Beim bild- und effektgewaltigen Spektakel unter dem Motto „Kampf der Gezeiten“ in der Neuen Tonhalle geht es auf die Suche nach dem goldenen Besen. Für Gänsehaut sorgt die neue Hymne aus der Feder der Hexenband
Wenn sich Piratinnen und Piraten untereinander und mit britischen Marineoffizieren, Kannibalen und Hexen einen Kampf um den „Goldenen Hexenbesen“ liefern – dann ist in der Neuen Tonhalle Hexenball.
Zum Motto „Kampf der Gezeiten“ hatte das Regieteam um Tobias Kratt und Dennis Feuerstein unter Mitwirkung von rund 150 Vereinsmitgliedern wieder einmal ein bild- und effektgewaltiges Spektakel auf die Beine gestellt, das den Saal zum Kochen brachte. Dafür hatten die Bühnenbauer sogar eine nahezu originalgroße, bühnenfüllende Piratenkogge gebaut.
Das Publikum in der zwei Mal ausverkauften Tonhalle ahnte bei der Begrüßung durch Peter Pan (Slobodan Vesovic), die Fee Tinkerbell (Meik Gildner) und die „verlorenen Jungs“ (Julian Gildner und Raphael Vesovic) von allem freilich noch nichts. Doch dann ging es Schlag auf Schlag und man sah sich auf die raue See versetzt, über die sich eine Horde Piraten gekämpft und nach dem Verlust ihres Schiffes auf eine einsame Insel gerettet hatte.
Boygroup als wilder Haufen
Die Boygroup – Tobias Bichweiler, Dennis Feuerstein, Nico Hahn, Tobias Kratt und Dennis Viebrans – standen bei diesem Ball nicht nur singend („Sand au da no“, „Hexenfeuer“, „Fastnachtsplanet“) auf der Bühne, sondern bildeten als wilder Haufen auch den roten Faden durch die Geschichte um einen Schatz, den „Goldenen Besen“.
Behaupten mussten sie sich auf der Suche danach gegen hawaiianische Blumenkinder, die Tanzkäpsele, gegen Kannibalen, die Redsocks, gegen eine weibliche Piratenbande, das Damenballett und schließlich auch gegen verführerische Sirenen, die Tanzgruppe der Sarabellos. Auch ihre Gegenspieler, die vom Piratenboss und Besitzer des Schatzes (Dennis Zothner) entsandten Burschen (Alexander Köppe, Nicolas Herbst und Nadeem Samman) erschwerten ihnen die Bemühungen um ihre Rettung, die das Auffinden des Schatzes versprach.
Etwas Erholung fanden sie lediglich in der Sansibar, in der sie auf einen gewitzten Wirt (Slobodan Vesovic: „Ich bin zwar klein, aber auf das Wesentliche reduziert“) und Can-Can-Barmädchen trafen, dargestellt vom Männerballett, das auch noch ohne Rock tanzte. Und auf den „weisen Fährtenleser“ (Dominik Falk), der mit seinen Brauchtumskindern (Noel und Sophia Falk, Gabriel Gildner, Marie Schneider und Leni Weisser) die Älteren im Publikum über Jugendsprache aufklärte. „Wir gendern nicht, wir haben einen Schulabschluss“, hieß es dabei provokativ, und Falk schlug mit einem Augenzwinkern die Hexenzunft als Gleichstellungsbeauftragte der Villinger Fasnet vor, da „die Hexen weiblich sind und am Ende immer das machen, was der Hexenmeister sagt“.
Im Schein der Handylichter
„Wenn die Hexe im Stüble tanzt und im Riet die Wäsche hängt, dann weiß ich, dass ich daheim bin“ – mit diesen Zeilen beginnt eine neue Hexen-Hymne aus der Feder der Hexenband, die sofort die Handylichter zückenden Zuschauer dahinschmelzen ließ. Carsten Dörr, Michael Albiker, Markus Hess und Robert Herrmann sorgten für Gänsehaut, die sich auch beim zweiten und von feurigen Salven begleiteten Song – „Ich komm’ aus der Zunft mit Ha“ – hielt.
Fulminantes Finale
Im Kampf gegen die „Profi-Piraten“ des Bosses obsiegte die Boygroup schließlich und konnte diesem den Besen gegen eine erhoffte Belohnung zurückbringen. Doch der hetzte seine „Ausgeburten der Hölle“ auf sie. Der „Hexentanz“ leitete zu einem fulminanten Finale mit allen Akteuren im goldenen Flimmerregen über, an dessen Ende Zunftmeister Meik Gildner Tobias Kratt nach 15 Jahren als Ballregisseur verabschiedete und zum Ehrenregisseur ernannte.