Der Krankenhausaufenthalt der kleinen Merle zieht sich in die Länge. Mittlerweile sind es bereits über sieben Wochen. Foto: Melanie Hummel

Vor sieben Wochen wurde bei der kleinen Merle aus dem Kreis Rottweil Leukämie diagnostiziert. Viele Menschen sind von diesem Schicksal bewegt – und wollen helfen. Für den 29. April ist eine besondere Spendenaktion in Bösingen geplant.

Merle ist ein Kind wie jedes andere: Sie besucht den Bösinger Kindergarten, malt gerne und spielt sehr gerne draußen. Doch dann wird Merle immer wieder krank. Spaziergänge fallen ihr auffallend schwer. Die Eltern sorgen sich zu Anfang kaum, auch der Arzt beruhigt: Aktuell seien viele Menschen krank, das sei auf Covid19 zurückzuführen. Die Fünfjährige wird immer häufiger krank, isst immer weniger, bis auch die Kinderpsychologin aufgrund Merles scheinbar auffälligen Verhaltens ein Blutbild einfordert.

 

„Da fing das ganze Szenario an“, erinnert sich Papa Sebastian Ott. „Das Blutbild war sehr auffällig, sie kam von der Kinderklinik Villingen-Schwenningen nach Tübingen, wo sich die Diagnose Leukämie schnell bestätigte.“

Mutter Melanie Hummel denkt an den Tag von vor sieben Wochen: „Es war ein Schock. Für mich ist die Welt stehen geblieben. Es kreiste immer wieder der Gedanke, dass mein Kind sterben kann.“

Eine ambulante Behandlung ist derzeit nicht möglich. Foto: Melanie Hummel

Es folgte ein Marathon an Untersuchungen, die Spritzen setzen und Infusionsgaben, Lumbalpunktionen und Biopsien erforderten. „Wenn dich dein Kind während der Spritzengabe mit diesem verständnislosen Blick anschaut, warum Mama und Papa jetzt nichts tun und das einfach zulassen, das ist echt schwer auszuhalten.“

Immer wieder tauchen Entzündungen auf

Die Krankheit und ihre Konsequenzen zu ertragen sei das eine, doch einem Vorschulkind zu erklären, was genau in dessen Körper aktuell vorginge, das sei das andere. Melanie, die beruflich als Tagesmutter und Schulbegleiterin tätig ist, habe es versucht: „Ich habe ihr ein Bild gemalt, wie bei der Chemotherapie die Krebszellen bekämpft werden.“

Was seitens der Ärzte ursprünglich als 15- tägiger stationärer Aufenthalt für Merle geplant war, erstrecke sich derzeit auf über sieben Wochen. „Immer wieder tauchen Entzündungen auf, die eine ambulante Behandlung unmöglich machen.“

Merle fällt es schwer, die Behandlung zu verstehen. Foto: Melanie Hummel

Währenddessen werden die jungen Eltern mit dem Alltag konfrontiert. Tägliche Besuche in der 65 Kilometer entfernten Klinik erfordern neben dem Zeitaufwand auch Kosten. Dazu seien weder Sebastian noch Melanie aktuell in der Lage, ihre Berufe wie zuvor auszuüben. Die Verdienstausfälle und die zusätzlichen Kosten zu den laufenden Fixkosten seien auf die Dauer nicht tragbar.

Resonanz aus dem Umfeld ist enorm

Doch die Resonanz von Familie, Freunde und Mitmenschen aus dem Ort sei enorm. „Jeder möchte uns gerne helfen, wir sind überwältigt.“ Melanie spüre in alledem Dankbarkeit: „Der Kindergarten unterstützt uns auch so rührend. Die Leiterin ist Sängerin einer Band und es wird ein Benefizkonzert für Merle am 29. April in Bösingen stattfinden.“ Auch eine Paypal-Spendenaktion ist eingerichtet. „Der Rückhalt hilft uns mental sehr, wir haben die Hoffnung, dass am Ende der Behandlungen noch etwas übrig ist, das wir dann weiterspenden können.“

Momentan seien sie über jeden kleinsten Entwicklungsschritt glücklich: „Wenn Merle eine Kleinigkeit isst. Wenn wir in ihrer derzeitigen depressiven Verstimmung in ihren Augen beim Halten eines Malstiftes einen Funken Freude erblicken. Wenn sie Interesse an etwas zeigt, wie Dinge mit Diamantenanhängern zu bekleben. Dann flammt in unseren Herzen Hoffnung auf.“

Eltern wollen positiven Fokus behalten

Die Eltern sind sich sicher: „Wir behalten unseren positiven Fokus. Mindestens das nächste halbe Jahr wird noch sehr anstrengend aber Merle ist am Ende geheilt. Sie wird wieder fresh und funky ins Leben zurückfinden und ins Schulleben eintreten. Das ist unsere Hoffnung.“