Nachbarschaftshilfe ist in Corona-Zeiten auch in Villingen-Schwenningen gefragt. Die Stadt bietet Ehrenamtlichen und Suchenden eine Kontaktmöglichkeit. Foto: © Daisy Daisy – stock.adobe.com

Die Corona-Lage spitzt sich weiterhin zu. Die kürzliche Rekord-Inzidenz im Schwarzwald-Baar-Kreis von über 1.000 Infektionen pro 100. 000 Einwohner macht es deutlich. Nun ruft die Stadt zu ehrenamtlicher Hilfe auf.

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VS-Schwenningen - "In Anbetracht des aktuellen Infektionsgeschehens möchte die Fachstelle Ehrenamt im Amt für Jugend, Bildung, Integration und Sport (JuBIS) darauf hinweisen, dass Unterstützungsgesuche und -angebote im Rahmen der Corona-Nachbarschaftshilfe weiterhin vermittelt werden", heißt es in einer Pressemitteilung diese Woche. So könnten sich Bürgerinnen und Bürger, die sich in Quarantäne befinden und eine helfende Hand benötigen, bei der Fachstelle melden.

Gleichzeitig freut sich die Fachstelle aber auch über hilfsbereite Bürger, die ihre Unterstützung anbieten. "Sie sind es, die eine tatsächliche Unterstützung für die Betroffenen erst möglich machen", so die Stadtverwaltung. Mögliche Unterstützungsangebote und -bedarfe seien beispielsweise die Übernahme von Einkäufen, die Abholung von Rezepten beim Arzt oder von Medikamenten in Apotheken sowie das Gassigehen mit dem Hund. Die Stadtverwaltung weist ausdrücklich darauf hin, dass die Vermittlung von Hilfe bei der Pflege oder Kinderbetreuung nicht möglich ist.

Gottfried Schmidt wendet sich an Schwarzwald-Baar-Klinikum

Beim Thema ehrenamtliche Hilfe hatte sich vor gut einer Woche bereits der Schwenninger Gottfried Schmidt zu Wort gemeldet. Er schlug vor, dass die coronabedingte Überlastung im Klinikum und den Alten- und Pflegeeinrichtungen Villingen-Schwenningens von Rentnern, Studenten und Arbeitslosen gemildert werden könnte, indem sie sich ehrenamtlich engagieren.

Und tatsächlich ließ Schmidt seinem Aufruf, in den er sich selbst einbezogen hatte, Taten folgen: Wie er unserer Redaktion mitteilte, hat er sich direkt an das Schwarzwald-Baar-Klinikum gewandt. In einer E-Mail schrieb er: "Bereits vor der Corona-Pandemie waren die Beschäftigten in den Kliniken einer großen Arbeitsbelastung ausgesetzt. Eine Belastung, die in den momentan schweren Zeiten derart zugenommen hat, dass ein großer Teil der Mitarbeiter/innen an ihre Grenzen angelangt sind – besser gesagt, bereits überschritten haben. Obwohl ich keine medizinische Ausbildung habe – und mit 72 Jahren nicht mehr zu den jüngeren unserer Gesellschaft gehöre, würde ich mich sehr freuen, wenn ich dem überfordertem Personal helfend zur Seite stehen dürfte."

Von Rollstuhl-Schieben bis Botengänge

Dabei könnte er sich folgende Tätigkeiten vorstellen: Essen austeilen, Patienten im Rollstuhl zu den Untersuchungen fahren, Reinigungsarbeiten, Botengänge, Gespräche mit alleinstehenden Patienten führen. "Einfacher gesagt, ich möchte dort ehrenamtlich und kostenlos helfen, wo Hilfe benötigt wird und ich geeignet bin", schreibt Schmidt an das Klinikum.

Dass das Angebot des ehrenamtlichen Engagements nicht nur pandemiebedingt ist, sondern für Gottfried Schmidt wortwörtlich eine Herzensangelegenheit ist, macht er im Schreiben an das Klinikum ebenfalls deutlich. Darin begründet er: "Im Februar 2019 - nach meinem Herzinfarkt – kam ich im Schwarzwald-Baar-Klinikum in den Genuss einer wunderbaren Behandlung. Auch ein Grund, warum ich dem Klinikum meine Mitarbeit anbieten möchte. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich als rüstiger Rentner dem Klinikum in den momentan schweren Zeiten helfen dürfte."

Rückmeldung steht noch aus

Bereits aufgrund seines ersten Aufrufs, in diesen schweren Zeiten zusammen zu stehen und, wenn möglich, ehrenamtlich mitzuhelfen, fragte unsere Redaktion in Pflegeeinrichtungen in Schwenningen nach. Der Tenor: Das grundsätzliche Angebot von ehrenamtlichem Engagement kam bei den Einrichtungsleitern gut an, wenngleich diese in der Umsetzung Schwierigkeiten sahen oder aus Versicherungsgründen dann doch eher zu befristeten Arbeitsverhältnissen tendierten.

Die Antwort des Schwarzwald-Baar-Klinikums, so Schmidt, stehe noch aus. Er selbst hoffe jedenfalls, eine positive Rückmeldung zu bekommen, um sich "als rüstiger Rentner" für die Gesellschaft einbringen zu können.

Info: Kontakt zur Fachstelle

Wer Hilfe benötigt oder anbieten möchte, kann sich bei der Fachstelle Ehrenamt melden, entweder telefonisch unter 07721/82 21 57 oder per E-Mail an ehrenamt@villingen-schwenningen.de. Für die Vermittlung werden bestimmte Daten benötigt, unter anderem Name, Telefonnummer, Stadtteil und die Art des Unterstützungsangebotes oder Unterstützungsbedarfs. Die konkreten Absprachen bezüglich Adresse, Terminvereinbarung und Aufgabenklärung werden von den vermittelten Paaren individuell getroffen.

"Sollten Sie sich bereits zu Beginn der Pandemie als Unterstützerin oder Unterstützer gemeldet haben, können Sie uns gerne mitteilen, ob Sie auch heute noch bereit sind oder die Ressourcen haben, betroffenen Bürgerinnen und Bürgern helfend zur Seite zu stehen", schreibt die Stadtverwaltung.