Ein tödliches Familiendrama wird in Hechingen verhandelt. Foto: Beiter

Ein heute 52-Jähriger hat vor fünf Jahren seine Frau und seinen Vater umgebracht.

Hechingen/Geisingen - Fünf Jahre nach einem tödlichen Familiendrama in Geisingen (Kreis Tuttlingen) kämpft der verurteilte Täter vor Gericht noch einmal um eine mildere Strafe. Das Landgericht Hechingen hat am Montag begonnen, den Fall komplett neu aufzurollen. Denn womöglich ist den Richtern, die den 52-Jährigen damals zu acht Jahren Gefängnis verurteilt haben, ein Missverständnis unterlaufen.

Der 52-Jährige war Anfang 2009 in Rottweil wegen zweifachen Totschlags verurteilt worden. Die Richter waren überzeugt, dass er seine Frau erdrosselt und seinen Vater erhängt hatte. Das bestritt der 52-Jährige gestern auch nicht. Er beteuerte aber, beide hätten ihn vorher aufgefordert, ihnen beim Sterben zu helfen.

Das alleine würde juristisch aber noch nicht ausreichen, um den Prozess neu aufzurollen. Entscheidend für die Wiederaufnahme des Verfahrens ist die Aussage eines Gutachters. Er hatte im ersten Prozess gesagt, dass der Angeklagte wegen seiner Depressionen und mit 2,5 Promille Alkohol im Blut schuldunfähig gewesen wäre.

Doch womöglich kam es zu einem folgenschweren Missverständnis, denn die Richter behaupteten damals in ihrem Urteil, der Gutachter habe lediglich von einer geminderten Schuldfähigkeit gesprochen. Der Gutachter habe das aufgeklärt, sagte der Verteidiger des 52-Jährigen.

Die Richter in Hechingen müssen in dem Verfahren jetzt noch einmal ganz von vorne anfangen. »Das heißt nicht, dass am Ende ein anderes Urteil rauskommen muss«, betonte der vorsitzende Richter, Herbert Anderer. Sicher ist nur: Für den 52-Jährigen kann es nur besser werden. Höher als die damals verhängten acht Jahre Haft darf das Urteil nicht ausfallen.

Der Mann ist nach einer Therapie ohnehin schon seit einiger Zeit wieder auf freiem Fuß. Für ihn geht es um seinen Ruf und womöglich um eine Entschädigung.

Die Frau des 52-Jährigen hatte damals offenbaren müssen, dass sie bei ihrem Beruf als Buchhalterin jahrelang Geld in die eigene Tasche gesteckt hatte. Sie und ihr Mann fürchteten daher um ihren Ruf. Die Richter sind sicher, dass der Mann seine Frau aus eigenem Antrieb tötete, weil sie in seinen Augen die Familie zerstört hatte.