerksam und stoßen den Transfer in die Praxis an.

Psychische und physische Not aufgrund des Klimawandels

Auch an Schulen und Hochschulen soll das Thema Einzug halten. Emily Angst koordiniert ein Teach-the-Teacher-Projekt. Auch Professorin Nicole Weydmann hat sich diesem Transferauftrag verpflichtet. Sie kam vor zwei Semestern an die HFU und wurde von Studenten angesprochen, ob sie eine Veranstaltung zu „Planetary Health“ anbieten könne. Gefragt, getan. Die Wahlpflichtveranstaltung ist partizipativ aufgebaut. Wissen über den Zusammenhang von Klimawandel und Gesundheit erlangen, diskutieren und handlungsfähig werden – das sind die Ziele der Lehrveranstaltung, in der Weydmann auch mit einer Theaterpädagogin zusammenarbeitet. Immer mehr Menschen geraten aufgrund des Klimawandels in psychische und physische Not. Die „eco anxiety“, Klimaangst, sei eine angemessene Reaktion auf eine reale Bedrohung.

Gleichzeitig wird im Studiengang Angewandte Gesundheitswissenschaften ein Schwerpunkt „Planetary Health“ etabliert. Robert Richter ist es ebenfalls wichtig, das Thema über die Wahloption hinaus anzubieten – er integriert „Planetary Health“ in all seine Lehrveranstaltungen. Beispielsweise in der Anatomie: Wenn er über Rippen, Thorax und Lunge spricht, baut er das Thema Feinstaub ein – eines der vielen Beispiele, wie Klima- und Umweltveränderungen die Gesundheit beeinflussen werden.

Gesellschaftliche Veränderungen gefordert

„Es wird eine zunehmende Krankenlast geben, immer nur Reagieren wird das Problem nicht lösen“, sagt Richter. Anpassung sei zwar eine wichtige Säule, aber auch Mitigation, also das Herbeiführen gesellschaftlichen Veränderungen, wie der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen, sei wichtig.

Dies sieht Richter auch als Verantwortung der Gesundheitsberufe. „Das Gesundheitssystem muss klimaneutral werden, um letztendlich die Gesundheit der Menschen zu schützen“, so Richter drastisch: „Wir erleben derzeit eine Katastrophe in Zeitlupe.“ Auch Gefahrfaktoren wie Mikroplastik, Wasserknappheit oder Bodenauslaugung werden Auswirkungen haben.

Ihren Einsatz für „Planetary Health“ wollen Angst, Weydmann und Richter noch ausweiten. „Wir müssen als Lehrende auch zeigen, dass wir die Gesellschaft bei den anstehenden Wandlungsprozessen begleiten können, das ist eine große Verantwortung, aber auch eine riesige Chance“, sagt Weydmann.