Wie die Hochschule Albstadt-Simaringen ausländische Fachkräfte anlocken kann, darum ging es in einem ihrer jüngsten Projekte. Die teilnehmenden Studierenden ermittelten, wo Deutschland punktet und wo seine Handicaps liegen.
In den nächsten zehn Jahren sind an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen voraussichtlich 25 Professuren nachzubesetzen, weil die derzeitigen Stelleninhaberinnen und -inhaber in den Ruhestand gehen. Hinzu kommt die natürliche Fluktuation.
Als eine von 20 baden-württembergischen Hochschulen ist sie daher vor anderthalb Jahren für das Bund-Länder-Programm „Förderung der Gewinnung und Entwicklung von professoralem Personal an Fachhochschulen“ berücksichtigt worden. Seither arbeitet ein Projektteam unter der Leitung von Christina Sick an individuellen Konzepten und Instrumenten der Personalrekrutierung und -qualifizierung, und zwar mit dem Ziel, Professorinnen und Professoren für Albstadt zu gewinnen.
Sechstsemester sichten aktuellen Forschungsstand
Immer wieder holt das Team dafür auch Studierende ins Boot – zuletzt Sechstsemester aus dem Studiengang Betriebswirtschaft, die bei Maximilian Wolf die Vorlesung „International Business“ besuchen. Sie gingen gezielt der Frage nach, wie sich Ausländerinnen und Ausländer für eine Professur in Deutschland gewinnen ließen – und was sie umgekehrt davon abhalten könnte, ihren Lebensmittelpunkt nach Deutschland zu verlegen.
Die insgesamt vier Gruppen – denen auch Studierende aus dem Ausland angehörten – sichteten den aktuellen Forschungsstand zum Thema und interviewten ausländische Studierende, Professorinnen und Professoren. „Es war wirklich spannend, neue Perspektiven kennenzulernen und mit Menschen zu sprechen, die manche Dinge ganz anders einschätzen als ich“, sagt der Student Gabriel Samparo, der aus Brasilien stammt.
Die Sprache schreckt so manchen ab
Was spricht für Deutschland als Lebens- und Arbeitsort, was dagegen? Im Bereich „Motivation“ wurde deutlich, dass die Mehrheit der ausländischen Interviewten an Deutschland die hohe Lebensqualität, das gute (Kranken-)Versicherungssystem, hohe Gehälter und gute Karrierechancen schätzt. Als mögliche Barrieren wurden administrative Hürden, kulturelle Unterschiede sowie die Sprache genannt.
Entscheidung fürs Ausland fällt Frauen schwerer
Da sich Frauen mit internationaler Mobilität laut Statistik schwerer tun als Männer, galt ihnen ein besonderes Augenmerk. Bei den Interviews trat zutage, dass viele die geografische Entfernung von der Familie scheuen und häufiger als Männer Bedenken haben, ihre Kinder in der Fremde aufzuziehen.
Eine Studentengruppe befasste sich mit der Frage, welche Unterstützung Menschen brauchen, die aus dem Ausland an die Hochschule kommen. Das Ergebnis: Gewünscht werden vor allem Mentoringprogramme und ein gut organisierter Einstieg in den neuen Job mit einer systematischen Einarbeitung. „Was die Studierenden herausgefunden haben, deckt sich weitgehend mit unseren eigenen Annahmen und Recherchen“, kommentiert Christina Sick. „Vor allem aber hat uns die Sichtung des Forschungsstands geholfen – dafür fehlt uns im Projektalltag meistens die Zeit.“
Die Zusammenarbeit mit den Studierenden bewertet Sick als durchweg positiv: „Wir brauchen unbedingt die Anbindung an die nächste Generation und müssen ihre Bedürfnisse kennen, damit die Ansprache die Zielgruppe auch erreicht.“